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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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Schöpfungskraft aussaugt, als wäre ihre Gabe Schlangengift! Deshalb fristest du ein Leben, das keines mehr ist in der glanzlosen Stille dieses Zwischenreiches und wartest inständig auf dein Vergehen. Du willst nicht mehr erinnert werden an die Tage des Glücks, wo deine Eifersucht nur eine sanfte Woge im Meer der Geborgenheit deiner Familie war.
    Ich habe sie gesehen, Vanderwal, deine Brüder und Schwestern. Sie haben vergessen, wer sie sind. Genau wie du! Du kannst wahrlich stolz sein auf deinen Verrat. Es ist dir gelungen, sie zu trostlosen Abbildern ihres einst herrlichen Lebens zu machen!«
    Er schwieg eine Weile und versuchte, nicht auf die Flammen zu achten, die hinter ihm aufloderten und seinen Rücken unangenehm erhitzten. Die Alte hingegen lag immer noch bewegungslos da und starrte ihn arglistig an. Jack fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Sie haben sich selbst vergessen, wissen nicht einmal mehr ihre Namen. Sie spalten ihre Substanz auf, da ihr Schöpfungswille es einfordert. Sie bekämpfen sich gegenseitig und doch kann keiner den anderen besiegen. Sie sind zusammen und doch allein, denn das Trennende ist größer als das Verbindende. Deshalb sind sie nun genauso einsam wie du.
    War es das, was du erreichen wolltest, Vanderwal, Wächterin? Oder hast du dich da ein wenig in der Wirkung deiner boshaften Tat vertan und reust, was du ihnen angetan hast?!«
    Vanderwal blieb immer noch stumm, nur ihre Augen verengten sich misstrauisch. Jack verlor langsam die Geduld. »Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Sie sagten mir, du warst einst eine große Rednerin! Ist davon nichts mehr übrig geblieben? Hast du dich so sehr vergessen, dass du deine Stimme nicht mehr gebrauchen kannst, um mit anderen Wesen zu reden? Oder ist dir diese Gabe nichts mehr wert?«
    Jetzt fauchte Vanderwal auf und kam langsam aus ihrer Ecke gekrochen. »Was verlangt Ihr für die Sonje?«, fragte sie mit überraschend klarer und schöner Stimme, die Jack irritiert innehalten ließ. Jetzt war er froh, dass sie ihn nicht schon vorher mit dieser Stimme umgarnt hatte, denn sie war erfrischend, klar und hingebungsvoll. Mit einem Male wünschte er sich, er hätte einst ihren Gesängen lauschen können.
    Er räusperte sich und seine Stimme klang gegen die Ihre wie eine verstimmte Laute. »Ich verlange, dass wir unbeschadet deine Höhle passieren dürfen, damit wir zurückgelangen in das Reich der Menschen. Dann will ich dir als Bezahlung diese Sonje anbieten, die dich zur Schöpferin machen wird. Vielleicht kannst du damit etwas von dem gut machen, was du deinen Geschwistern einst angetan hast, als du sie spaltetest.«
    Sie gab ein Knurren von sich und näherte sich ihm auf allen Vieren. Jack hob seine Stimme. »Solltest du uns jedoch irgendetwas antun oder uns täuschen, dann werde ich tun, wofür ich gekommen bin.« Er ließ die Worte im Raum stehen und hoffte, ihnen dadurch mehr Gewicht zu verleihen
    Die knarzige Alte war jetzt bis auf wenige Schritte herangenaht. »Wovon redet dein Geist? Weshalb bist du gekommen?«, fragte sie melodisch.
    Jack atmete durch. Jetzt kam der schwierigere Part seiner Verhandlung. Er musste ihr einfach glaubend machen, dass er jemand war, der Macht hatte über sie und die anderen Schöpfer.
    »Ich komme von weit her«, begann er mit ruhiger Stimme. »Aus einer Welt sehr ähnlich der deinen, die du verlassen hast. So wie es eure Aufgabe war, zu erschaffen und mit anderen Welten in Kontakt zu treten, so hat es sich unsere Welt zur Aufgabe gemacht, jene Welten, die aus dem Gleichgewicht und der Ordnung gefallen sind, zu richten.
    Ich wurde ausgesandt, die dunklen Keimlinge, die sich gebildet haben, als du deine Schwestern und Brüder verbannt hast, auszureißen und ins Feuer zu werfen. Denn diese Dunkle Welt ist nicht Teil des großen Schöpferplans und muss deshalb vergehen.«
    »Hah!«, rief sie unwirsch. »Wie willst du meine Schwestern und Brüder zerstören? Ihr Reich ist dunkel, aber es hat auf ewig Bestand!«
    Jack schüttelte den Kopf. »Nein, hat es nicht. Denn einige deiner Geschwister haben ihr Land bereits verlassen; sie sind in das Reich der Menschen gekommen. Und wenn ihnen die Rückkehr versperrt wird, dann ist ihr Schicksal ungewiss. Du aber wirst vor Traurigkeit und Einsamkeit vergehen, genau wie deine Welt, die alt ist und ohne die Kraft der Geschwister keinen Wandel überdauert!«
    Er schwieg erneut. Die Feuerzungen in seinem Rücken waren nur noch kleine Flammenherde und wärmten ihn angenehm.

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