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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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betätigte die Lichthupe, um einen Vordermann von der Überholspur zu scheuchen.
    »Hab ich schon ausprobiert.« Linda klang resigniert. »Kein Anschluss. Vielleicht fehlt mir ja die passende Vorwahl. Ich höre immer nur ein Besetztzeichen. Bei der zweiten geht es mir genauso.«
    »Martinek hat noch eine zweite Nummer in den Stock geritzt?«
    »Ja, auf dem Ende, das in ihrem Körper steckte«, antwortete sie angewidert. »Die Zahlen, soweit ich das erkennen kann, lauten: 908920 705 318 451 .«
    »Hast du das?«, fragte Herzfeld Ingolf leise, der müde nickte. Ohne seine Brille, die er im See verloren hatte, und mit unfrisierten, platt am Kopf klebenden Haaren wirkte er noch mehr wie ein Schuljunge, der die erste Stunde verschlafen hatte. Das ledergebundene Notizheft in seiner Hand verstärkte diesen Eindruck noch.
    »Das könnte alles Mögliche sein«, mutmaßte Linda. »Eine Kreditkarte, eine Kontonummer, ein Schließfach oder ein Passwort.«
    »Punkte«, meldete sich Ingolf neben ihm zu Wort.
    »Was?«, fragten Herzfeld und Linda gleichzeitig.
    Der Praktikant unterstrich die beiden Zahlenreihen auf seinem Notizblock.
    »Wer spricht da im Hintergrund?«, wollte Linda wissen, und Herzfeld fiel auf, dass er ihr noch nichts von seiner Begleitung erzählt hatte. »Ingolf von Appen. Er arbeitet mit mir im Institut und fährt mich«, beschied er knapp in einem Ton, der klarmachte, dass er jetzt keine Zeit mit weiteren Erklärungen verschwenden wollte.
    »Und was hat er gefragt?«, wollte sie wissen. Herzfeld sah zu Ingolf. Der Praktikant unterstrich die beiden Zahlenreihen auf seinem Notizblock. Offensichtlich fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren, die Worte wollten nur stoßweise und unter größter Anstrengung aus seinem Mund kommen.
    »Punkte. Sind da Punkte?«
    »Wo?«
    Ingolf rollte mit den Augen, dann sagte er schwerfällig: »Zwischen den Zahlen.«
    »Moment«, antwortete Linda und schien sich vom Telefon wegzubewegen. Herzfeld hörte Wasser rauschen, dann den Ruf ihrer Stimme aus einiger Entfernung: »Ich säuber den Stock noch mal über dem Ablaufbecken.«
    Herzfeld drehte sich fragend zu Ingolf, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinem Sitz nach vorne zu beugen versuchte.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »PetSave-One«,
stöhnte der Praktikant. Doch bevor Herzfeld nachfragen konnte, wieso er um Himmels willen nun wieder damit anfing, schrie Linda plötzlich auf.
    »Das gibt’s doch nicht!« Ihre Stimme klang jetzt wieder näher.
    »Woher hast du das gewusst? Da sind tatsächlich Punkte.« Ingolf rang sich ein fahles Lächeln ab. »Jeweils einer pro Zahlenreihe, nehme ich an. Die erste beginnt mit 53  Punkt 666 , die zweite mit 9  Punkt 08 , richtig?« Seine Lebensgeister schienen langsam zu erwachen.
    »Ja. Was hat das zu bedeuten?«
    Statt einer Antwort öffnete Ingolf das Handschuhfach, nahm einen ebenso schmalen wie dicken Lederordner heraus und warf ihn Herzfeld in den Schoß.
    »Was soll das?«
    »Das ist die Bedienungsanleitung des Cayenne.«
    »Das sehe ich. Aber was hat das mit den Zahlen …«
    »Ich bin zu müde. Sehen Sie bitte für mich nach.«
    »Wonach denn?«, fragte Herzfeld ungeduldig. Auch Linda wiederholte ihre Frage, was die Punkte zu bedeuten hatten.
    »Navigationssystem. Stichwort: Geokoordinaten.«
    Ingolf deutete auf die Anleitung, und Herzfeld begann zu ahnen, worauf er hinauswollte. »Sie meinen …«
    »Ja.
PetSave-One,
das System, das ich entwickelt habe, schon vergessen? Es arbeitet mit GPS -Daten, und die erkenne ich, wenn ich sie sehe. Die ersten Ziffern sind die Longitude-, die zweiten die Latitude-Angaben. Sie dürfen aber die Punkte nicht vergessen.«
    »Und die kann man einfach in dieses Navigationssystem eingeben?«, fragte Herzfeld, voller Hoffnung, dem Versteck seiner Tochter damit einen gewaltigen Schritt näher gekommen zu sein.
    »Ja«, nickte Ingolf müde. Seine Augen begannen wieder zu flattern, und er hielt sie bereits geschlossen, als er sagte: »Aber nicht
einfach.
Ich hab keine Ahnung, wie es geht …«
    Er gähnte breiter und länger als zuvor und wollte noch einmal zu sprechen ansetzen, doch die Müdigkeit drohte ihn erneut zu übermannen.
    Rasch kündigte Herzfeld Linda seinen Rückruf an und legte auf. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel scherte er über zwei Spuren auf den Standstreifen aus, wo er direkt neben einem Kilometerschild zum Stehen kam.
    Er benötigte quälend lange Minuten, um in der telefonbuchdicken Anleitung des

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