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Abgeschaltet

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Titel: Abgeschaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Winterhagen
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Häuser, das eine solche Kühlung in Deutschland einsetzte, war das der Industrie- und Handelskammer in Freiburg.
    Die Solarkühlung dürfte besonders in Südeuropa oder anderen heißen Kontinenten deutliche Einspareffekte zeitigen. Um den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken, gibt es natürlich viele weitere faszinierende Technologien. Aber so wichtig Energieeffizienz ist, sie ist nicht Thema dieses Buches.
REIFEGRADPRÜFUNG
    Abschließend lässt sich für die Solarenergie festhalten, dass es sich mit Ausnahme der solarthermischen Warmwassergewinnung um eine relativ unreife Form der Stromgewinnung handelt. Aber »unreif« bedeutet keinesfalls chancenlos, sondern lediglich, dass noch viel Potenzial schlummert, um die technischen Wirkungsgrade zu steigern und die Kosten zu senken. Für Ingenieure und Naturwissenschaftler ist das allein Anreiz genug, sich mit einer Technologie zu beschäftigen. Für die Photovoltaik spricht, dass es naheliegend ist, das gewünschte Ausgangsprodukt, also Strom, auf möglichst direktem Weg zu produzieren. Außerdem liegen die Skaleneffekte, die den Strom billiger machen, in der Produktion der Fotozellen, nicht im Betrieb. Somit eignet sich diese Technik hervorragend für dezentrale Erzeugungsstrukturen. Trotzdem sollten die von Desertec und anderen projektierten Solarthermiekraftwerke in der Wüste keinesfalls abgeschrieben werden. Sie bieten eine weitgehend witterungsunabhängige permanente Stromversorgung. Wie alle großen Infrastrukturprojekte sind die Wüstenkraftwerke allerdings auf staatsübergreifende politische Zusammenarbeit angewiesen.
    Die größte Gefahr für beide Technologiepfade stellt überzogene Heilserwartung dar. Sie führt in der Regel nach dem Hype zu Enttäuschung und Ablehnung einer Technik, die zweifellos einen immer wichtigeren Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten wird. Gilt das auch für eine vierte Naturkraft, die sich als Energieressource erschließen lässt: die Geothermie?

NACHWUCHSSTAR GEOTHERMIE?
    »Vor mir sah ich zu meinen Füßen einen See von Eis, der so aussah wie Glas und nicht wie Wasser.«
    Dante Alighieri, Die göttliche Komödie
    Als Dante, geleitet von Vergil, in seiner göttlichen Komödie die Kreise der Hölle durchwandert, stellt er fest: Ganz tief unten in Luzifers Reich brennt keineswegs ein Höllenfeuer. Der Kern der Hölle besteht vielmehr aus Eis. Es ist anzunehmen, dass es sich schon damals nicht um Unwissen, sondern um dichterische Freiheit handelte. Wie heiß es im Inneren der Erde wirklich ist, konnte man am Beginn des 14. Jahrhunderts allerdings nicht wissen.
    Im Kern unseres Planeten herrschen 4000 bis 5000 Grad Celsius. Sehr viel Energie also, die wir aber niemals direkt nutzen können. Denn dazu müssten wir mehr als 6000 Kilometer tief bohren. Allein die Erdkruste ist an Land zwischen 30 und 60 Kilometer dick – aber glücklicherweise ist auch sie bereits alles andere als kalt. Mit jedem Kilometer, den wir in die Tiefe gehen, nimmt die Temperatur um etwa 30 bis 40 Grad zu. Dieser Temperaturanstieg geht nur zum Teil aufs Konto der Wärmestrahlung im Erdinneren. Einen Anteil von etwa 50 Prozent haben natürliche radioaktive Zerfallsprozesse. Denn Uran beispielsweise, aber auch Kalium-Isotope oder Radium zerfallen im Erdinneren und setzen dabei Energie frei.
    Die Erdwärme zum Wohl des Menschen zu nutzen ist keine neue Idee. Schon die Antike kannte Thermen. Und in Island wird heutzutage fast der komplette Wärmebedarf geothermisch gedeckt. Bei uns, wo deutlich weniger Magma in der Nähe der Erdoberfläche vorhanden ist, haben sich zunächst Wärmepumpen etabliert, für die nur wenige Meter tief ins Erdreich gebohrt werden muss. Die spannende Frage ist, ob man Erdwärme auch nutzen kann, um uns mit der edlen und daher raren Energieform Strom zu versorgen. Dazu sind drei Ausgangsbedingungen zu erfüllen: Erstens benötigt manmöglichst hohe Temperaturen, das heißt, man muss in unseren Breitengraden relativ tief bohren. Zweitens muss man die Wärme an die Erdoberfläche transportieren, braucht dazu also Wasser, das man entweder unter der Erde schon vorfindet oder erst hineinpumpen muss. Und weil es kaum gelingt, mehr als 100 Grad warmes Wasser aus der Erde zu holen, ist drittens ein Kraftwerkprozess vonnöten, der auf diesem sehr geringen Temperaturniveau Strom produzieren kann.
    Solche Prozesse gibt es, beispielsweise den Kalina-Prozess, erdacht in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts von dem in die

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