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Grad Celsius erhitzen lassen.
Interessant sind darüber hinaus auch die Fresnel-Konzepte, die explizit darauf zielen, Parabolrinnenkraftwerke zu ersetzen. Sie bedienen sich eines Tricks, mit dem auch die Linsen in Leuchttürmen, Autoscheinwerfern oder Digitalkameras arbeiten: Wie das Licht in einer Linse gebrochen – in diesem Fall gebündelt – wird, hängt allein vom Durchmesser der Linse und deren Krümmung ab. Was normalerweise zu sehr dicken Linsen führt, weil man den oberen und den unteren Rand in einer bauchigen Linie verbindet. Fügt man jedoch ringförmige Stufen ein, in denen die Krümmung, ein Stück nach hinten versetzt, erneut beginnt, hat dies auf die Bündelung keinen Einfluss, allerdings benötigt man viel weniger Material. Montiert man die Fresnel-Linsen in einem Solarthermiekraftwerk zudem dicht nebeneinander auf dem Boden, so dass sie das eingefangene Licht auf ein zentral geführtes Rohr mit dem Arbeitsmedium werfen, ist auf weniger Fläche eine höhere Temperatur zu erzielen. Ein weiterer Vorteil dieser Technik könnte die geringere Empfindlichkeit gegen Stürme sein. Auch diese Technik steckt noch in den Kinderschuhen, das zurzeit größte Projekt ist ein 30-Megawatt-Kraftwerk, das in der Region Murcia, Südspanien, entsteht.
Eine spannende und offene Frage ist, ob bei der Solarthermie noch deutliche Wirkungsgradsteigerungs- oder Kostensenkungspotenziale bestehen – denn momentan sind die Erzeugungskosten ungefähr gleichauf mit der Photovoltaik, die auf jeden Fall noch Potenzial hat. »Züge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten« seien die beiden Technologien, so Solarpapst Weber. Da bei der Solarthermie klassische Kraftwerkstechnik zum Einsatz kommt, ist eine Wirkungsgradsteigerung vor allem über höhere Temperaturen des Arbeitsmediums zu erzielen. Neben der Turmtechnik, bei der die höhere Konzentration der Sonnenstrahlen auf einen Punkt zu einem heißeren Medium führt, steht die Weiterentwicklung des Mediums im Fokus. Bei den Komponenten selbst – den Turbinen etwa – dürfte das Kostensenkungspotenzial beschränkt sein, denn sie unterscheiden sich nicht grundsätzlich von den Bestandteilen klassischer fossiler Kraftwerke.
Im Zweifelsfall wird man aber gar nicht für Photovoltaik und gegen Solarthermie (oder umgekehrt) votieren, sondern die spezifischen Vorteile beider Technologien kombinieren. Also das Feld mit Solarzellen für den akuten Strombedarf am Tag auslegen und nebenan das Solarthermiekraftwerk für die nächtliche Grundlast bauen. Eine Richtung, in die sich auch Desertec entwickelt, die Initiative, die uns den Strom aus der Wüste holen will.
Immer wieder werde ich im Zuge meiner Recherche gefragt, warum man eigentlich so wenig vom Desertec-Projekt hört, ob es womöglich ins Stocken geraten sei. 2009 hatten sich deutsche Industrieunternehmen unter Führung der Rückversicherung Munich Re in einer Initiative zusammengeschlossen, die in Nordafrika solarthermische Kraftwerke bauen wollte. Ein Teil des Stroms sollte nach Europa transportiert werden und dort 2050 etwa 15 Prozent des Strombedarfes decken. Ist das ehrgeizige Vorhaben durch die »Arabellion« und den Libyen-Krieg ins Stocken geraten?
Womöglich handelt es sich eher um ein kommunikatives als um ein politisches Problem. Denn der mediale Hype um den Wüstenstrom führte zu der überzogenen Erwartung, es würden schon bald gigantische Kraftwerke in der Wüste stehen und kurzfristig in nennenswertem Umfang unseren Atom- und Kohlestrom ersetzen. Tatsächlich setzte die Planung von Desertec immer darauf, in den Staaten Nordafrikas einzelne Projekte zu realisieren und so allmählich zu einer relevanten Produktionskapazität zu gelangen. Das eine gigantische Kraftwerk, das durch viele Köpfe geisterte, war nie geplant. Am weitesten gediehen sind die Planungen in Marokko, wo im November 2010 das erste Solarthermiekraftwerk Nordafrikas in Betrieb genommen wurde. Die Leistung beträgt bescheidene 20 Megawatt. Auf einer etwa zum gleichen Zeitpunkt durchgeführten Konferenz der Desertec-Industrie-Initiative (DII) überraschte Abdellah Griech, Chef des staatlichen Energieversorgers ONE Morocco, die Teilnehmer mit der Ankündigung, dass bis 2020 Sonnenkraftwerke mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt gebaut werden sollen. Dass das politisch stabile Marokko mit bescheidenen Rohstoffressourcen voranschreitet, ist nicht verwunderlich. Spannend wird sicher die Frage, wie sich die großen Flächenstaaten Algerien und
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