Abiona - Das Bündnis (German Edition)
kraftvoll, als wolle sie die beengte Hülle sprengen, in die ihr sie gesperrt habt.«
Solfajama antwortete wieder nicht. Doch er warf Monatom einen vielsagenden Blick zu.
Sie schloss kurz die Augen, nickte schließlich und sagte leise: »Du nimmst vieles wahr, was uns verborgen bleibt, denn du hast das Wissen der drei Welten.« Ihre Augen waren plötzlich feucht und ihre Stimme brüchig. »Die Entscheidung ist gefallen! Ihr könnt nun aufbrechen.«
Solfajama verschnürte das Bündel sorgfältig, nachdem er Jack den schwarzen Stein in die Hand gegeben hatte und klopfte dem Heiler dann ermutigend auf den Kopf. »Sei auf der Hut!«, sagte er belustigt, während er sich zu voller Größe aufrichtete.
Das Bündel gab er Robin in die Hand und trat an die Pforte, seinen Stab hoch erhoben. Thuri erinnerte diese Geste an ihre erste schmerzhafte Begegnung mit der Kralle und sie versuchte, nicht auf die Brandmale zu achten, die schimmernd im Sternenlicht aufleuchteten. Wie um alles in der Welt sollten sie nur an der Kralle vorbei kommen, ohne in ihrem Feuer geschmort zu werden? Doch es war zu spät, darüber nachzudenken. Thuri trat dicht an Robins Seite und suchte seine Hand.
Solfajama streckte beide Arme aus und rief mit lauter Stimme: »Vanderwal, Schwester, die du die Pforten der Welten beherrschst. Zeige dich! Denn hier ist einer, der mit dir reden möchte. Ein Reisender wie du, einer, der deine Dunkelheit kennt und ebenso dein Licht.«
Er ließ die Worte verklingen und sie hallten laut von den Höhlenwänden wider. Jack trat nahe an den Höhleneingang, während sich Robin und Thuri im Hintergrund hielten. Sie warteten. Und das Geräusch der Wassertropfen, die im Inneren der Höhle von den Wänden tropften, war ein Echo der Zeit, die von ihrem Leben abperlte.
Als nach einer langen Weile immer noch nichts geschah, erhob Jack seine rechte Hand und richtete sie auf den Höhleneingang. Leise sprach er: »Sie ist da, doch im Verborgenen, denn das ist ihre Lebensweise seit Zeiten. Sie wird sich nicht zeigen. Ich gehe zu ihr! Bleibt vorerst hier, bis ihr von mir hört.«
Er trat einen Schritt auf den Höhleneingang zu, die Hand immer noch erhoben. Sofort erschien eine lodernde Flamme und versperrte ihm den Weg. Das Feuer griff ihn jedoch nicht an und Jack sah es als Zeichen, dass Vanderwal bereit war, ihn anzuhören und er ging langsam weiter in die Höhle hinein.
Thuri und Robin wollten ihm folgen, doch sofort war da eine zweite Feuerspur. Sie trat aus dem Boden empor und versperrte auch ihnen den Weg. Inmitten der Feuersglut eingeschlossen, stand Jack ruhig und gelassen da, als hätte er nichts anderes erwartet. »Bleibt!«, rief er seinen Gefährten zu. »Ich werde zunächst allein mit ihr sprechen!«
»Wir werden warten«, antwortete Robin hustend und Jack widerstand der Versuchung, sich zu seinem Bruder umzudrehen. Stattdessen beobachtete er die Flammen vor sich, die sich nun langsam verflüchtigten und ihm erlaubten, weiter in die Höhle vorzudringen. Er tat es, Schritt für Schritt und die Flammen hinter ihm folgten wie ein hitziger Schatten. Als sich der Höhlengang weitete, bildeten sie einen Ring um ihn und Jack ließ sich auf dem Höhlenboden nieder und wartete darauf, wann Vanderwal bereit sein würde, mit ihm zu reden.
Der Feuerring löste sich erst allmählich auf und verdichtete sich dann an einem Punkt, der ihm gegenüber lag. Dort schien das Feuer zu verweilen: drohend, angriffslustig und misstrauisch und Jack kam es mehr denn je wie eine lebendige Kreatur vor, die ihn verzehren wollte.
»Du weißt, weshalb ich hier bin, Vanderwal?«, fragte er an das Feuer gewandt. Er mühte sich, seiner Stimme Autorität zu verleihen. »Es ist ganz einfach. Wir möchten zurück in die Welt der Menschen und du versperrst den Weg.«
Ein Fauchen ging durch die Feuerglut. Sie schien sich aufzubäumen, wie ein wildes Tier angesichts einer drohenden Gefahr. Jack nahm in den Flammen verschiedene Hell und Dunkelschattierungen wahr, die sich in seinem Kopf zu Bildern zusammensetzten: Er sah Thuri, wie sie am Eingang zur Vanderwals Höhle stand, Robin, der trauernd an der Leiche seines Bruders kniete, sich selbst, wie er ummantelt von Vanderwals schwarzem Nebel bei seinem eigenen sterbenden Körper hockte, und Gefühle stiegen in ihm hoch: Wut, Verzweiflung, Angst. Er nahm sie wahr, ließ sie gehen und richtete sich ein wenig auf.
»Ja, ich weiß, du meinst, du hast Macht über Leben und Tod. Macht, uns zu binden und frei
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