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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Verkleidung noch unter Tausenden erkannt hätte. Jede Bewegung dieses Mannes war ihm absolut vertraut. Er fühlte sich verraten und hintergangen. Und er schwor Rache.
    Eine Weile raste er ziellos umher, dann, als er sich sicher war, dass ihm niemand folgte, bremste er, wobei Jillian hart gegen die Hinterseite der Rückbank knallte. Ein weiteres Mal ermahnte Ames sich zur Vorsicht. Er verhielt sich ihr gegenüber nicht gerade wie ein Gentleman. Langsam steuerte er den Wagen über einen Trampelpfad tiefer in den Wald.
    Die Sonne würde bald untergehen und die Dämmerung würde Ames' Verbündeter sein im Kampf gegen Detective Joseph Ethan Hayes.

-99-
     
    Ethan saß draußen, auf der verwitterten Bank vor dem kleinen Haus im Wald. Er hatte sich mit seinem Team darauf geeinigt, bis zur Dunkelheit im Garten zu bleiben, auch wenn Gladys der Meinung gewesen war, dass sich Hanson logischerweise eher im Haus hätte verschanzen müssen. Drinnen war es jedoch zu verwinkelt, um den Killer risikofrei zu stellen, weshalb sie Hanson nun als einen Mann darstellen mussten, der nach den aufreibenden Stunden im Verhörraum erst einmal die frische Luft genoss und zudem reichlich dickfellig war.
    Das SWAT-Team hatte mit der sorgfältigen Auswahl des Grundstückes dafür gesorgt, dass weit und breit kein Zivilist getroffen werden konnte, sollte es zu einer Schießerei kommen. Es konnte also losgehen.
    Ethan wandte den Blick nach Westen und sah der Sonne beim Untergehen zu. Das Gewicht seiner Glock am Gürtel und der 38er in seinem Schuh beruhigten ihn. Die Luft kühlte sich langsam ab, sodass er nicht mehr das Gefühl hatte, kollabieren zu müssen. Trotzdem war er angespannt. Er hatte keine Angst, denn er wusste, dass seine Kollegen ihn und die Straße im Blick hatten. Er fürchtete vielmehr, dass der Killer sie entdecken und fliehen würde. Und was dann auf ihn und seine Leute zu kam, wollte er sich gar nicht ausmalen.

-100-
     
    Gladys stand am Fenster und wartete. Es dämmerte bereits. Nicht mehr lange, dann würde es ganz dunkel sein und Ethan würde ins Haus kommen müssen.
    »Bist du nervös?« Donovan war neben sie getreten. Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, obwohl sie allein im Raum waren.
    »Natürlich.« Gladys ließ Ethan nicht aus den Augen. Seine Sicherheit stand an erster Stelle, auch wenn sie alle wussten, dass es für ihn an erster Stelle stand, den Mörder zu schnappen. Es nervte sie, dass sie nur noch zum SWAT-Team und nicht mehr zu Ethan Funkkontakt aufnehmen durfte.
    »Er hat noch zwei Minuten, dann ist es für die Scharfschützen zu dunkel.« Sie hob das Funkgerät zum Mund. Ein kurzes Rauschen. »Noch zwei Minuten, dann kommt er ins Haus.«
    Langsam wurde die Anspannung unerträglich. Es ging hier um zu viel, der Mörder war zu schlau, als dass irgendwer die Sache noch gelassen sehen konnte.
    Im hohen Gras nahe des Sees entdeckte Gladys einen Scharfschützen, der angestrengt in das Dämmerlicht starrte. Sie hoffte, dass er von der Straße aus nicht genau so gut zu erkennen war, denn das würde erklären, warum der Täter sich nicht blicken ließ. Sie sprach diesen Gedanken laut aus. Dann blickte sie wieder auf die Uhr und gab erneut die Zeit durch.
    »Vielleicht ist er einfach doch nicht so ein Superhirn und braucht ein paar Tage, um einen Plan auszuhecken.«
    »Solange kriegen wir dieses Spiel hier niemals genehmigt.« Draußen erhob sich Ethan langsam. Nervös überblickte Gladys erneut die Gegend.
    »Die Presse wird das zerfleischen, was der Captain von uns übrig gelassen hat, darauf kannst du Gift nehmen«, lachte Donovan, wobei eine tiefe Furche zwischen seinen Augenbrauen seine Anspannung verriet.
    »Achtung, Jungs«, rief Gladys ins Funkgerät. »Ethan verlässt seinen Platz und kommt ins Haus!«
     
    Ethan gab sich größte Mühe, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Tausend Szenarien hatten sich innerhalb der letzten Stunden hinter seiner Stirn abgespielt, aber am Ende war rein gar nichts geschehen. Wenn der Mann, der ihm gefolgt war, tatsächlich der Killer war, wartete er vielleicht auf den Schutz der Dunkelheit oder war bereits unbemerkt ins Haus eingedrungen. Oder es war ihm einfach komisch vorgekommen, dass Patrick Hanson stundenlang wie auf dem Präsentierteller da gesessen hatte. Oder er hatte jemanden aus dem SWAT-Team entdeckt. Eine Bewegung am Fenster wahrgenommen. Es konnte so viel geben, das ihn abgehalten hatte. Ethan versuchte, mit den Spekulationen aufzuhören.

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