Abiona - Das Bündnis (German Edition)
anderen auf!«
»Deshalb bin ich hier.«
»Ja, ich weiß, Danke!«
Er klopfte Torfun auf die Schulter und wollte sich aufmachen, doch der Dämon hielt ihn zurück. »Warte. Diese wirst du brauchen.« Er drückte Shekowah eine der Fackeln in die Hand und der König nahm sie grimmig lächelnd entgegen. Sein Blick fiel dabei auf die Priesterin Kaisho, die aufgeregt winkend auf ihn zugerannt kam. »Shekowah, warte!«
»Was ist?«, fragte der König ungeduldig, als sie atemlos vor ihm zum Stehen kam.
»Ich muss dir etwas sagen. Etwas, dass ich herausgefunden habe.«
»Später, Kaisho. Ich muss zu Eldana. Sie ist…«
»zu Ionason, ich weiß. Und genau darüber wollte ich mit dir reden.« Sie warf Torfun einen merkwürdigen Blick zu und verstummte. Torfun verstand. »Ich gehe dann mal… aufpassen«, sagte er höflich verhalten. »Möget ihr das Richtige tun.« Er verneigte sich knapp und schritt zum Vorplatz der Kathedrale zurück.
Shekowah sah die Priesterin durchdringend an. »Was hast du herausgefunden?«
Kaisho holte tief Luft. »Es geht um eine Methode, einen Dämon zu besiegen oder ihn loszuwerden. Ich habe es gelesen, in dem Buch einer falerischen Priesterin aus dem 4. Jahrhundert.«
»Kaisho…«
»Ja, ich mach‘s kurz. Ich hätte dem keine Bedeutung zugemessen, wenn Mel es nicht auch vorgeschlagen hätte. Es geht um eine Art… Dämonenspeisung.«
»Dämonen...«
»…speisung, ja. Sie werden mit dem genährt, was sie am Nötigsten haben, doch dazu muss man mit ihnen reden und erst einmal wissen, was sie verlangen, um dann auf ihre wahren Bedürfnisse zu stoßen.«
Shekowah setzte sich in Bewegung. »Komm mit. Erzähl es mir unterwegs.«
Er lief los und Kaisho folgte ihm atemlos. Ihre Worte kamen nun stoßweise über ihre Lippen.
»Es kann zum Beispiel sein, dass ein Dämon von dir verlangt, dass du einen anderen verletzt oder gar tötest. Das ist das, was er verlangt. Fragt man ihn aber danach, was er braucht, braucht und nicht verlangt, das ist der Unterschied, dann wird er vielleicht antworten, er braucht Liebe oder Anerkennung oder Vergebung, denn diese Sehnsüchte stehen oft hinter dem Verlangen. Und sie wurden nie befriedigt!
Füttert man nun diesen Dämon mit dem, was er wirklich braucht, zum Beispiel mit Liebe, dann wird er nicht größer, sondern kleiner und löst sich schließlich ganz auf.«
»Und wie soll das mit dem Speisen praktisch funktionieren?«
»Nun ja, mental natürlich. Man verlässt seinen Körper und verwandelt ihn in eine Art Saft oder Nektar, also je nach Bedürfnis des Dämons in Freundschaftsnektar, Liebesnektar oder sonst ein angenehmes Getränk. Dann lässt man ihn davon essen beziehungsweise trinken, bis er satt ist.«
»Man gibt ihm den eigenen Körper zu essen?«
»Nun ja, man ist ja nicht mehr anwesend im Körper. Man braucht Vorstellungskraft, sonst geht es nicht!«
»Und das soll funktionieren?«
»Ich weiß es nicht, aber Mel hat ständig davon gesprochen, sie müsste ihm Suppe kochen und ihn füttern, damit er verschwindet.«
»Aber er ist immer noch hier!«
»Ja, weil Ionason nicht Mels Dämon ist, sondern Eldanas.«
»Komm!«, sagte Shekowah jetzt angespannt. »Dort vorne ist sie!«
Sie rannten los und holten Eldana noch ein, bevor sie den Eingang zu Mels Höhle durchschritten hatte.
Isibil
Als Jack erwachte, konnte er sich kaum noch bewegen. Jemand hatte ihn mit schwarzen, dünnen Seilen gefesselt und in eine dunkle Kammer gebracht. Stöhnend richtete er sich so gut es ging auf und lehnte sich mühsam an die raue Höhlenwand.
»Bist du unverletzt?«, fragte eine warme Stimme neben ihm.
Jacks Herzschlag beschleunigte sich und er wandte sich suchend um. Doch im Zwielicht der Kammer, in die man ihn gepfercht hatte, konnte er kaum etwas erkennen.
»Tenkara?«
»Ja, ich bin es. Leider hat sie auch mich gefesselt.«
»Gefesselt?«
»Wie soll ich es sonst nennen? Ich kann mich nicht einmal mehr verwandeln.«
Ihre Stimme schwieg und Jack ließ den Blick achtsam durch den Raum gleiten. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Düsternis. Der Ort, wo sie gefesselt, auf kargem Fels lagen, sah aus wie eine provisorische Wohnhöhle. Hier gab es ein Bett, einen Steintisch, eine kreisrunde Feuerstelle und einige Regale. Alles wirkte plump und grob, denn die Möbelstücke waren von ungeübter Hand in das rohe Felsgestein gemeißelt worden.
An den Wänden hingen allerlei Utensilien: ein großer Schöpflöffel aus Holz, eine noch größere Kelle aus
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