Abiona - Das Bündnis (German Edition)
einen anderen Weg für uns gegeben hätte, als den, den wir bisher erfolglos gegangen sind. Ich werde bald nicht mehr sein. Du bist dann der Einzige, der meine Erinnerungen weitergeben kann. An meine Tochter, an Este Van, an Torda Fun, an alle, die mir treu waren. Und sie können die Suche fortsetzen. Dann wäre mein Vergehen nicht umsonst.
Wenn du mich aber jetzt an jene verrätst, die den alten Weg beschreiten, wird Eldana sterben und du, du wirst pulverisiert werden, denn die Wut Gea Mortans wird unbegrenzt sein. Und dann gibt es keine Erinnerung mehr, die man bewahren und weitergeben könnte. Dann gibt es nur noch Dunkelheit und Nacht.‘
Das waren seine Worte, die er so überzeugend sprach, dass ich nichts entgegnen konnte.«
Korkoran schwieg. Das Reden fiel ihm zunehmend schwerer. Er hustete kraftlos, während Sylan und Vankoti nicht wussten, wie sie ihm helfen konnten. Schließlich beugte sich Vankoti zu ihm herüber und tätschelte ihm vorsichtig die raue Schulter, während er fragte: »Du hast dich damals dafür entschieden, seinen Plan nicht zu verraten und dich freiwillig degradieren lassen? Woher nahmst du diese Stärke? Du hattest die Obere Welt doch nicht einmal gesehen?«
Der Dämon fing sich wieder und sagte mit belegter Stimme: »An diesem Abend rief mich die Herrscherin nicht zu sich, und ich war froh darum, denn ich hatte mich noch nicht entschieden. In mir tobte ein Kampf. Schließlich sagte ich mir, dass diese Lichtarbeiterin Ionason den Kopf verdreht haben musste und er in großer Gefahr schwebte. Dies wollte ich ihm bei unserem erneuten Treffen sagen.
Doch es gab kein Wiedersehen. Am nächsten Abend war es Eldana, die mich rief. Sie erklärte mir, Ionason sei zu schwach, um mit mir zu sprechen. Aber er habe ihr alles über den Spiegel erzählt und ihr beigebracht, mich zu rufen.
Sie weinte, als sie mich fragte, ob ich einen Weg gefunden hätte, ihn zurückzuholen, denn die Schutzummantelung war im Begriff sich aufzulösen und er litt große Qualen. Als ich verneinte, stellte sie mir ihren Plan vor.« Er schüttelte bei der Erinnerung daran den Kopf.
»Sie war verrückt. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Sie wollte Ionason freiwillig in sich aufnehmen und ihn bis zu dem Zeitpunkt einer Lösung ‚verwahren‘. Sie bat mich darum, es niemandem zu sagen und das Leben der anderen Lichtarbeiter zu schonen. Dann übermittelte sie mir Ionasons letzte Worte: ‚Sag Korkoran, er war mir treu bis in den Tod. Ich werde ihn wieder sehen, wenn es der Wille des Lichts ist.‘ – Schön, nicht wahr?« Er lachte freudlos und Sylan spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
»Ich hatte keine Wahl. Ich stimmte zu. Vielleicht auch deshalb, weil der Splitter in meiner Substanz so unangenehm stachelte.
Dann ließen sie mich Zeuge ihrer Vereinigung werden. Ionason verwandelte sich mit letzter Kraft in eine kleine rote Beere. Eldana nahm sie mit zitternder Hand auf und schluckte sie hinunter. Das war‘s. Nichts Aufregendes. Nichts Anrüchiges. Nichts Faszinierendes! Es war das Traurigste, was ich je gesehen habe. Dramatisch undramatisch.
Erst dachte ich, Eldana hätte mich einfach ausgetrickst. Doch schon kurz darauf ergriff Ionason Besitz von ihr. Er übernahm die Kontrolle über ihren Körper und erklärte mir, er würde sich nun zurückziehen, um sie nicht zu schädigen und unser geheimes Vorhaben nicht zu gefährden. Er gab mir den Auftrag, im Verborgenen nach Wegen der Rettung zu suchen und versprach mir, alsbald wieder an meiner Seite zu stehen. Sonst nichts, keine Freude über die gelungene Besetzung, keine Ausbrüche, keine Morde. Nichts. –
Das einzig Auffällige war, dass Eldana erkrankte. Doch ihr Kampf hielt nicht lange an. Bald schon war sie auf dem Weg der Besserung und konnte den Dämon in sich kontrollieren. Es musste wahr sein, Ionason hielt sein Versprechen, sonst hätte Eldana anders ausgesehen. Jetzt war es an mir, mein Versprechen zu halten…«
Sylan vergrub das Gesicht in den Händen und Vankoti rückte näher an sie heran und legte den Arm um sie. Korkoran fuhr unbeirrt fort. Doch jetzt war seine Stimme eher ein monotones Säuseln ohne Spannung und Kraft.
»Als Eldana mich das nächste Mal einige Wochen später rief, war ich ein Dritter. Die Dunkle Herrin hatte ihre Drohung wahr gemacht. Sie hatte mich degradiert und mich zum Gespött aller Vadoiten gemacht.
Ich musste fortan den Aufpasser für ihre Tochter Ten Karan spielen. Meine Observationen wurden mir
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