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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Schreibtisch die Zigarette aus der Hand und schrie: »Ihr beiden Tussen wisst ja gar nicht …«
    Wir haben nie erfahren, was wir beide gerade gar nicht wussten, denn Wilma war von ihrem Stuhl hochgefahren. Im selben Moment flog eine lederne Stiftebox über den Schreibtisch in Richtung Konny, verfehlte seinen Kopf nur knapp, und zwanzig fein säuberlich angespitzte Faber Castell 2B flogen durchs Büro. Konny warf laut fluchend mit einem vollen Aktenordner nach uns. Dann segelten binnen kürzester Zeit alle Dinge, die nicht niet- und nagelfest waren, über den Tisch. Heftklammern, Locher und ein Stapel gelber Post-it-Blöcke wechselten die Seiten. Konny schwang gerade seinen ledernen Papierkorb in unsere Richtung, als ich nach der – vermutlich eben erst ersetzten – Schreibtischlampe griff und ausholte. Ich traf im Eifer des Gefechts leider nur die Schreibtischkante. Das grüne Glas zerbarst in tausend Stücke.
    »Ich rufe die Polizei!«, schrie Konny. »Das ist Sachbeschädigung!«
    »Mach doch, mach doch«, skandierten Wilma und ich wie Gören vom Schulhof. Wilma holte mit einem zusammengerollten Schnellhefter aus. Konny duckte sich weg und versuchte, an uns vorbei durch die Tür zu entkommen, als ihn mein Hieb mit dem langen Lineal an der Schulter erwischte. Der nächste Hieb traf seine rechte Hand. Konny hielt sich jammernd die schmerzenden Finger. Wilma hatte sich einen Tacker gegriffen.
    »Seid ihr beide übergeschnappt? Das ist Körperverletzung!«
    »Was du nicht sagst.« Ich bedauerte zutiefst, keinen nassen, eklig stinkenden Kreideschwamm in Reichweite zu haben, den ich Konny in die Hose stecken konnte.
    Bevor Konny begriff, wie ihm geschah, hatte Wilma die Manschetten seines Hemdes aneinander festgetackert. Sie trat einen Schritt zurück und sagte ruhig: »Du hast drei Tage Zeit, das Geld zu beschaffen. Und wir beide sind nur so gnädig, weil wir uns an unsere bewegte, mit dir verbrachte Schulzeit gerne zurückerinnern. Wenn das Geld bis Mittwoch nicht bei Rita ist, zeigt sie dich an.«
    »Konstantin, vielleicht ist es besser, du rufst deinen Vater an und beichtest«, schob ich fürsorglich hinterher und folgte Wilma nach draußen.
    Wir fuhren auf der Königsallee in Richtung Stiepel und ließen uns den Fahrtwind um die Ohren wehen.
    »Was war das denn plötzlich?«, fragte ich. So ganz konnte ich noch nicht glauben, was wir in der Kanzlei angerichtet hatten.
    »Er hat angefangen.«
    »Wir haben es ja mit Vernunft versucht.«
    »Dann hat uns der Schulhof eingeholt. Kann man nichts machen, Maggie. Konny wird’s verschmerzen.«
    »Seh’ ich auch so. Der ruft niemals die Polizei an. Nie im Leben. Der kratzt jetzt seine Rotweinreste zusammen, bestellt sich ’ne Pizza und eine Stange Zigaretten, und vielleicht lässt er sich noch ein Mädel kommen, das ihm den Nacken massiert, damit er morgen geschmeidig den Bückling vor seinem Vater machen kann.«
    »Manche Dinge ändern sich eben nie.«

19
    Als wir vor dem Haus anhielten, war es schon halb acht. Kaum hatte Wilma die Handbremse angezogen, flog die Haustür auf und Nikolaj, ein Leinensakko lässig über die Schulter geworfen, tänzelte auf uns zu. Kajo sah auch völlig verändert aus, er trug zu sauberen Jeans ebenfalls eine Anzugjacke und dackelte hinter Nikolaj her. Ich stieg aus dem Wagen und die Jungs stiegen ein.
    »Hi, Maggie. Schönen Abend noch.«
    »Wo geht ihr hin?«
    »S tarlight Express «, sagte Nikolaj mit leuchtenden Augen. »Wilma hat Karten besorgt.«
    »Sieh zu, dass dir die Rollschuhe nicht über den Scheitel fahren. Echt gefährlich da.«
    »Ja, sie tanzen auf Rollschuhen. Das ist so aufregend.«
    »Und manchmal fliegen sie eben aus der Kurve, Nikolaj. Ich wollte es nur gesagt haben.«
    »Wir treffen uns hinterher mit Ian und Duncan im Madrid. Kommst du nach?«, fragte Kajo.
    »Muss ich die kennen?«
    »Musiker aus dem Orchester. Bass und Keyboard. Die kennen dich vom 1. Mai. Die beiden haben extra nach der verrückten Tänzerin gefragt«, feixte Wilma.
    »Verarschen kann ich mich alleine. Viel Spaß bei Starlight Depressed.«
    »Ich seh schon – die Musical-Hasserin ist nicht zu überreden«, sagte Kajo und machte es sich auf dem Rücksitz bequem.
    »Was meint sie?«, fragte Nikolaj.
    Kajo schaute demonstrativ in eine andere Richtung und sang leise: »Starlight Expreeeeeeesss …«
    »Nix, Nikolaj. Madame möchte den Abend lieber alleine verbringen«, sagte Wilma und gab Gas. Wenn ich geglaubt hatte, dass unser gemeinsames

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