Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Aber geschützt durch den Alkoven, der unseren Körper umgab, regenerierten wir langsam und nahmen uns allmählich wieder als Bewusstsein wahr. Nur unser Körper war noch gefangen in einem Alkoven, den wir nicht zerstören konnten. Glücklicherweise löste sich diese Ummantelung langsam auf und wir warteten. Als sie brüchig geworden war, regte sich in uns die Kraft, unseren Körper aus der Erstarrung zu lösen. Doch wir spürten auch, wie etwas versuchte, die Ummantelung zu erneuern.
Wut stieg in uns hoch und zwar noch blind, doch im Bewusstsein, unsere Arme und Hände benutzen zu können, griffen wir nach der Substanz und zwangen sie nieder. Und statt schwächer zu werden, wurden wir stärker und konnten unseren Körper vollends aus der Umhüllung befreien. Doch waren wir zunächst mit Blindheit geschlagen. Alles, um uns war trüb.
Als Ju Lissanto uns fand, konnten wir immer noch nichts sehen. Wir ließen uns abführen, doch langsam kam unser Sehvermögen und auch unsere Kraft zurück und jetzt stehen wir hier, als der wiedergekehrte Iona Son und bieten Euch unsere Hand.«
Was für ein Quatsch!, dachte Abiona, doch konnte er nicht umhin, seine Hand einladend zu heben und der dunklen Herrin einen Feuerkuss auf den Handrücken zu hauchen. Sie senkte den Blick und lächelte nachgiebig. »Dieser Körper ist schwach und Ihr wisst das, Iona Son. Warum dies alles?«
Jetzt verzog Abiona das Gesicht zu einer unschönen Grimasse und endlich hatte er das Gefühl, dass dieser Gesichtsausdruck auch zu seinem inneren Gefühl passte. Schwach! Das war ja lächerlich. Selten hatte er sich so stark gefühlt!
»Wir haben ihn nicht frei erwählt, falls Ihr das meint. Uns blieb keine Wahl. Andererseits ist dieser Körper jung, gefügig und wandelfähig. Bald wird er unser sein und dann sind wir so stark wie eh und je, oder stärker«, fügte er mit grimmiger Genugtuung hinzu.
In diesem Moment betrat Ju Lissanto den Raum, auf den Armen eine passende Garderobe. Er verneigte sich tief vor den beiden Herrschern. »Wir hoffen, es ist die Auswahl, die Eurem Geschmack entspricht.«
Abiona hörte sich selbst etwas auf dämonisch sagen und im nächsten Moment hatte er die Sachen am Leib, während seine zerfetze und besudelte Robe auf dem Boden lag und allmählich zu Rauch wurde.
»Habt Ihr ihn gefragt, wo Este Van ist?«, fragte Ju Lissanto jetzt forsch und betrachtete Abiona weiterhin argwöhnisch.
Abiona erwiderte seinen Blick kalt und voller Abscheu.
»Seit wann ist es ihm gestattet, Euch zu diffamieren?«, entgegnete er messerscharf und warf der Dunklen Herrin einen fragenden Blick zu.
Gea Mortan reckte das Kinn und versuchte hoheitlich zu klingen. »Er weiß es nicht besser und er ist besorgt um unser Wohl. Seine Manieren haben wir nicht zu verantworten. Es ist viel geschehen in den vielen Jahren, da Ihr nicht unter uns weiltet.«
»Das sehen wir«, antwortete Abiona hochmütig und legte seine Stirn in Falten. Dann wandte er sich Ju Lissanto zu. »Woher sollen wir wissen, wo Este Van ist?! Belangt uns nicht mit derartigen Kleinigkeiten, während wir unsere Wiedergeburt feiern.«
»Er wurde wahrscheinlich pulverisiert«, erwiderte die Königin nüchtern und warf Iona Son einen kühlen Blick zu. »Verzeiht, aber sein Ende geht vermutlich auf Euer Eingreifen zurück, wenn wir die Geschichte, die Ihr eben berichtet habt, richtig deuten. Es war seine Aufgabe, die Schutzummantelung zu erneuern.«
Abiona hob erstaunt die Augenbrauen. Dabei hätte er toben, schreien und weinen können.
»Doch kein Grund zur Sorge. Er hatte diese Strafe so oder so verdient«, sprach die Herrscherin beruhigend, vielleicht, weil sie ein erschrockenes Aufblitzen in seinen Augen gesehen hatte.
Abiona fühlte sich plötzlich grauenhaft. Erschreckende Einsichten krochen in ihm hoch. Estevan war tot? Getötet von seiner Hand, weil er von Ionason besetzt war? Er musste dagegen ankämpfen, er musste sich lösen, bevor noch mehr seiner Freunde zu Schaden kamen.
Still!, sagte die Stimme in ihm. Sie wartet nur auf einen Fehler. Du musst jetzt mit mir zusammenarbeiten!
Niemals!, widersprach Abiona der inneren Stimme. Doch laut sagte er: »Es tut uns dennoch leid um Este Van. Er war zu unserer Zeit ein achtbarer Zweiter und wenn wir uns recht erinnern, sollte er ein Diener Ten Karans werden. Wo ist sie, unsere Tochter? Uns verlangt es sehr danach, sie zu sehen.«
Die Dämonin lachte freudlos. »Ten Karan hat uns verraten. Ihre Strafe wird hart sein!«
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