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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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Ender aufklärte. Eine falsche Drehung, ein falscher Schritt, und er könnte für immer gelähmt sein, wenn nicht gar Schlimmeres. Andererseits trat Ender schon der Schweiß auf die Stirn, die Hände zitterten leicht. Früher oder später würde der Schock abebben und der Schmerz zurückkehren – und mit ihm die Erkenntnis. Linda wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie Ender reagierte, wenn er das Messer in seinem Hals entdeckte.
    »Wir sind überfallen worden«, begann sie sich langsam an die Wahrheit heranzutasten.
    »Wem?«, presste Ender hervor. Mit jedem Wort klang seine Stimme einen Hauch verständlicher.
    »Ich denke, von dem, der auch diese Menschen hier auf dem Gewissen hat.« Sie deutete in Richtung der Sektionstische.
    »Verschteck?«
    »Ja, ich hab mich versteckt.«
    So in etwa.
    Ender richtete den Strahl auf die Ausgangstür zu der Matratze auf dem Boden, dann zum Fußboden, um Linda nicht zu blenden. Dabei bemerkte er, dass sich die Schnürsenkel seines rechten Stiefels gelöst hatten. Er wollte sich bücken.
    »Nein, nicht.«
    »Wasch?«, fragte Ender.
    »Der Killer hat dich schwer verletzt.«
    Linda entschloss sich zu einer Notlüge. »Ich fürchte, du hast einen Schädelbruch oder so. Du musst dich ruhig verhalten, darfst dich nicht hektisch bewegen, bücken und dich auf gar keinen Fall anfassen, hörst du? Weder Hals noch Kopf.«
    »Halsch?«, wollte Ender wissen, und da war es zu spät. Bevor Linda ihn abhalten konnte, hatte er bereits den Arm gehoben und bei dem Versuch, sich in den Nacken zu greifen, den Knauf des Messers berührt.
    »Wassch schumm Teufel …«, waren seine letzten, erstaunlich klaren Worte, bevor er zu schreien begann. Erst lautlos, mit aufgerissenem Mund, wie ein Mann, dem man in die Hoden getreten hat und dem die erste Schmerzwelle die Luft zum Schreien raubt. Dann laut und kehlig.
    Allen Warnungen Lindas zum Trotz taumelte er seitwärts zu dem Handwaschbecken neben der Tür, vor der er bis vor kurzem noch gelegen hatte, und richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Spiegel darüber.
    »Vorsichtig«, mahnte Linda ein letztes Mal vergeblich.
    Ender sah sein Spiegelbild und begriff, was er gerade mit seinen Fingern berührt hatte. Seine Lippen formten ein erstauntes O. Er blinzelte, als wäre ihm etwas ins Auge geraten, dann fiel ihm die Taschenlampe aus der Hand. Es knackte laut und hohl, als sie auf den Fliesen aufschlug, kurz bevor Enders erschlaffter Körper es ihr gleichtat und stürzte.

42. Kapitel
     

    D as ist eine Vollausstattung«, keuchte Ingolf mit gepresster Stimme und drückte von seiner Seite auf dem Beifahrersitz aus auf einen Knopf am Lenkrad. Der Motor sprang an. »Hundertfünfunddreißigtausend Euro Listenpreis, also bitte fahren Sie …«
    »Vorsichtig, jaja«, sagte Herzfeld, rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang und setzte mit durchdrehenden Reifen zurück auf die Straße.
    »Halt!«, rief Ingolf und griff nach dem Haltebügel über der Tür. »Nicht so schnell.«
    Herzfeld schaltete mit einem kreischenden Geräusch in den Vorwärtsgang.
    »Und wohin jetzt?«, stellte Ingolf eine berechtigte Frage.
Jetzt, wo wir wissen, wer hinter all dem Wahnsinn steckt?
    Herzfeld raste auf der notdürftig geräumten Landstraße Richtung Ortsausgang und starrte mit leerem Blick durch die noch teilweise beschlagene Windschutzscheibe. Der Schneefall hatte wieder eingesetzt.
    Er zitterte vor Kälte, trotz Stand- und Sitzheizung, allerdings längst nicht so schlimm wie der Sohn des Innensenators neben ihm.
    Ingolf litt unter unregelmäßig auftretenden Schüttelfrostattacken, klapperte nahezu ununterbrochen mit den Zähnen und hechelte beim Sprechen wie ein Hund, der stundenlang in der Sonne gelegen hat. Zudem konnte er seine Finger nicht mehr bewegen, die nahezu um das Doppelte angeschwollen waren.
    »Wir haben viel zu viel Zeit verloren«, wich Herzfeld der Frage aus und beschleunigte auf gerader Strecke.
    Sie hatten das Herrenhaus schon vor einer geraumen Weile verlassen, nachdem ihre Unterwäsche, die sie auf den Rohren des Heizlüfters plaziert hatten, endlich getrocknet war. Der Praktikant trug jetzt einen dunkelblauen Jogginganzug, den Herzfeld in einer Sporttasche im Kofferraum gefunden hatte, und war in die warmen Decken gewickelt, die sie in vorausschauender Weise samt Proviant am Bahnhof für die Reise gekauft hatten. Herzfeld hatte seine Jeans wieder angezogen, obwohl die an einigen Stellen noch feucht war, aber lieber wollte er eine

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