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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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das T-Shirt mittig zwischen dem R und dem I des Erik-Schriftzugs in zwei Teile. Unter dem Stoff quoll der grüngräuliche Ballonbauch des Mannes wie eine Wurst aus seiner Pelle. Im Gegensatz zu den Beinen war der Oberkörper nur schwach behaart. Handbreite Dehnungsstreifen zogen sich wie Narbengeflecht nur wenige Zentimeter unter dem Bauchnabel von einer Seite zur anderen.
    Von wegen, Männer haben keine Cellulitis,
dachte sie und sah sich nach Ender um. Der Hausmeister nahm gerade eine ähnliche Gesichtsfarbe wie die Leiche an.
    »Nein, keine Piercings oder Tätowierungen«, sagte Linda auf Herzfelds Frage nach erkennbaren besonderen Kennzeichen. »Nur eine kleine Narbe unter der linken Brustwarze. Die sieht so aus wie diese Dellen am Oberarm, die man früher von den Impfpistolen bekommen hat, wissen Sie, was ich meine?«
    Wieder hörte sie die Frauenstimme, und diesmal konnte es an ihrem Ursprung keinen Zweifel geben, denn sie empfahl Herzfeld, die nächste Ausfahrt zu nehmen.
    »Wie sieht es im Schambereich aus?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Linda, meinen Sie, ich mache Witze? Ich würde es nicht verlangen, wenn es nicht notwendig wäre.«
    »Ich würde mir eher einen Nagel ins Knie kloppen, als da unten nachzusehen«, sagte Ender hinter ihr. Seine Bemerkung war wohl als emotionale Schützenhilfe gedacht, doch tatsächlich hatte sie den gegenteiligen Effekt. Linda wusste, es war kindisch, aber ihre Überwindungskraft verdankte sie zu einem großen Teil dem Willen, nicht mit dem Angsthasen von Hausmeister auf einer Stufe zu stehen.
    Sie öffnete die Gürtelschnalle. Dann knöpfte sie die Hose auf. Der Rand einer weißen Boxershorts wurde sichtbar. Linda riss die Knopfleiste auf.
    Wie ein Unfall. Das alles hier ist wie ein schlimmer Unfall, an dem man vorbeifährt. Man will nicht hinsehen, aber man tut es trotzdem.
    »Offenbar hat der Mann sich eingenässt, bevor er starb«, sagte sie mit erstickter Stimme. Sie starrte auf einen dunkelgelben Fleck im Schritt.
Eingenässt, mein Gott. Wieso nennst du es nicht beim Namen? Der hat sich vollgepisst.
Herzfeld räusperte sich. »Das ist normal. Am besten, Sie schneiden die Hosenbeine mit der Schere auf, dann können Sie die Kleidung besser entfernen.«
    Guter Tipp. So brauchte sie Erik nicht anzufassen. Die Schere glitt mühelos durch den Stoff. An zwei, drei Stellen verletzte sie leicht die Oberschenkelhaut, was Linda verschwieg, als wäre sie eine Schülerin, die Angst hat, dem Lehrer einen Fehler zu beichten. Schließlich entfernte sie auf diese Weise auch die Boxershorts. Noch gelang es ihr, sich auf die Stoffreste zu konzentrieren, die sie mit beiden Händen zusammenklaubte und unter der Leiche wegzog, bis diese völlig nackt auf dem Seziertisch lag.
    »Irgendwelche Auffälligkeiten?«
    Wonach suchen Sie denn, Sie Irrer? Ein Harnröhrenpiercing? Ein Ring im Hodensack? Ein Tattoo auf der Eichel? Dann muss ich Sie leider enttäuschen.
    »Nein«, sagte sie und schluckte ihre Wut hinunter. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich gedemütigt durch den Anblick des beschnittenen Geschlechtsteils, das unter einem dichten Schamhaarnest begraben lag.
    »Sind seine Beine gespreizt?«
    »Ja, etwas. Weshalb ist das wichtig?«
    »Weil Sie sich den After ansehen müssen, um …«
    »Halt, nein, nein, NEIN !« Linda lachte hysterisch auf und trat kopfschüttelnd vom Tisch zurück. »Auf gar keinen Fall.«
    »Beruhigen Sie sich, okay? Ganz ruhig. Ich verstehe, dass das nicht einfach für Sie ist. Im Moment reicht mir nur ein erster Blick, ja? Sagen Sie mir, ob Sie etwas Ungewöhnliches sehen können, wenn Sie ihm zwischen die Beine blicken.«
    »Nein.«
    »Nein, was?«
    »Nein, dem steckt weder ein Pfeil noch eine Axt im Arsch«, brüllte Linda ihre gesamte Anspannung in den Raum. Für eine Weile lang war es ruhig, selbst das Verkehrsrauschen am anderen Ende der Leitung schien verschwunden.
    Dann meldete sich Herzfeld wieder. »Gut, das soll fürs Erste genügen.«
    »Fürs Erste?« Linda sah sich hilfesuchend nach Ender um, der mit den Achseln zuckte.
    »Jetzt nehmen Sie die Pinzette und drehen Sie damit die Augenlider nach außen um«, forderte Herzfeld.
    »Bitte was?«
    »Einfach unter die Augen fahren und das Lid wie Spaghetti nach außen um die Pinzette eindrehen.«
    »Ich habe Sie schon verstanden. Meine Frage ist nur: Wozu der Mist, Dr. Frankenstein?«
    Linda rieb sich mit dem Handrücken etwas Schweiß von der Stirn. Ihre Säurenarben brannten, als sie mit dem Gummi

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