Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
Luxuswagens das Kapitel mit der Programmierung des satellitengesteuerten Navigationssystems zu finden.
Schließlich hatte er es geschafft und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, als der Bordcomputer Ingolfs Vermutung bestätigte.
Martinek hatte tatsächlich in den Stab, mit dem die Richterin zu Tode gequält worden war, die Koordinaten für ein geographisches Ziel eingeschnitzt.
Ein Ziel, das sich laut Display des Navigationssystems mitten in einem Waldgebiet im Landkreis Cuxhaven befand.
Außerhalb befahrbarer Straßen.
Fernab jeder menschlichen Siedlung.
47. Kapitel
A nderthalb Stunden später gruben sich die Breitreifen des Geländewagens tief in den schneebedeckten Forstweg.
Das Navigationssystem warnte schon seit einem Kilometer, dass sie den Bereich befahrbarer Straßen verlassen hatten, seitdem sie in Höhe Hemmoor von der Landstraße in das Waldgebiet abgebogen waren. Die Nordseeküste war noch gute zwanzig Kilometer entfernt, und schon hier zeigte sich eine Schneise der Verwüstung, die der Wind in den vergangenen Stunden geschlagen hatte. Äste waren abgeknickt, eben erst hatten sie einen entwurzelten Baum umfahren müssen. Dabei war der Wagen von einer Böe erfasst worden, die selbst den tonnenschweren Koloss zur Seite gedrückt hatte, so dass Herzfeld das Lenkrad mit beiden Händen hatte packen müssen, um nicht von dem immer schmaler werdenden Pfad geweht zu werden.
Verdammt, wie mag es erst auf hoher See zugehen?
An eine Überfahrt war tatsächlich nicht zu denken.
Die Kronen der Bäume schaukelten wild über ihren Köpfen. Den Schnee, der ihre Äste heruntergedrückt haben musste, hatten sie längst verloren. Nur hin und wieder ergoss sich eine letzte puderzuckerartige Verwehung auf die Windschutzscheibe.
Der Himmel, soweit Herzfeld es durch das Fenster des Schiebedachs über seinem Kopf erkennen konnte, war immer noch verhangen, aber immerhin schneite es schon länger nicht mehr. Dafür wurde es rasch dunkler, obwohl der Sonnenuntergang erst in einigen Stunden bevorstand.
Er musste an Frau Schwintowski denken, die ihren Freitod angeblich gefilmt hatte, bevor sie von irgendjemandem zerstückelt und in einen Umzugskarton verfrachtet worden war.
Es war erst wenige Stunden her, als er heute Morgen mit ihrer Obduktion begonnen hatte. Und doch erschien es ihm wie eine Ewigkeit.
»Wo sind wir?«, fragte Ingolf neben ihm gähnend. Der Praktikant hatte die Fahrt über geschlafen und kam erst langsam wieder zu sich.
»Das wüsste ich auch gern.«
Auf dem Bildschirm des Navigationssystems zeigte sich eine Fahne als Signal dafür, dass sie in wenigen Metern ihr Ziel erreicht hatten. Noch konnte Herzfeld nichts außer licht stehenden Bäumen erkennen, hauptsächlich Kiefern und Birken. Sie setzten die Fahrt noch eine Minute fort, dann begann die schwarz-weiß quadrierte Rennfahne auf dem Bildschirm des Navigationssystems zu wackeln, und Herzfeld stoppte den Wagen.
»Sie haben Ihr Ziel erreicht«, murmelte er zu sich selbst.
Mitten im Nirgendwo.
»Vielleicht hat Linda die Koordinaten im Dunkeln falsch abgelesen?«, mutmaßte Ingolf. Er hatte sich eine Ersatzbrille aus dem Handschuhfach gegriffen und sah sich nach allen Seiten um.
Sie standen an einer Gabelung, von der ein Forstweg auf eine Lichtung führte. Abgesehen von einem Hinweisschild für Wanderer und einem verschneiten Stapel geschlagener Baumstämme in einiger Entfernung gab es nichts zu sehen.
»Okay, von Appen, Sie bleiben hier im Auto. Ich sehe mich nur kurz mal um«, sagte Herzfeld und ließ den Motor laufen, damit das Fernlicht aktiviert blieb, mit dem er das Gelände vor ihm ausleuchtete.
»Sind Sie sicher, dass Sie da alleine rauswollen?«, fragte Ingolf.
»Was soll schon passieren? Hätte Martinek uns töten wollen, hätte er oft genug die Gelegenheit dazu gehabt.«
»Und fast wäre es ihm gelungen«, gab Ingolf zu bedenken. »Was, wenn Sie hier in einer ausgehobenen Grube einbrechen?«
Herzfeld schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das am See war ein Unfall. Ich hoffe es zumindest. Und wenn nicht, wäre das ein Grund mehr, dass Sie im Auto bleiben, damit Sie mich notfalls befreien können.« Herzfeld sah den Praktikanten streng an: »Haben Sie das verstanden?«
»Jawoll, Sir«, sagte Ingolf und salutierte. »Nur eins noch.«
Herzfeld hatte schon die Hand an der Tür. »Was?«
»Brennt es dort drüben?«
Herzfeld folgte der Richtung, die Ingolfs Zeigefinger ihm wies …
Tatsächlich!
Jetzt, da die
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