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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Brustharnisch unter seiner Kleidung trug, für den Fall, dass ihm irgendein Attentäter einen Pfahl ins Herz treiben wollte. Das ließ ich auch Armstrong und Speed wissen und fügte noch meine eigene Warnung hinzu: Da McDowells Tod in St. Louis wahrscheinlich für Aufruhr sorgen würde, müssten sie darauf achtgeben, während der Erledigung unbemerkt zu bleiben, und es vermeiden, vorher Erkundigungen nach dem Aufenthaltsort des Professors einzuziehen. Beides hätte verheerende Folgen.
    Armstrong und Speed aber taten genau das.
    Das widerstrebende Duo stand an jenem Nachmittag im April an der Ecke Neunte und Cerre Street, beide in auffällige, lange Mäntel gekleidet, und fragten jeden, der das vierstöckige Gebäude der medizinischen Fakultät betrat: »Sir, wissen Sie, wo wir Dr. Joseph McDowell finden könnten?«
    Schließlich führte man uns in einen hohen, runden Hörsaal. Eine Art kleines Kollosseum mit sich stetig nach oben fortsetzenden Sitzreihen und Geländern, an denen Männer sich festhielten, wenn sie neugierig das Geschehen unten verfolgten, ihre Gesichter erleuchtet von den zischenden Gaslampen des Operationstisches unter ihnen, ihre wissbegierigen Augen gerichtet auf die blasse Gestalt mit wildem Haar, die den Brustkorb einer männlichen Leiche öffnete. Wir nahmen unsere Plätze in der obersten Reihe ein und beobachteten Dr. McDowell dabei, wie er das Herz des Toten herausnahm und hochhob, damit alle es sehen konnten.
    Abb. 12.2 – Eine Gruppe von Chirurgen untersucht Herz und Lunge eines Unbekannten. Die Tatsache, dass er gefesselt ist, legt die Vermutung nahe, dass er noch bei Bewusstsein ist – und die Tatsache, dass er eine dunkle Brille trägt, deutet darauf hin, dass er ein Vampir ist. Undatierte Fotografie (ca. 1850).
    »Verbannen Sie alle poetischen Vorstellungen aus Ihrem Kopf«, sagte er. »Was ich hier in Händen halte, kennt weder Liebe noch Mut. Es kennt einzig rhythmische Kontraktionen.« McDowell drückte das Herz in seiner Hand ein paarmal zusammen. »Es erfüllt nur einen einzigen, wunderbaren Zweck … nämlich frisches, sattes Blut in jeden Bereich des menschlichen Körpers fließen zu lassen.«
    Ein Vampir, der die Menschen Anatomie lehrt! Kannst Du Dir das vorstellen, Abe? (Ich muss schon sagen, die Dreistigkeit des Kerls gefällt mir.)
    Er schnitt weiter an der Leiche herum und fuhr mit seinen Demonstrationen fort, indem er Organe entnahm und besprach, bis der Tote schließlich einem ausgenommenen Fisch glich. (Armstrong bekam davon richtig weiche Knie, aber ich fand es ziemlich faszinierend.)
    Die Vorlesung endete mit dem »höflichen Klopfen mit den Spazierstöcken gegen die Geländer«, und McDowells Studenten verließen den Saal. Alle bis auf zwei.
    Nachdem der Professor rasch seine Instrumente und Unterlagen zusammengepackt hatte, »eilte er zu einer kleinen Tür im hinteren Bereich des Podiums und verschwand dahinter«. Armstrong und Speed folgten ihm.
    Wir stiegen in völliger Dunkelheit eine steinerne Wendeltreppe hinab, indem wir uns den Weg entlang der rauen, feuchten Wand ertasteten, bis unsere Finger schließlich etwas Glattes spürten. Ich entzündete ein Streichholz an meiner Sohle, und vor uns zeichnete sich eine schwarze Tür ab – die Worte »J. N. McDowell, M. D. Privat« waren in goldenen Lettern darauf zu lesen. Ich zückte meine Pistole und Armstrong seine Armbrust. Das Streichholz erlosch. Mein Herz übernahm seinen »einzigen, wunderbaren Zweck« mit großem Enthusiasmus – denn wir wussten, dass uns auf der anderen Seite der Dunkelheit ein Vampir erwartete.
    Speed tastete nach dem Knauf und machte die Tür leise, ganz leise auf … Sonnenlicht.
    Dort befand sich ein langer, hoher Raum mit glatten Wänden. Über unseren Köpfen fielen durch eine Reihe von kleinen Fenstern weiches Nachmittagslicht und die Schatten der Beine von Passanten herein. Zu unserer Rechten stand ein langer Tisch mit Käfigen voller Ratten, Glasgefäßen und allerlei silbernen Instrumenten. Vor uns etwas, das ein mit einem weißen Laken verdeckter Körper auf einem steinernen Tisch zu sein schien. Und zu unserer Linken, Abe … zu unserer Linken … lagen über die ganze Länge des Raums nackte Körper, jeder auf einer schmalen Ablage, übereinandergestapelt auf einer Höhe von sieben oder acht Fuß.
    Wir befanden uns in einer Leichenhalle.
    Ich hatte damit gerechnet, dass uns der Professor hier erwarten würde. Damit, sofort angegriffen zu werden. Aber weit und breit keine Spur

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