Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
und Weise der Durchführung. Wobei es natürlich immer Ausnahmen gibt, keine Frage. Aber in der Mehrzahl aller Fälle waren es Männer, die nicht verkraften konnten, verlassen zu werden, und deshalb zu Mördern an den Menschen wurden, die ihnen am nächsten standen. Wobei viele von ihnen anschließend Selbstmord begingen.
Bei insgesamt 15 von ca. 100 Tötungsdelikten, die ich eigenverantwortlich bearbeitet habe, hatte ich es mit Täterinnen
zu tun. Dieser 15-prozentige Frauenanteil meiner persönlichen Statistik entspricht sogar der bundesweiten Statistik, wonach tatsächlich etwa 10 bis 15 Prozent aller Tötungsdelikte (Mord, Totschlag, Körperverletzung mit Todesfolge) von Frauen begangen werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 85 bis 90 Prozent aller Tötungsdelikte auf das Konto von Männern gehen. Aggression und Gewalt sind also nach wie vor Domäne des männlichen Geschlechtes. Und trotz Emanzipation, Gleichstellung und Gleichberechtigung hat sich daran nichts geändert. Ob Frauen in Ländern, in denen sie noch unterdrückt werden, häufiger oder weniger häufig töten, wäre interessant zu wissen, darüber liegen aber keine zuverlässigen Erkenntnisse vor.
Frauen sind jedenfalls weniger gewalttätig, weniger aggressiv und weniger gefährlich als Männer. Alle? Nein, nicht alle. Es gibt natürlich auch hier Ausnahmen. Ich sage bewusst Ausnahmen, weil es nicht dem weiblichen Naturell entspricht, anderen Menschen körperliche Gewalt anzutun. Mit einer Ausnahme: Kindstötungen. Hier sind Frauen dominierend. Wobei man differenzieren muss zwischen Kindstötung (ca. 50 Fälle pro Jahr in Deutschland) und Kindsmord bzw. tödlicher Kindsmisshandlung, auch wenn es den § 217 StGB (Kindstötung) nicht mehr gibt, weil er in den §§ 211, 212 StGB (Mord, Totschlag) aufgegangen ist.
Bei fünf der insgesamt 15 Täterinnen handelte es sich um Beschuldigte, die ihr eigenes Kind getötet oder dies versucht hatten. Eine Teilantwort auf die Frage, warum Mütter ihre Kinder töten, lässt sich vielleicht erahnen, wenn man in die Nachkriegszeit zurückblickt. In den Jahren von Mai 1945 bis Dezember 1950 wurden allein
in München 375 vollendete und ca. 170 versuchte Tötungsdelikte registriert. Also mehr vollendete als versuchte Morde, was außergewöhnlich ist und damit zusammenhing, dass ein Großteil der Opfer Kinder waren. Kinder sind leichte Opfer und haben weniger Überlebenschancen, wenn sie verletzt werden. Ein Neugeborenes kann sich nun einmal nicht wehren und es bedarf auch nur geringer Gewaltanwendung, um es zu töten. Die Frage, ob eine Mutter, die ihr Kind nach der Geburt tötet, zur Mörderin wurde, hing damals und hängt auch heute immer vom Einzelfall ab. So kann zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass zumindest einige Mütter damals ihre Kinder nur deshalb töteten, weil sie ihnen einen grausamen Hungertod oder anderes Leid ersparen wollten.
Aber es gab auch andere Motive, die aus einer scheinbaren Ausweglosigkeit heraus entstanden waren. Wenn man das Jahr 1950 herausgreift, so war damals in München die Zahl der Mordopfer auf »nur« noch 30 gesunken, wobei es sich aber bei der Hälfte der Opfer noch immer um Kinder handelte. Allerdings war es nun nicht mehr der drohende Hungertod, sondern eine andere Art von Not: Viele Frauen töteten ihre Kinder, weil sie vor ihren aus der Gefangenschaft heimkehrenden Männern verheimlichen wollten, dass sie sich - oft in dem Glauben, der eigene Mann sei gefallen - einem anderen Mann zugewandt hatten. Eiskalte Mörderinnen?
Wer schaut nicht mit Schaudern und Entsetzen in diese schlimme Vergangenheit zurück? Aber sind die Zeiten wirklich besser geworden, was die Gewalt an Kindern betrifft? Nein, im Gegenteil! In der Nachkriegszeit befanden sich die Menschen vielfach in akuten Ausnahmesituationen.
Heutzutage leben wir im Wohlstand. Gerade deshalb sollte man einmal darüber nachdenken, warum bei uns laut einer Statistik des »Bundes deutscher Kriminalbeamter« (BdK) im Jahre 2008 nicht weniger als 19 000 (in Worten: neunzehntausend) Kinder unter 14 Jahren gequält, verprügelt, verbrüht und vergewaltigt wurden. Eine Zahl, die sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Nicht eingerechnet sind Tausende von Kindern, die sexuell missbraucht wurden und werden. Denn jedes kinderpornografische Foto bedeutet ein missbrauchtes Kind. Das sollten sich Pädophile, Päderasten und sogenannte Datenschützer, die für die »Freiheit im Netz« auf die Straße gehen, hinter ihre
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