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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ahnen, dass es sich um Messerstiche handelte. Sie kam gar nicht mehr dazu, um Hilfe zu schreien. Dass sie nicht verblutete, verdankte sie einem Zeitungsausträger, der nur zwei Minuten später vorbeiging und die Frau am Boden liegen sah. Vorher hatte er einen Mann wegrennen sehen, der aus der Hofeinfahrt wie vom Leibhaftigen gehetzt herausgekommen war.
    Karla F. überlebte dank der raschen Rettung. Zwei der insgesamt sechs tiefen Messerstiche hatten die Lunge getroffen und wären absolut tödlich gewesen, hätte sie nicht schnell ärztliche Hilfe erhalten. Vom Täter hatte sie nichts gesehen und außer seinen schnellen Schritten
auch nichts gehört. Aber wir hatten unseren Zeitungsausträger, der sich als durchaus brauchbarer Zeuge erwies. Den Mann beschrieb er als noch ziemlich jung, etwa Mitte zwanzig, auffallend klein und schmächtig, aber blitzschnell und völlig dunkel gekleidet.
    Nun waren wir sicher, dass sich in Schwabing ein Serientäter etabliert hatte. Wieder war es die Nacht vom Freitag auf den Samstag. Besorgniserregend war die deutlich erkennbare Steigerung seiner Gewaltbereitschaft. Angefangen hatte er mit dieser unerklärlichen Blutentnahme, dann setzte er ein Messer ein. Beim ersten Mal stach er einmal zu, zuletzt schon sechsmal. Das nächste Opfer könnte tot sein. Obwohl eigentlich auch schon Karla F. an ihren Verletzungen hätte sterben können. Es drängte sich der Eindruck auf, als ob es dem Täter nicht um seine sexuelle Befriedigung, sondern um Bestrafung und Demütigung der Opfer gegangen wäre - für etwas, wofür möglicherweise jemand anderes verantwortlich war? Wir kämpften gegen die Zeit, und der Druck wuchs.
    Schwabing geriet in Panik. Die Überfälle auf Frauen wurden zu Recht zur Dauerschlagzeile, denn in erster Linie musste natürlich die Bevölkerung gewarnt werden. Außerdem versprachen wir uns von der Veröffentlichung des Phantombildes rasche Hinweise auf ähnlich aussehende Personen. Solche kamen dann auch zuhauf. Wobei ich bis dahin nicht ahnte, wie viele kleine Männer es gab. Gleichzeitig erlebte die Schwabinger Gastronomie einen merklichen Einbruch der Umsätze, weil sich die Frauen nachts nicht mehr trauten, alleine auszugehen. Irgendwie war die Unbekümmertheit, die Fröhlichkeit und die für Schwabing so typische Lockerheit weg. Das hing eben damit zusammen, dass es sich um eine unbekannte, nicht
berechenbare Gefahr handelte und jede(r) befürchten musste, das nächste Opfer zu werden. Bei solchen Gemeingefahren werden die Fähigkeiten der Strafverfolgungsbehörden ganz schnell in Frage gestellt, sollte die Aufklärung allzu lange auf sich warten lassen. Dann werden die Dienststellen, die solche Delikte zu bearbeiten haben, im positiven wie im negativen Sinne zum Aushängeschild der gesamten Polizei. Und wehe, es werden Fehler gemacht. Dann gerät man als verantwortlicher Dienststellenleiter unter enormen Druck.
    Neben der Ermittlung des Täters ging es aber in erster Linie um den Schutz der Menschen, und deswegen patrouillierten fortan Hunderte von Polizisten nächtens durch die Straßen Schwabings, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken. Dabei kontrollierten sie jede männliche Person, die ihnen verdächtig vorkam. Egal ob groß oder klein. Der »Messerzwerg von Schwabing«, wie er inzwischen sogar in den Medien genannt wurde, blieb jedoch verschwunden.
     
     
    Diesmal vergingen zwei Wochen. Es war wieder die Nacht von Freitag auf Samstag. Allerdings war es kein Messerüberfall auf eine Frau, sondern ein gemeingefährlicher Brandanschlag. In einer großen Tiefgarage war vorsätzlich ein Fahrzeug in Brand gesteckt worden. Das Feuer griff auf insgesamt zwölf Fahrzeuge über, die völlig ausbrannten. Nur einem Großeinsatz der Feuerwehr war es zu verdanken, dass es nicht zur Katastrophe kam und die anderen ca. 50 Autos in der Tiefgarage zu brennen angefangen hatten. Von dem oder den Tätern fehlte jede Spur.

    Es war der sechste Brandanschlag dieser Art in Schwabing innerhalb der letzten drei Monate. Während wir also den »Messerzwerg« suchten, suchten die Kollegen der Brandfahndung einen Serienbrandstifter, der es hauptsächlich auf Fahrzeuge in Tiefgaragen abgesehen hatte. In allen Fällen war unter den Pkw Feuer gelegt worden, indem Lumpen oder sonstige Gegenstände, die man in jeder Garage oder Mülltonne findet, mit einem Brandbeschleuniger, vermutlich Benzin, getränkt und angezündet wurden.
    Die Einsatzkräfte der Polizei hatten den

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