Abiona - Das Bündnis (German Edition)
halten müssen.«
Robin schaute hinauf zu den Sternen und dann wieder in das Gesicht seines Bruders. »Du versprichst mir, dass du so schnell wie möglich nachkommst?«, fragte er mit belegter Stimme.
Jack nickte und auch seine Stimme war jetzt brüchig wie Glas. »Klar, ich habe doch dort ein Treffen mit einer wunderschönen Frau.«
»Du weißt, dass ich dich sonst hole?«
Jack nickte, denn sprechen konnte er nicht mehr. Dann lagen sich die beiden Brüder stumm in den Armen. Jacks Blick huschte hinüber zu Thuri und er flüsterte: »Pass auf Thuri auf. Denn Vanderwal schwor ihr Rache.«
»Mach ich«, antwortete Robin ebenfalls flüsternd und klopfte Jack noch einmal auf die Schulter. Thuri trat nun ebenfalls auf Jack zu und umarmte ihn still. Denn auch ihr zerflossen die Worte, bevor sie sie aussprechen konnte.
Sie mussten nicht lange auf Solfajamas Rückkehr warten. Er erschien mit einem Beutel, den er sich an seinen Stock gebunden hatte und in dem es laut klackerte. »Auf denn«, sagte er munter. »Die Stunde der Wahrheit ist nicht mehr weit. Kommt meine Kinder. Auch die Sonne wird müde bei Nacht und schwer wiegt der Abschied, den sie nun tragen muss.«
Die drei folgten ihm und Thuri sprach aus, was alle dachten: »Die Sonjen sind doch nicht etwa in dem Beutel?«
Solfajama drehte sich um und lächelte amüsiert. »Sie glaubt mir nicht, gut, gut. Dann alles wie ein Spiel wird sein. Ihr euch vorstellt, dass ihr nur ein paar Steine herüber nehmt. Souvenirs… von der anderen Seite. Oh, Monatom dieser Gedanke gefallen wird.«
Er lachte wieder und sie folgten ihm schweigend, wobei sie sich wünschten, sie hätten die Leichtigkeit und Freude dieses alten Engels.
Ein Hauch von Nichts
Hanriks Leichnam war leicht. Der alte Mann war schon zu Lebzeiten ausgemergelt gewesen, als hätte ihn eine unheilbare Krankheit gequält. Falfarev und Torfun legten ihn auf eine schmale Bahre und transportierten ihn vorsichtig den dunklen Gang entlang. Der Dämon war schweigsam und vermied es, Falfarev anzusehen. Dem Künstler entging es nicht, doch er sagte nichts. Er vermutete, dass Torfun über seinen eigenen Tod nachdachte, der unweigerlich näher kam. Welche Hoffnung konnte er ihm geben? Welche Hoffnung hielt ihn selbst noch aufrecht?
Als sie die Holzkonstruktion erreichten und die Seile an der Bahre befestigten, um sie dann an einem Flaschenzug hoch zu ziehen, wagte Falfarev den Dämon anzusprechen. »Du bist schweigsam, seit wir die Versammlung verlassen haben.«
Torfun antwortete nicht, sondern verknotete geschickt das letzte Seilende an der dafür vorgesehen Öse.
»Wir Menschen glauben«, begann Falfarev erneut und zog das Seil durch die Schlaufe, »dass, wenn der Körper stirbt, die Seele wieder zurückkehrt ins Licht.«
Torfun schwieg weiter und gemeinsam zogen sie die Bahre nach oben und befestigte das Ende des Seils an einem starken Ast.
Falfarev fuhr leise fort: »Einige Menschen glauben, dass sich dieser Seelenanteil irgendwann wieder in unserer Welt zeigt, um unvollendeten Aufgaben nachzugehen oder neue Erfahrungen in einem anderen Körper und in einer anderen Zeit zu sammeln.«
Torfun trat einige Schritte zurück und prüfte seine Arbeit kritisch, dann schritt er an Falfarev vorbei. Dieser jedoch hielt ihn am Arm fest. »Torfun«, sagte er sanft.
Der Dämon blieb stehen, sah ihn jedoch nicht an. »Ich weiß, was ihr Menschen glaubt, Fal. Und du willst mir Trost geben für den Augenblick, da sich unsere Körper auflösen. Doch diese Hoffnung gibt es nicht für uns.
Wir sind nicht Teil dieser Welt. Wir schufen uns eigenwillig Körper und stiegen gewaltsam in diese Welt auf. Deshalb sind wir Geächtete und verdient haben wir eine harte Strafe. Doch das haben wir vorausgesehen und so werden wir uns dienstbar diesem Schicksal ergeben.«
»Ich glaube an keine Strafe«, widersprach Falfarev bestimmt. »Ihr tatet es, um euer Volk zu retten und jetzt schützt ihr uns. Das Licht kennt keine Strafe, nur gnadenvolle Vergebung.«
Torfun lächelte matt. »In dir ist viel Licht, Fal. Meine Dunkelheit hingegen wird es bald ersticken.« Er schaute kurz auf zu den Sternen, die allmählich von einer aufkommenden Wolkendecke überzogen wurde. »Du solltest dich in den nächsten Stunden besser fern von mir halten.« Er machte eine vielsagende Pause. »Vor allem, wenn es soweit ist.«
Falfarev sah den Freund achtsam an. »Du hast Sorge, dass ich dich in mich aufnehmen könnte, wie es Eldana einst mit Ionason
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