Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
und Tod.
»Und jetzt?«, fragte Linda erschöpft. Sie stand auf, sah an sich herab. Ihre Hände, ihre zitternden Knie – alles voller Blut.
Mein Gott. Und überall meine Fingerabdrücke! In einem Haus, in das wir eingebrochen sind.
»Ender sagt, der Killer ist nicht mehr vor Ort. Trotzdem halte ich es für keine gute Idee, dass du dich im Haus daranmachst.«
»Woran soll ich mich machen?«, fragte Linda verstört, doch dann begann sie zu verstehen.
»Nein, oh nein«, sagte sie, doch Herzfeld überhörte ihre Proteste.
»Schafft die Tote in die Pathologie. Ich melde mich, sobald ich einem ehemaligen Kollegen einen Besuch abgestattet habe.«
26. Kapitel
Z arrentin?«, fragte Ingolf. »Nie von dem Ort gehört.«
Sie hatten mehrere Ordnungswidrigkeiten begehen müssen, um dem Stau auf der Autobahn zu entgehen. Angefangen damit, dass Ingolf rückwärts den Standstreifen zurückgeprescht war, um die zweihundert Meter hinter ihnen liegende Baustellenausfahrt zu erreichen. Jetzt fuhren sie auf einer baumgesäumten Landstraße und überholten jedes Fahrzeug, das sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt.
»Ein Fünftausend-Seelen-Nest am Schaalsee. Ist ein Umweg von nicht mehr als zehn Minuten.«
»Laut Navi, aber ich denke, wir schaffen es in fünf. Doch was, bitte sehr, wollen wir da?«, fragte Ingolf.
»Hier lebt Martinek.«
»Und wer ist das nun wieder?«
Herzfeld seufzte. »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie so wenig wissen wie möglich.«
Ingolf warf ihm einen raschen Blick zu, dann konzentrierte er sich auf die enge Kurve vor ihm, bei der jeder vernünftige Fahrer auch ohne Glatteisgefahr in die Bremse gestiegen wäre.
»Professor Herzfeld, ich bin vielleicht jung, aber ich bin nicht blöd. Ich weiß doch jetzt schon mehr, als Sie es für geraten hielten. Ihre Tochter ist in Gefahr, vermutlich wurde sie entführt.«
Er brachte das Kunststück fertig, selbst in der Kurve noch zu beschleunigen.
»Ich kann mir noch keinen Reim darauf machen, weshalb Sie via Telefon so etwas wie eine ferngesteuerte Obduktion ausführen lassen, und das, so wie es sich für meine Ohren anhört, von einer Frau mit nur geringer oder überhaupt keiner Expertise, aber da es eine oder sogar mehrere Leichen zu geben scheint, sind der oder die Entführer augenscheinlich sehr gefährlich. Ich bin zwar ein wohlerzogener junger Mann, der seinen Mitmenschen gerne behilflich ist, aber im Gegenzug, so denke ich, habe ich mir doch etwas Entgegenkommen verdient, wenn ich mich schon gemeinsam mit Ihnen in Gefahr begebe.«
Herzfeld drehte sich zu ihm. »Sie wollen Informationen?«
»Das wäre überaus zuvorkommend!«
»Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie so reden, als hätten Sie einen Stock im Arsch?« Herzfeld rang sich ein Lächeln ab, um seinen Worten die Härte zu nehmen.
Ingolf grinste. »Und hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie einen ziemlich pubertären Sinn für Humor haben? Einen Hospitanten am ersten Tag nach einem Defibrillator zu schicken …«
Für einen kurzen Moment dachte Herzfeld voller Wehmut an die Obduktion vor wenigen Stunden zurück und daran, dass zu diesem Zeitpunkt seine größten Probleme eine rauschende Heizung im Schlafzimmer, ein vergessener Geburtstag eines alten Schulfreunds, ein Zeitungsabo, dessen Kündigung er schon wieder verpasst hatte, und die ersten grauen Haare an seinen Schläfen gewesen waren. Nicht zu vergessen natürlich seine Scheidung, der drohende Verlust seiner Approbation und die Funkstille zwischen ihm und seiner Tochter Hannah.
Was würde er darum geben, dass alles noch beim Alten wäre!
»Wieso helfen Sie mir?«, fragte er Ingolf, nachdem sie eine Weile schweigend gefahren waren. Es war kurz vor zwölf Uhr mittags, draußen sah es aber aus wie kurz vor Sonnenuntergang. Die Xenonscheinwerfer des Porsches auszuschalten wäre in diesem Schneetreiben einem Suizidversuch gleichgekommen. Sie durchfuhren gerade ein seenreiches Gebiet, zu allem Überfluss zog auch noch Nebel auf. Wenigstens war der Verkehr auf der Landstraße nicht so dicht wie auf der A 24 .
»Wieso spielen Sie meinen Chauffeur?«
Ingolf kratzte sich das vorstehende Kinn und wirkte mit einem Mal nervös: »Zuerst wollte ich höflich sein, als ich Sie im Schneeregen stehen sah. Dann habe ich gemerkt, dass Sie in der Bredouille stecken, und da ich keine Verpflichtungen an diesem Wochenende habe, kam es mir nicht gänzlich ungelegen …«
Herzfeld hob die Hand. »Bla, bla, bla. Ich glaub Ihnen
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