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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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die Letzte, die so was hinkriegen könnte.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte ich.
    »Wie stellst du dir das vor? Ich habe noch nie ein Thanksgiving-Dinner ausgerichtet.«
    »Du hast Pizzatoast gemacht, in dem Jahr, als du Jamie kennengelernt hast«, erinnerte ich sie.
    »Du meinst damals, auf dem College?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Das ist
nicht
dasselbe.«
    »Du hast etwas zu essen gemacht. Und damit gilt es«, hielt ich dagegen. »Außerdem hat er mir erzählt, es sei das beste Thanksgiving seines Lebens gewesen.«
    Sie lächelte, lehnte den Kopf in den Nacken, blickte nach oben, zu den Kleidern über uns. »Aber in dem Fall ging es bloß um Jamie. Und wenn das heute auch so wäre, würde ich mir keine Sorgen machen. Aber wir sprechen von seiner gesamten Familie. Sie machen mich nervös.«
    »Warum?«
    »Weil sie alle so nett und angepasst und ausgeglichen sind.« Sie schüttelte sich beinahe. »Daneben sind wir, also unsere Familie, nicht viel besser als ein Wolfsrudel.«
    Ich warf ihr einen Blick zu. »Cora, es geht doch nur um einen einzigen Tag.«
    »Aber dieser Tag ist Thanksgiving.«
    »Auch das ist nur ein einziger Tag«, konterte ich.
    Sie zog Roscoe näher zu sich heran. »Und damit wäre das ganze Babythema noch nicht einmal mit eingerechnet. Diese Leute sind so fruchtbar, es ist absurd. Ich bin mir sicher, dass sie sich längst alle fragen, warum wir schon seit fünf Jahren verheiratet sind und trotzdem noch kein neues Stammesmitglied produziert haben.«
    »Das kann doch gar nicht sein«, antwortete ich. »Und selbst wenn   – es geht sie nichts an. Was du ihnen auch ruhig ins Gesicht sagen darfst, falls sie anfangen sollten, dich deswegen zu piesacken.«
    »Tun sie nicht«, meinte Cora düster. »Dazu sind sie viel zu nett. Was im Grunde alles noch schlimmer macht. Ich kapier’s letztlich nicht. Jeder kommt bestens mit jedem aus, alle mögen mich, sie werden den Truthahn essen, sogarwenn er gleichzeitig verkohlt
und
roh ist. Niemand wird sich besaufen und bewusstlos in den Süßkartoffeln landen.«
    »Mama ist nie bewusstlos im Essen gelandet«, wandte ich ein.
    »Daran erinnerst du dich also«, meinte sie lapidar.
    Ich verdrehte angenervt die Augen. Seit Cora mir meine diversen Strafen aufgebrummt hatte, hatten wir meine Mutter zwar nicht mehr erwähnt; andererseits war sie auch nicht länger ein solches Tabuthema. Wir waren zwar mitnichten einer Meinung, was unsere Vergangenheit   – weder die Zeit, die wir zusammen, noch jene, die wir getrennt verbracht hatten   – betraf. Doch gleichzeitig standen wir einander auch nicht länger in zwei Lagern gegenüber, sie in der Rolle der Angreiferin und ich als Verteidigerin.
    »Ich will doch nur sagen, dass es auch eine ganz schöne Belastung ist, wenn man zu so etwas gehört«, sagte sie. »Man steht ziemlich unter Druck.«
    »Zu was gehört?«
    »Zu einer richtigen Familie«, antwortete sie. »Einerseits habe ich mir das immer gewünscht   – ein Essen mit ganz vielen Menschen um den Tisch. Andererseits komme ich mir irgendwie . . . fehl am Platz vor.«
    »Aber es ist
dein
Haus«, meinte ich.
    »Stimmt.« Sie seufzte. »Vielleicht spinnen ja auch bloß meine Hormone. Die Tabletten, die ich schlucke, tun vielleicht meinen Eierstöcken gut. Aber mich treiben sie zum Wahnsinn.«
    Ich verzog das Gesicht. Unfreiwillig intime Zeugin des Fortpflanzungsdramas zu werden, war eine Sache; doch darüber hinaus in die spezifischen Details eingeweiht zu werden, fand ich unangenehm. Ein paar Tage zuvor war mirbeinahe schwindelig geworden, als Cora nur das Wort »Gebärmutter« sagte.
    Wieder klingelte es an der Haustür. Roscoe war offensichtlich ganz erpicht auf Besuch, denn seine Begeisterung darüber überwog seine Angst vor dem Backofen: Er wand sich aus Coras Armen und verkrümelte sich eilig.
    »Verräter«, murmelte sie.
    »Okay. Schluss jetzt!« Ich kroch ebenfalls aus dem Schrank, fuhr mit der Hand glättend über meine Klamotten, drehte mich zu Cora um. »Es geht los, egal ob du willst oder nicht. Deshalb musst du jetzt da runter, dich deinen Ängsten stellen, das Beste draus machen. Und alles wird gut.«
    Sie musterte mich kritisch. »Seit wann bist du unter die positiven Denker gegangen?«
    »Komm endlich raus da.«
    Ein Seufzer ertönte. Doch dann kam sie aus dem Schrank gekrabbelt, rappelte sich hoch, zupfte ihren Rock zurecht. Ich schloss die Schranktür. Wir blieben noch einen Moment nebeneinander vor dem riesigen Spiegel stehen. Betrachteten

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