Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
sei die Folge eines sogenannten One-Night-Stands gewesen, gab die junge Frau an. Den Kindsvater kannte sie gar nicht. Warum sie ihre Schwangerschaft geheim hielt und keine Abtreibung anstrebte, vermochte sie nicht schlüssig zu erklären. Eine Mörderin, sollte das Kind wirklich gelebt haben?
• Eine junge Mutter, die in absolut geordneten, sorgenfreien Verhältnissen lebte und die sich mit der ganzen Familie auf ihr Kind wirklich gefreut hatte, versuchte es einen Tag nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus beim Wickeln zu ersticken, weil das Kind ununterbrochen geschrien hatte. Die junge Frau, die perfekt sein wollte, glaubte ihren Aufgaben als Mutter nicht gerecht zu werden und fühlte sich als Versagerin. In einer Art Kurzschlusshandlung drückte sie dem Kind eine Decke aufs Gesicht, um das Schreien zu unterbinden. Sie kam aber sogleich wieder zur Besinnung und rief sofort den Notarzt. Das Kind überlebte ohne Spätfolgen. Die Justiz beließ es bei einer richterlichen Ermahnung und ging von einer Schwangerschaftspsychose aus. Die junge Frau wurde eine glückliche, gute und fürsorgliche Mutter und das Kind gedieh prächtig.
• Eine drogensüchtige 17-Jährige gebar auf der Toilette eines Schnellrestaurants ein Kind, steckte es in eine
Plastiktüte und trug es zu einem Mülleimer, wo sie das Neugeborene entsorgte. Dann fuhr sie mit dem Zug von München nach Nürnberg. Das Kind wurde gefunden, es war tot. Wie man an den belüfteten Lungen erkennen konnte, hatte es aber gelebt und war gesund gewesen. Die 17-Jährige hatte eine Steißgeburt hinter sich gebracht, ohne jede Hilfe und ohne Nachsorge. Ihre Lebensumstände waren schrecklich. Auf die Idee, sich Hilfe zu suchen, kam sie nicht. Aus Angst, in eine Anstalt zu kommen. Eine Mörderin?
Die Fälle, bei denen Kinder durch den Kindsvater oder den (neuen) Lebensgefährten der Mutter misshandelt und/oder getötet wurden, möchte ich hier ausdrücklich nicht thematisieren. Auch wenn einige dieser Mütter Mitschuld auf sich geladen hatten, weil ihnen ihre Beziehung wichtiger war als ihr Kind. Es sind die Fälle, die zornig machen und die auch »gestandenen« Kriminalern, Juristen und Rechtsmedizinern die Tränen in die Augen treiben können. Wie beispielsweise der Fall eines zweijährigen Mädchens, das auf so unvorstellbar grausame Weise vom jungen Freund der Mutter, der auf den ihm unbekannten Kindsvater eifersüchtig war, zu Tode gequält wurde. Wobei kein Zentimeter des kleinen Kinderkörpers unversehrt geblieben war. Übersät mit Brandwunden, verursacht durch glühende Zigaretten, mussten sogar hartgesottene Profis schlucken, als sie den kleinen Leichnam im Institut für Rechtsmedizin sahen. Man konnte in etwa erahnen, welche Qualen dieses Kind hatte erleiden müssen, bis es, bereits in den letzten Zügen liegend, in der Toilette eines Krankenhauses abgelegt wurde, wo es dann starb. Als der Täter auch noch wegen
Körperverletzung mit Todesfolge zu einer relativ geringen Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt wurde, verloren viele den Glauben an unsere Gerichtsbarkeit. Gott sei Dank hob der Bundesgerichtshof dieses Skandalurteil wieder auf. In zweiter Instanz wurden der Täter und die Kindsmutter von einem Münchner Gericht wegen Mordes zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Worüber Hunderttausende erleichtert waren. Warum? Weil Gerechtigkeit geübt wurde.
Natürlich greifen bei Frauen auch Mordmotive, die außerhalb der Mutter-Kind-Beziehung liegen. Wobei die nachfolgenden Beispiele daran denken lassen, es würde sich hier nicht um frauentypische Taten handeln. Ich bin jedoch der Meinung, dass keiner dieser Fälle genau so und aus den gleichen Motiven heraus von einem Mann begangen worden wäre:
• Eine Frau verließ ihre sechs Kinder und verschwand mit ihrem neuen Liebhaber, dem sie sexuell hörig war. Dieser wollte zwar von ihren Kindern nichts wissen, war aber am nicht unerheblichen Vermögen des Ehemannes interessiert. Also lockte sie diesen, den man durchaus als eine Art gutmütigen Trottel hätte bezeichnen können, zwecks »Verhandlungen« in ein Schnellrestaurant und servierte ihm dort einen Milchshake, der mit reichlich Rattengift versetzt war, welches ihr Liebhaber aus der Türkei eingeschmuggelt hatte. Der brave Ehemann trank arglos und kam noch bis in die U-Bahn. Dort brach er zusammen. Glücklicherweise am Max-Weber-Platz, wo sich das Klinikum Rechts
der Isar befindet, das über eine weltbekannte Toxikologische Abteilung verfügt.
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