abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Ermittlungen in einem Mordfall zu führen! Und du führst mich an der Nase herum, anstatt mir zu sagen, was du weißt! Hast du mir noch irgendwas mitzuteilen?«, insistierte Winnie. Seine Stimme war eisig.
Es war wie im Krimi. Keine Frage: mein Leben ist ein Film. Wo blieb die Schreibtischlampe mit der 2000-Watt-Birne, die mir ins Gesicht gehalten wird?
»Ich werde Herrmanns und Borowski übrigens auf die Fahndungsliste setzen.«
»Ja, mach das, wenn’s dir Freude bringt, alle Menschen zu verdächtigen, die du kennst. Meinetwegen auch Omas Eckensteher! Wie steht’s mit deinem Bäcker? Deinem Tankwart?!« Ich schob ihm das zusammengefaltete Blatt Papier aus dem Swinger-Club über den Tisch und wollte in die Küche gehen. Ich brauchte dringend einen Kaffee und dreizehn Zigaretten.
»Woher hast du das?«
»Frag gefälligst deine Adoptiv-Oma. Die hat’s geklaut. Vielleicht ist die ja jetzt auch verdächtig«, patzte ich ihn an.
»Nicht in diesem Ton, Maggie!«
»Genau, Herr Kommissar, nicht in diesem Ton!«
»Du kommst morgen früh ins Präsidium, machst deine Aussage und lieferst deine Fingerabdrücke für das Ausschlussverfahren ab.«
»Morgen früh kann ich nicht. Da bin ich in Köln bei einer Gedenkfeier. Schon vergessen?«
»Ich sagte, morgen früh im Präsidium! Drücke ich mich unklar aus?«
Ich hörte ihm nicht mehr zu und ging in die Küche. Bevor ich die Tür zuschob, antwortete ich aus sicherer Entfernung: »Versuch’s doch mal mit Russisch, Tortiki. Vielleicht kapier’ ich es ja dann.« Ich schloss die Tür und drehte den Schlüssel um.
Soll doch morgen ins Präsidium gehen, wer will. Ich werde das nicht tun. Wir sind Verdächtige in einem Mordfall!? Herr Blaschke, haben Sie den Verstand verloren?
Ich hörte, wie die Haustür zufiel und draußen der alte Saab gestartet wurde. Als ich die Bialetti auf den Herd gesetzt hatte, drehte ich mich um, um meine Prince-Charles-Tasse auszuspülen. Ich sprang kreischend zwei Schritte rückwärts. Ein Gesicht drückte sich von außen ans Küchenfenster. Winnie klopfte gegen das Glas und sagte: »Morgen früh, Maggie.« Als Charles auf dem Fliesenboden aufschlug und in tausend Stücke zerbrach, war Winnie schon verschwunden. Ich riss das Fenster auf und brüllte ihm hinterher: »Du … Du …!«
Die Haustür schlug zu, und Berti schlurfte mit gebeugtem Rücken auf ihren Wagen zu. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Hoffentlich kein neuer Bandscheibenvorfall. Ich schluckte die Beleidigung herunter, die ich Winnie hatte hinterherrufen wollen und sagte: »Berti, warum gehst du schon? Hast du Rückenschmerzen?«
»Nee. Ach, irgendwie is dat allet ein Durcheinander. Ich geh’ zu Mia. Hab’ ich versprochen.«
»Tschüss dann.«
Hatte sie etwa gehört, wie ich das von der Adoptiv-Oma gesagt hatte? Ich wünschte, ich hätte meinen Mund gehalten. Aber dafür war es zu spät.
Gerade als ich das Fenster wieder schloss, klopfte es zaghaft an der Küchentür. Ich drehte den Schlüssel um, und Nikolaj, nicht weniger bedrückt als Berti, kam hereingeschlurft.
»Morgen gehe ich weg.« Er stupste die Scherben mit einem graziös ausgestreckten Fuß an.
»Feier hier kein Drama, Petruschka. Der kriegt sich wieder ein. Kümmer dich um Kajo. Da machst du was Vernünftiges. Hilf dem Herrn Künstler auf die Bühne«, sagte ich barsch und klaubte die Scherben vom Fußboden auf, »und jetzt essen wir Nudeln.«
»Aber wir hatten doch gerade …«
»Ich will Nudeln, verdammt und zugenäht!«
Und wir bekamen Nudeln. Kajo hatten wir gar nicht die Treppe runterkommen hören, weil wir in der Küche mit Töpfen und Geschirr herumgeklappert hatten und die Spülmaschine immer noch lief. Als wir mit unseren dampfenden Mammutschüsseln ins Wohnzimmer kamen, saß er schon am Flügel und grinste. Ich stopfte Nudeln in mich hinein, so viel ich konnte. Perfekter Frustfraß. Nikolaj machte auf halber Strecke schlapp. Ich hatte den Russen unter den Tisch gefressen.
Mit dicken Bäuchen fläzten wir uns auf dem Sofa. Dr. Thoma hing kopfüber in Nikolajs Nudelschüssel und mampfte. Kajo klimperte auf dem Flügel herum.
»Sag mal, Kajo, schaffst du das Konzert mit dem Knie?«
»Natürlich doch. Alles kein Problem. Was wollte Winnie von dir?«
»Er beschuldigt mich des Mordes. Mich, Wilma, Hasselbrink und Rita. Gemeinschaftlicher Mord an einem ehemaligen Schulkollegen – ganz ohne Motiv, aber immerhin. Und in ein paar Minuten bestimmt auch seine Oma. Und wenn ihm das nicht reicht,
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