abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
verbalen Missgriff der beiden nie gegeben. Sie wussten sich vor lauter Glück nicht zu halten, denn Queen Berti selbst kam nach vorne und brachte zwei eiskalte Flaschen Fiege aus dem Kühlschrank mit. Das hieß für ihre schlichten Gemüter, alles ist vergeben und vergessen.
Ich beschäftigte mich demonstrativ mit den übrig gebliebenen Zeitungen, die ich für den Lieferanten zusammenschnürte, und tat so, als hätte ich nicht mitbekommen, wer da am Telefon auf mich wartete.
»Hömma, Maggie, Wilma is am Telefon.«
»Ja.«
»Dann geh doch mal hin. Wat wurschtels du hier noch rum?«
»Ich hab’ keine Lust, mit der zu reden. Die hat eh bestimmt schon aufgelegt.«
»Also, weisse, du …«, schnaubte Oma Berti und ging wieder nach hinten.
Herrmanns und Borowski guckten mich böse an.
»Noch’n Bierchen, die Herren?«, fragte ich meine beiden Plagegeister. »Geht aufs Haus.«
»Hör dich dat an, Herrmanns. Gezz will die uns besoffen machen.«
»Mich und besoffen, da musse abba früher für aufstehen.« Herrmanns nahm einen tiefen Zug aus der Bierflasche und schnippte den Bügelverschluss wieder zu. »Weiß du eigentlich, warum et nur noch eine Sorte Bier gibbt, die sonne Verschlüsse hat?«
»Geht’s wieder um eine Wette? Sieh dich vor, Herrmanns.«
»Nee, mit dir wett ich nich – mehr so’ne wissenschaftliche Fachfrage. Der Borowski wusste dat bis grade au’nich.«
»Stimmt. Wusst ich nich. Dat hat der Herrmanns …«
Mir war alles Recht, auch eine Unterhaltung über das Universum der Bierflaschen-Bügelverschlüsse, nur um nicht mit Wilma sprechen zu müssen. Schließlich hatte sie seit meinem peinlichen Auftritt im Café Madrid tagelang Zeit gehabt, über eimerweise Häme nachzudenken, die sie vermutlich jetzt über mich ausschütten wollte.
»Also, dat is ja so …«, Herrmanns Stimme bekam einen so gewichtigen Klang, als hätte er die Lottozahlen für die nächste Woche in der Tasche. Aber ich hatte mich zu früh gefreut, Berti stand schon wieder neben mir.
»Geh ran. Is wichtich.«
»Sei ma stille, Herrmanns«, befahl Borowski und versetzte seinem Kumpel einen Stoß in die Rippen.
»So, ich zeig Euch gezz ma wat richtich Wichtiges. Herrmanns, Borowski: Heute is Zahltag«, sagte Berti streng und schrieb die Summe für den letzten Monat Rentnerbespaßung auf ein Stück Papier. Dann schob sie es durch die Verkaufsluke. Borowski begehrte als Erster auf: »Menno, Berti, so viel? Hab’ ich Tanzmädchen bestellt gehabt?«
»Du has gesoffen wie’n Kerl, jetzt zahl gefälligst wie’n Kerl. Oder hasse wat anne Hände?«
Borowski zückte sein Portemonnaie. Bevor ich mich über Bertis Retourkutsche so richtig freuen konnte, drehte sie sich zu mir und bellte: »Und wat is mit dir? Gehsse gezz telefonieren, oder soll ich Wilma sagen, du has Ohrenkrebs?!«
»Vielleicht hab’ ich den gleich. Wer weiß?«
»Was ist?«, fragte ich so desinteressiert wie möglich in den Hörer.
»Hallo, Maggie. Rita hat uns für Samstag eingeladen. Sie möchte, dass du kommst.«
»Deswegen rufst du an? Was soll ich denn bei Rita? Ich bin so irrsinnig froh, dass ich die seit der Kur nicht mehr gesehen und gehört hab’.«
»Na ja. Sie hat dich schon noch mal gesehen. Nach der Kur.«
»Ja, ja. Im Café Madrid. Und? Darf ich nicht auch mal die Sau rauslassen? Und überhaupt, warum ruft die nicht selber an, wenn sie was von mir will?«
»Hat sie ja. Aber anscheinend hast du ihr die falsche Nummer gegeben. Wie ich dich kenne, absichtlich. Rita sagt, da meldet sich bloß immer irgendein Schuhgeschäft. Du bist wirklich reizend.«
»Ich hab’ eben keine Lust auf irrsinnig-blah-blah grüne Rita. Was will sie denn ausgerechnet von mir?«
»Sie will auf ihre Scheidung anstoßen, und sie will dich unbedingt dabei haben. Konny Sattelmann kommt auch. Ihr Mann hat ihre Abfindung endlich auf Konnys Treuhandkonto überwiesen. Und am Freitag ist es auf ihrem Konto, und das will sie am Samstag feiern.«
»Hat die keine eigenen Freunde? Also, nee, Wilma. Konny Sattelmann und Rita. Nee. Ich komm’ nich.«
»Mich würdest du da auch treffen. Schon drei Gründe, nicht zu kommen. Ich ruf’ dich nur an, weil Rita mich drum gebeten hat.«
»Warum hast du ihr nicht gleich alle meine Nummern gegeben? Du bist doch sonst nicht so zimperlich mit meinem Privatleben.«
»Okay, Maggie. Ich hab’ dir Bescheid gesagt. Tschüss.«
Bevor ich auch nur Luft holen konnte, hatte Wilma aufgelegt.
»Wat wollte se denn?« Oma Berti stand mit
Weitere Kostenlose Bücher