Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
heimtückischen Gift nur eine untergeordnete Rolle hinsichtlich der Wahl der Tatmittel spielt - hier dominiert einsam an der Spitze noch immer das gute alte Messer - greifen angeblich die meisten Mörderinnen noch immer zu Gift, meist zu Rattengift oder E 605. Giftmorde sind aber weitgehend rückläufig. Denn während Gifte bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Körper so gut wie nicht nachzuweisen waren, gelingt der Medizin heutzutage ein präziser Nachweis nahezu immer. Bei welchem Gift es nicht oder nur sehr schwer möglich ist, werde ich hier nicht thematisieren, da ich ja schließlich keine Empfehlungen aussprechen möchte. Noch dazu, wo es so erschreckend einfach ist, wenn man es weiß. Für die Opfer ist es übrigens ein grausamer, qualvoller Tod, sodass man möglicherweise nicht nur heimtückisch handelt, sondern auch das Mordmerkmal der Grausamkeit erfüllt. Nicht selten ist der lästige
Ehemann, den man endlich loswerden will, das Opfer. Auslöser sind oft Gewalt in der Ehe, Eifersucht oder ein Liebhaber, für den man frei sein möchte. Nicht zu vergessen das eventuelle Erbe.
Was meines Erachtens in Bezug auf Mörderinnen vernachlässigt wird, ist der sogenannte Auftragsmord. Ich bin überzeugt, dass die Anstiftung zum Mord durch Frauen eine wesentlich größere Rolle spielte und spielt, als man gemeinhin annehmen möchte. Diese Variante tritt nur deshalb etwas in den Hintergrund, weil die Auftraggeberinnen oder Anstifterinnen oft gar nicht bekannt sind oder überführt werden konnten und können. Männer lassen sich besonders gerne dann instrumentalisieren, wenn sie Frauen hörig sind. Was meine persönliche Statistik betrifft, so hatte ich es jedenfalls nur einmal mit einer Giftmörderin zu tun, während ich wesentlich häufiger mit Fällen beschäftigt war, bei denen Männer die Drecksarbeit erledigt haben und eine Frau im Hintergrund die Fäden zog oder die Tatherrschaft innehatte. Wobei viele dieser Instrumentalisierten nicht glauben oder begreifen wollten, dass sie ausgenutzt wurden. In Insiderkreisen nennt man solche Typen vulgär »schwanzgesteuerte Trottel«. Die meisten von ihnen wollten sogar die gesamte Schuld auf sich nehmen, und es bedurfte oft langwieriger Überzeugungsarbeit, um ihnen die Augen zu öffnen. Der bekannteste Fall war der des Schauspielers Günther Kaufmann, der nicht gewusst haben will, dass die Mörder seines Steuerberaters und Geldgebers von seiner Ehefrau geschickt worden waren. Angeblich um sie zu schützen, nahm er sogar 15 Jahre Gefängnis in Kauf. Wovor er sie allerdings schützen wollte, wenn er nicht gewusst haben will, dass sie dahintersteckte, bleibt
sein Geheimnis. Und warum er sie auch noch schützen wollte, als sie schon gestorben war, ebenfalls.
Ein weiterer Grund, warum man das Mordmerkmal der Heimtücke sogar als frauenfeindlich bezeichnet hat, betrifft jene Deliktsart, die man als Affekttaten kennt. Also nicht den geplanten Mord, bei dem das eiskalte Kalkül im Vordergrund steht, sondern jene Fälle, bei denen man »auf der Stelle zur Tat hingerissen wurde«, bei denen also die pure Emotion die Situation eskalieren ließ. Es sind die Auseinandersetzungen, die dann als versuchter oder vollendeter Totschlag angeklagt werden. Klassisch: Streit, körperliche Gewalt, schwere Verletzungen. Häufigstes Tatwerkzeug: das Küchenmesser. Platz zwei: Gewalt gegen den Hals (würgen oder drosseln). Platz drei: Schlagen und Treten, mit oder ohne Werkzeug.
Die Natur hat es nun einmal so eingerichtet, dass Männer körperlich stärker und damit im Vorteil sind. Sie müssen nicht warten, bis sich eine Gegnerin abgewandt hat. Fast immer greifen Männer frontal an und gehen von Angesicht zu Angesicht auf die Frauen los. Wenn sie dann auch noch betrunken waren und angeblich im Affekt handelten, kommen sie meist mit einer Verurteilung wegen Totschlags davon. Frauen dagegen, sollten sie erst dann zugestochen haben, als ihnen der Überlegene den Rücken zugewandt hatte, erfüllen unter Umständen das Mordmerkmal der Heimtücke, weil sie die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausgenutzt haben. Und wenn ein Mordmerkmal erfüllt ist, droht lebenslange Freiheitsstrafe. Ungerecht? Na ja, ich denke, unsere Gerichte wissen die Dinge schon richtig einzuschätzen und zu beurteilen. Vorsichtshalber habe ich aber immer dann, wenn ich irgendwo einen Vortrag gehalten habe, den anwesenden
Damen geraten, im Fall der Fälle nur von vorne anzugreifen - ein Ratschlag, der stets dankbar und mit großer
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