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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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wollte, und stopfte den Kleinkram aus dem Badezimmer in eine Plastiktüte. Dann schlich ich an der aufgebrachten Horde im Wohnzimmer vorbei, holte aus der Küche meine Bialetti, entschied mich für den Bad Camberger Teebecher (Abschiedsgeschenk der Kurklinik) als Ersatz für Charles, nahm die Dose mit dem Espresso, und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, aus der Haustür.
    Ich hatte die Faxen endgültig dicke. Druck hin, Druck her. Und jetzt auch noch Auftritt Hasselbrink. Schöne Gruppentherapie. Hauptsache, ich bin nicht dabei.

27
    Das Taxi hielt vor meiner Haustür. Da war ich wieder, bereit, ein neues Kapitel, zweiter Versuch, in meinem Leben aufzuschlagen: Maggie kümmert sich ab jetzt nur noch um Maggie. Ich brauchte kein Haus in Stiepel – ich brauchte Ruhe! Und ich hatte vor lauter Aufregung schon wieder dicke Backen gemacht. Ich blies die Luft aus und stellte befriedigt fest: Lessingstraße – Stadtpark. Mein Zuhause. 22 Quadratmeter Tränenbunker. 22 Quadratmeter splendid solitude. Meine 22 Quadratmeter!
    Zu meiner großen Freude sah ich, dass die schwarze Folie vom Fenster verschwunden war. Blaschke, du und deine ganze Mischpoke obendrauf: Ihr könnt mich mal!
    Ich schloss die Wohnungstür auf, machte Licht und stand im grellen Schein einer kahlen 100-Watt-Birne zwischen Möbelkartons von Ikea. Strom war also da. Die neue Küchenzeile war installiert, aber noch mit Folie abgedeckt, und es roch entsetzlich nach Desinfektionsmittel und Farbe und noch etwas anderem … Gulli?
    Ich befreite die neue Küchenzeile von der Abdeckung, packte die Bialetti aus und setzte einen Kaffee auf. Dann schaute ich die Ikea-Kartons durch und fand das Bett. Ich schaffte es in Windeseile, das Ding zusammenzubauen. Es hatte ja nur ein Mittelstück und zwei Enden, diesmal war es aus Metall, weiß lackiert und erinnerte an putzig-romantische Mädchenzimmer im Prinzessinnenlook. Hoffentlich hatte mein Vermieter die neuen Vorhänge nicht auch in der Kinderabteilung gekauft.
    Er hätte mich wenigstens mal fragen können, ob ich die Möbel nicht mit aussuchen wollte. Das Bett war wieder nur 90 Zentimeter breit. Der Mann hatte Prinzipien. Ich rollte den Lattenrost auf und legte ihn in den Bettrahmen. Von wegen, bei Ikea fehlt immer was. Stimmt ja gar nicht. Bis jetzt hatte es überhaupt keine Schraube nötig gehabt. Den großen schweren Karton, in dem laut Aufdruck ein Schrank und seine Bauanleitung lauerten, schob ich fürs Erste an die Wand. Man soll sein Ikea-Karma nicht überstrapazieren.
    Die Matratze fand ich vakuumverpackt in einem durchsichtigen Plastiksack. Fasziniert schaute ich der Matratze dabei zu, wie sie sich langsam aufblähte, kaum dass ich sie aus dem Sack gelassen hatte.
    Der Kaffee war fertig. Ich würde jetzt lange und ausgiebig duschen, Kaffee trinken, ins Bett gehen und morgen nach Köln fahren, um dem Rettich die letzte Ehre zu erweisen. Punkt. Danach könnte ich immer noch dem Willen des Herrn Kommissar entsprechen und eine Stippvisite im Präsidium machen. Zur Not könnte er mich auch verhaften lassen, wenn’s ihm denn Spaß macht.
    Ich holte mein Waschzeug aus der Tasche, nahm mein Handtuch und ging ins Bad. Als ich auf den Lichtschalter drückte, tat sich nichts. Noch nicht einmal die Abluftanlage sprang an. Stattdessen schlug mir modrig-feuchter Gestank entgegen.
    Ich riss mein Feuerzeug an und sah – nichts. Es gab kein Bad. Es gab kein Klo, kein Waschbecken und keine Duschtasse. Nichts. Alles weg. An den Wänden war keine einzige Fliese mehr und auf dem Boden auch nicht. Stattdessen stand mitten in dem winzig kleinen Raum ein großer weißer Eimer. Ich bückte mich, leuchtet mit dem Feuerzeug und las die Aufschrift: Schimmel-EX. Daneben waren drei Totenköpfe abgebildet. Fünfzehn Liter Schimmel-Ex? Für ein Bad von 1,3 Quadratmetern?
    Mit dem Feuerzeug leuchtete ich die Decke ab. Schimmelflecken. Die ganze Decke voll, pelzige, grau-braune Wucherungen, die über die Wände in Richtung Fußboden wuchsen. Aus den offenen Abwasserrohren kamen nicht nur der Pesthauch des Verderbens, sondern auch seltsame Geräusche. War da nicht ein Quieken und Schaben? Ein Bild unaussprechlichen Grauens tauchte vor meinem geistigen Auge auf: Eine Armee von Ratten, angezogen vom schwachen Licht meines Feuerzeuges, findet den Weg nach oben, quetscht sich quiekend durch das Abflussrohr und flutet in mein Zimmer. Ich verbrannte mir am Feuerzeug die Finger, die Flamme ging aus. Ich knallte die Tür zu, schloss das

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