Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
Begeisterung aufgenommen wurde. Ich mag Frauen eben.
Übrigens: Bei etwa 80 Prozent aller Gewaltdelikte spielt der Alkohol eine wesentliche Rolle. Gäbe es keinen Alkohol, hätten wir Polizisten nur halb so viel Arbeit. Und zwar in vielen Bereichen, angefangen beim Straßenverkehr bis hin zu Tötungsdelikten. Das betrifft sowohl Männer als auch (immer mehr) Frauen und leider immer öfter Jugendliche und sogar Kinder. Wobei die Grenzen zwischen sinnlosem Saufen, das man meist Männern zugeschrieben hat, und heimlichem Trinken, das eher als frauentypisch galt, immer mehr verschwimmen. Wer’s nicht glauben mag, dem empfehle ich einen Besuch des Oktoberfestes in München, dem größten Volksbesäufnis der Welt. Prost!
MORDLUST
Dr. Manfred W. hatte den ganzen Tag über angestrengt gearbeitet und sich nach Feierabend einen Besuch in der Sauna gegönnt. Der HNO-Arzt machte sich knapp nach 23.00 Uhr auf den Heimweg. Bewusst ging er zu Fuß, auch wenn das Wetter nicht gerade einladend war. Es war kalt und es nieselte in dieser Herbstnacht. Die Straßen waren menschenleer, als er auf dem breiten Gehweg stadtauswärts ging, die Sporttasche um die Schulter gehängt. Vorbei an der U-Bahn-Station »Michaelibad« und weiter in Richtung der kleinen Grünanlage, die am Beginn des Ostparks angelegt worden war.
Die Fußgängerunterführung war nur dürftig ausgeleuchtet, da etliche der Leuchtstoffröhren nicht funktionierten. Eine gespenstische, fast schaurige Stimmung war das in diesem ca. 50 Meter langen Tunnel, dessen weiß gekachelte Wände den Charme einer Leichenhalle vermittelten, auch wenn sie über und über mit Graffiti »verziert« und teilweise abgeschlagen waren. Ein ausgesprochen hässlicher, abstoßender, deprimierender Ort, an dem es auch noch kräftig nach Urin stank. Dr. Manfred W. hatte fast schon die andere Seite erreicht, an der eine Treppe wieder nach oben führte. Vermutlich vernahm er noch die schnellen Schritte, die sich von hinten näherten.
Anzunehmen ist auch, dass er dem Mann noch ins Gesicht sah, der ihn an der Jacke packte und herumriss. Mit Bestimmtheit kann man sagen, dass er auch noch den stechenden, brennenden Schmerz verspürt haben muss, als ihm die linke Wange aufgeschlitzt wurde, während er die Stiche in die Brust vermutlich nur als dumpfe Schläge empfunden haben dürfte. Zumindest weiß man, dass Messerstiche meist gar nicht gleich als solche verspürt werden, was mit der Ausschüttung irgendwelcher Hormone zusammenhängen soll, die den Schmerz kompensieren. Dr. Manfred W. sank zu Boden und dürfte innerhalb der nächsten 15 bis 20 Minuten verstorben sein. Genau weiß das niemand. Ob er den Mann, der kurz nach der Tat ganz schnell an ihm vorbeigehuscht war, wahrgenommen hat, ist fraglich. Die beiden anderen Männer, die sich fünf oder zehn Minuten später über ihn gebeugt hatten, dann aber doch weitergingen, könnte er vielleicht noch im Unterbewusstsein registriert haben.
Die junge Frau war besorgt. Es war bereits 1.00 Uhr, die Sauna hatte schon geschlossen, und ihr Mann war immer noch nicht zu Hause. Absolut ungewöhnlich. Nie wäre er einfach weggeblieben, ohne ihr Bescheid zu geben. Sie war sich sicher, dass er nie und nimmer in irgendeine Gaststätte nach dem Saunabesuch gegangen wäre. Es gab einfach keine Erklärung für sein Fernbleiben. Ein Handy hatte er nicht dabei. Bei Freunden und Bekannten war er auch nicht. Also rief sie beim zuständigen Polizeirevier an. Sie wusste, dass ihr Mann zu Fuß nach Hause gehen wollte, und sie kannte auch den genauen Weg, den er genommen haben müsste.
Der Polizist am Telefon war sehr freundlich und verständnisvoll. Ein klassischer Vermisstenfall liege zwar nicht vor, aber die Nacht sei ruhig und so würde er einen Streifenwagen die Strecke abfahren lassen. Bereits eine halbe Stunde später fanden die Polizisten die Leiche von Manfred W. Sie lag unterhalb des nördlichen Treppenab- bzw. -aufganges der Fußgängerunterführung, welche die breite Fahrbahn an dieser Stelle unterquert. Die Blutlache, die sich unter dem Körper ausgebreitet hatte, war teilweise schon geronnen und in ihr fanden sich keinerlei Fußabdrücke. Gott sei Dank hatten die beiden Polizisten sofort einige Fotos mit ihren privaten Handys gemacht, die zwar nicht dem erforderlichen Qualitätsstandard entsprachen, aber immerhin die Lage der Leiche und die ursprüngliche Blutlache insoweit dokumentierten, als man sagen konnte, welche Spuren bzw. Veränderungen vom
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