Abraxmata
Auge zugemacht.
Der Tag versprach ein sehr milder Spätwintertag zu werden. Die Sonne brannte schon sehr früh vom Himmel und begann damit, die letzten Reste des Schnees wegzuschmelzen. Abraxmata lag unverändert in seinem Gefängnis. Er bereitete sich innerlich darauf vor, den Kopf zu heben, um zu sehen, was bereits geschehen war. Ruckartig, um den Kraftverbrauch so gering wie möglich zu halten, riss er seinen Kopf nach oben, den Arm und den Körper weiterhin fest an den Boden gedrückt. Er hatte kaum einen Widerstand gespürt. Es war nichts zu sehen. Der Gilkobaum stand friedlich wie immer auf seiner Lichtung und ein leichter, frühlingshafter, warmer Wind strich durch seine Äste. Abraxmata fixierte eine Weile den Eingang zur Höhle. Er musste nicht lange warten, bis einige Gilkos auftauchten, die nach oben in den Himmel sausten und ausgelassen lachten. Sollte er sich in allem so getäuscht haben? Abraxmata hatte schon lange das Gefühl, dass er einfach verwirrt war, nicht mehr klar denken konnte, weil die Gedanken in seinem Kopf wie wilde Blitze durcheinander schossen und sich gegenseitig eliminierten, sodass er nichts zustande brachte, keine klaren Antworten für sich fand. Und schon wieder drehten sich die Gedanken in seinem Kopf im Kreis, ohne dass er das Gefühl hatte, dass sie jemals irgendwo ankommen würden. Er stützte sich mit seiner Hand ab und stand auf, um dann leicht träumerisch auf den Gilkobaum zuzugehen. Schließlich war er hergekommen, um mit Hevea zu sprechen.
Abraxmata wurde zurückgedrängt, nicht von einer undefinierbaren Kraft, sondern von sich selbst, als die schwarzen Gestalten, wie vom Wind herangeweht, immer näher an den Baum kamen und zwei von ihnen daran nach oben glitten.
»Nein, lasst sie in Ruhe!«, schrie Abraxmata und stand wie gelähmt an seinem Platz.
Aus der Krone des Baumes konnte er weinerliche Schreie hören. Abraxmatas Gesicht zitterte, wenige Sekunden später stand er in der Empfangshalle der Gilkos. Die Luft war erstickend.
»Gebt uns Scheherazadon heraus«, donnerte die Stimme des einen Landorvanen wie ein Gewitter.
Die Gesichter der vielen Gilkos, die herangeflogen waren, wurden bleich vor Angst, ihre Augen ausdruckslos vor Schreck. Einer der Landorvanen ergriff ein junges Gilkomädchen. Ohne dass man seine Hand sehen konnte, wurde sie an die unförmige Masse seines schwarzen Körpers herangezogen, bevor sie verschwand. Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die Reihen der Gilkos. Keiner sah in Abraxmatas Richtung. Vielleicht waren sie so klug, ihn durch falsches Verhalten nicht verraten zu wollen. Ein weiteres Gilkomädchen wurde von den Landorvanen ergriffen, als Abraxmatas Waffe auf die schwarze Gestalt zusauste.
Der Gilko und der Indiragriff hatten den Landorvanen fast gleichzeitig erreicht. Das Gilkomädchen verschwand und das Seil schlug durch den Landorvanen hindurch, ohne ihm den geringsten Schaden zuzufügen. Abraxmata erzeugte ein silbrig brennendes Schild zwischen den Gilkos und den beiden Landorvanen, als ein dritter Gilko von den dunklen Scheusalen ergriffen wurde. Abraxmata sah gebannt zu, wie der Gilko auf das Schild zuraste, kein bisschen durch das Schild gebremst wurde und schließlich es wie durch bloße Luft passierte. Auf den Gesichtern der Gilkos war keine Reaktion auf das, was geschehen war, zu erkennen. Wie ein schwarzer Wirbel verschwanden die Landorvanen. Die Höhle der Gilkos war verwüstet, die schönen Säulen der Eingangshalle umgerissen, die Schnitzereien zerstört. Die Hälfte des Volkes war übrig geblieben und keiner wagte es zu sprechen, alle sahen den Landorvanen gebannt hinterher, auch als sie lange nicht mehr zu sehen waren. Abraxmata war wütend, wütend auf sich selbst, weil er es nicht geschafft hatte, ihnen zu helfen.
»Askan«, murmelte er, als er seinem Lehrmeister am Mondschattensee gegenüberstand. »Du hier?«, fragte er. »Hast du hier auf mich gewartet? Wie lange schon?«, fragte Abraxmata.
»Ich habe überhaupt nicht auf dich gewartet, denn gestern warst du ja äußerst pünktlich, nur mit deiner Aufgabe bin ich nicht ganz zufrieden.«
Askans Ruhe ließ Abraxmata noch aufbrausender reagieren. »Sie sind bereits in den Wäldern und greifen die Gilkos an. Sie versuchen etwas herauszufinden, das mit dem Wort Scheherazadon zu tun hat. Ich bin nicht bereit, aber er wird bald da sein, wenn er es nicht bereits ist.« Abraxmata keuchte.
»Was regst du dich denn so auf? Es ging darum zu testen, wie du mit einer
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