Abiona - Das Bündnis (German Edition)
seine Lippen kommen.
Monatom lächelte. »Sag nicht Götter, Robin. Denn ihrer gibt es schon so viele und sie haben diesen Namen nicht verdient. – Wir sind wie ihr, Schöpfungen des Lichts. Nur älter sind wir und mit mehr Macht ausgestattet, denn unmittelbarer sind wir mit allem verbunden.«
»Ihr seid... Engel«, hauchte Thuri und fühlte sich merkwürdig dabei. Leicht und schwer, warm und kühl, verletzlich und geschützt, alles empfand sie zur gleichen Zeit, doch am stärksten war in ihr das Gefühl einer freundlichen Verbindung mit etwas, das tief in ihr war.
Monatom antwortete nicht. Sie senkte die Augenlider und ein angenehmes Schweigen hüllte sie alle ein. So saßen sie da und beobachteten still den Lauf der Sonne und aßen von den Früchten, die Monatom ihnen anbot.
Es war Jack, der schließlich die Stille durchbrach. »Sie wollen Menschen werden, Monatom. Tenkara und die anderen…« Seine Stimme brach. »Ich hatte gehofft...«, er sprach nicht weiter, denn ein Kloß setzte seinen Hals zu. Stattdessen betrachtete er die Wasserschale.
»Du hattest gehofft, dass sie Menschen werden würdet, wie ihr?« Monatom ergriff Jacks Hand. »Es liegt nicht in meiner Macht, dies zu entscheiden. Ihr wisst nun, wo ihre wahre Heimat liegt und was sie entbehren mussten im Gezeitenstrom des Seins. Vielleicht führt ihr Weg sie durch die Welt, die sie einst ersannen. Vielleicht ist dies Teil des großen Plans. Doch bindet sie nicht an euch, Jack. Sonst verfangen sie sich erneut in dem Netz der Vergessenheit und können nicht beenden, was sie hier einst begannen.«
Sie ließ seine Hand los und stand auf. »Spät ist es geworden und Solfajama erwartet mich in der Dämmerung zur neuen Nacht. Geht nun zurück zum Lager und überdenkt meine Worte. Morgen früh ist ein neuer Tag und dann werde ich eure Entscheidung hören.«
»Aber was können wir schon tun?«, rief Thuri nun beinahe verzweifelt aus. »Wir sind doch nur Menschen!«
»In euch brennt das göttliche Licht meiner Geschwister. Wenn ihr keinen Weg findet, sie heimwärts zu geleiten, dann findet ihn niemand.«
Und wie ein Nachklang auf ihre Worte ertönte im Rauschen der Bäume erneut die Prophezeiung der Alten.
»Die Götter werden durch die Pforte steigen
Und die erwecken, die gereinigt wurden
Im Feuer der Läuterung.
Und sie werden Euch die nehmen,
Die Ihr behütet habt,
Bei Tag und Nacht und Nacht und Tag.
Doch die Tränen des Abschieds, die Ihr weint,
Werden versiegen im Angesicht neuen Lebens,
Das denen geschenkt wird, die geliebt.«
Eine neue Gefährtin
Sylan wachte an Vankotis Bett und hielt seine Hand, während er schlief. Es schien ihm allmählich besser zu gehen. Auf Selanas Befehl hin hatte man Vankoti nach ihrer Behandlung auf sein Zimmer bringen lassen, denn in ihrer kleinen Hütte herrschte aufgrund der Vorbereitungen für Hanriks Einäscherung zu viel Betriebsamkeit.
Sylan hatte nur einen kurzen, teilnahmslosen Blick auf den toten Körper ihres einstigen Mentors geworfen. Die Sorge und Angst um Vankoti ließen kaum Platz für andere Gefühle und Gedanken. Es war ihr im Moment sogar recht gleichgültig, dass ein Dämon mit Namen Torfun im Tempelbezirk von Lichterstadt herumlief und keiner der Ratsmitglieder, Falfarev ausgenommen, davon in Kenntnis gesetzt worden war.
Falfarev hatte Torfun als einen guten Freund vorgestellt und weder Kaisho noch Selana zweifelten seine Worte an. Vielleicht waren sie aber auch einfach nur zu beschäftigt, um sich den angeblichen Freund näher anzusehen. Es gab eine Menge zu tun und die tausend Fragen, die sich angesichts des plötzlichen Auftauchens der Vermissten ergaben, mussten bis zum Abend warten. Sylan war froh darum. Erst einmal musste Vankoti wieder richtig gesund werden.
Sie löste ihre Hand von ihm und trat ans Fenster, um es öffnen. Draußen waren Falfarev und Torfun und einige Tempeldiener damit beschäftigt, auf dem Vorplatz Holz aufzuschichten. Hanriks Leiche, das wusste Sylan, würde dem Feuer übergeben werden, wie es seit jeher unter den Lichtarbeitern Tradition war.
Sie beobachtete Torfun voller widersprüchlicher Empfindungen. Ernst und genau verrichtete er seine Arbeit und nichts an seiner äußeren Gestalt ließ darauf schließen, dass er ein Dunkler war. Ab und zu wechselte er einige Worte mit Falfarev, die sie jedoch nicht verstand.
Was wollte er nur hier? Und woher war Tenkara so plötzlich erschienen? Hatte sie Vankoti das Leben gerettet? Oder würde die rote
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