Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
Vom Netzwerk:
warten ab, bis Sie da sind?«
    »Nein. Ich meine, Sie werden jetzt doch den Hals aufschneiden müssen.«

20. Kapitel
     
    Helgoland.
    A lles spricht dafür, dass der Gegenstand eine Kapsel ist, so wie bei der ersten Leiche. Wollen Sie nicht auch wissen, welche Nachricht darin aufbewahrt ist, Linda?«
    »Nein.«
    Sie zog im Gehen die Handschuhe ab und warf sie in das Waschbecken neben dem Ausgang. Ender hatte die Tür einen Spalt offen gelassen, durch den sie nun mit dem Telefon in der Hand in den Flur hindurchschlüpfte.
    »Ich leg jetzt auf.«
    »Nein, warten Sie. Hören Sie mir zu, bitte.«
    Linda blieb stehen und sah sich orientierungslos um. Für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, ob die Fahrstühle rechts oder links vom Sektionssaal lagen. »Sie können mir versprechen, dass im Himmel Jahrmarkt ist, aber ich werde kein Messer in diesen Mann hineinstechen.«
    »Beantworten Sie mir bitte eine einzige Frage!«
    »Ob Sie den Verstand verloren haben? Ja, ganz eindeutig.«
    Linda sog gierig die Luft ein, doch merkwürdigerweise wollte der Leichengeruch nicht aus ihrer Nase verschwinden.
    Herzfeld fragte: »Was, wenn die Hinweise mich nicht zu Leichen führen sollen, sondern zu Menschen, die noch am Leben sind? Vielleicht habe ich den ersten Hinweis auf Erik einfach zu spät gefunden? Möglicherweise sind wir Teil eines ebenso perfiden wie ausgeklügelten Spiels, und in dieser Leiche vor Ihnen steckt der Name eines Opfers, das noch gerettet werden kann. Und jede Sekunde, die wir hier miteinander diskutieren, gefährdet diese Rettung. Wollen Sie wirklich riskieren, dass wir zu spät kommen?«
    »Das sind alles nur Hypothesen.« Linda hatte den Fahrstuhl erreicht.
    »Die gelbe Plastikkapsel im Hals dieses Mannes ist keine Hypothese. Sie ist real. Sie können sich jetzt zurücklehnen und warten, bis ich bei Ihnen bin. Oder wir nutzen die Zeit, die uns zwischen den Fingern zerrinnt, und retten damit vielleicht ein Menschenleben.«
    Linda lachte gekünstelt und drückte auf den Liftknopf. »Das ist doch absurd. Hören Sie auf, mich anzulügen, Professor.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es geht Ihnen nicht um irgendwelche fremden Opfer. Es geht Ihnen einzig und allein um Ihre Tochter.«
    Herzfeld sagte eine Weile lang nichts, dann schien es Linda, als höre sie ein Zittern in seiner Stimme, was aber auch an den Verkehrsgeräuschen liegen mochte, die mit seiner Frage übertragen wurden.
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ich bin vierundzwanzig«, sagte sie mit ihrer »Gott bewahre«-Stimme.
    »Wollen Sie mal welche haben?«
    Sie schnaubte in den Hörer. »Wenn der Richtige kommt.«
Und wenn der Falsche für immer gegangen ist.
»Ja. Ich liebe Kinder. Ich bin selbst noch eins. Würde ich sonst Comics zeichnen?«
    »Okay, dann haben Sie also schon mit dem Gedanken gespielt. Sie wissen noch nicht, wie es sich anfühlt, eine Mutter zu sein, aber Sie haben eine gewisse Vorahnung, hab ich recht?«
    Laut Anzeigetafel setzte sich der Fahrstuhl vom ersten Stock aus in Bewegung.
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Professor. Und ja, ich an Ihrer Stelle würde genauso handeln, wenn mir jemand meine Tochter weggenommen hätte. Und trotzdem sind Sie ein verdammtes Arschloch, dass Sie mich so unter Druck setzen, einen Menschen aufzuschlitzen.«
    »Linda?«
    »Ja?«
    Sie fragte sich, mit welchem fadenscheinigen Argument er als Nächstes kommen würde, um sie zur Rückkehr in den Sektionssaal zu überreden. Sie hatte mit allem gerechnet. Nicht aber damit, dass er sie zum Lachen brachte: »Wenn ich mich schon als Arschloch beschimpfen lassen muss, können wir uns dann wenigstens duzen?«
    Ihr Lachen schallte durch den Flur. Es war nicht so befreiend, wie sie es sich gewünscht hätte, aber zumindest konnte ein Teil der aufgestauten Anspannung mit ihm entweichen.
    Dann öffneten sich die Fahrstuhltüren, und ihr Lachen ging nahtlos in einen langgezogenen Schrei über.

21. Kapitel
     
    In der Hölle.

    W
ie lange war er schon weg?
    Sie hatte kein Zeitempfinden mehr. Sie wusste nicht, ob sie nie eins besessen hatte oder ob es ebenso wie die Erinnerungen an ihren Namen, ihre Familie und die Umstände ihrer Entführung verschwunden war.
    »Besser, du nutzt die Zeit, die dir noch bleibt«,
hatte die Bestie ihr empfohlen, bevor er ihre Fesseln gelöst und sie alleine im Kellerverlies zurückgelassen hatte. Sie wusste nicht, was er damit gemeint haben konnte.
»Irgendwann komme ich wieder«,
hatte er gesagt – ein möglichst unbestimmtes Ultimatum,

Weitere Kostenlose Bücher