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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Internetradio. Ich will dich nicht erschrecken, aber nimm das nicht auf die leichte Schulter, Katerina.«
    »Das tue ich bestimmt nicht«, erwidert sie. »Ich nehme das, ganz im Gegenteil, sehr ernst. Mir ist klar, dass ich aufpassen und mich schützen muss.«
    »Der Revierleiter von Vyronas wird regelmäßig eine Streife vorbeischicken, um nach dem Rechten zu sehen. Aber das allein reicht nicht aus. Das Risiko eines Angriffs auf euer Büro wird man wohl nicht eingehen. Es kann aber sein, dass man dich und Mania auf offener Straße überfällt. Ich habe das alles Lambros erzählt, und er will mit dir reden.«
    »Ja, gerne, aber was will er denn unternehmen?«
    »Lambros hat genau solche Dinge hinter sich: als Verfolgter im Bürgerkrieg, während der Monarchie und schließlich in der Juntazeit. Er hat Erfahrung mit Drohungen solcher Art.«
    »Okay«, sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen, ich nehme mich in Acht.«
    Als wir zusammen auf den Flur treten, unterhält sich Mania mit Barba-Mitsos, der sich gerade auf den Heimweg macht. Hinter ihnen steht Uli und lächelt zufrieden vor sich hin.
    »Sollen wir Sie nach Hause bringen?«, fragt Mania den alten Mann.
    »Junge Frau, ich hab die Reise von Deutschland nach Griechenland allein geschafft. Da werde ich doch den Linienbus finden«, hält er ihr entgegen.
    Mania und Katerina bringen ihn zur Tür.
    »Wo habt ihr den eigentlich aufgetrieben?«, frage ich.
    »Im Obdachlosenheim«, antwortet Katerina. »Pavlos hat ihn ausfindig gemacht, als wir ihm erzählten, dass wir einen ehemaligen Gastarbeiter suchen. In Deutschland hat er am Bahnhof übernachtet, hier schläft er im Obdachlosenheim.«
    »Radio Hoffnung ist Ulis Werk«, sagt Mania.
    »Congratulations«, sage ich zu ihm.
    »Thanks, but it still needs work«, antwortet er, da er noch daran feilen will.
    »Uli, wenn du ein Grieche wärst, würde ich sagen: ›Lass den Perfektionismus, es ist so schon gut genug.‹ Aber das verkneife ich mir, weil du Deutscher bist.«
    »What?«, fragt Uli, der mich nicht verstanden hat.
    Ich komme nicht mehr dazu, Manias Übersetzung zu hören, da mein Handy klingelt.
    »Hier die Notrufzentrale, Herr Kommissar. Soeben ist ein Anruf bei uns eingegangen. Eine Männerstimme sagte: ›Nikos Theologis erwartet Sie vor dem Neubau auf dem Campus des Polytechnikums.‹«
    »War das alles?«
    »Ja, dann hat er aufgelegt.«
    Das heißt, uns erwartet ein zweites Opfer.
    »Lassen Sie die Umgebung absperren, und verständigen Sie meine Assistenten. Treffpunkt ist der vom Anrufer angegebene Ort. Geben Sie auch der Gerichtsmedizin und der Spurensicherung Bescheid.«
    Zielsicher hat Vlassopoulos den richtigen Zeitpunkt gewählt, um Urlaub zu nehmen.
    Katerina, Mania und Uli starren mich an. Keiner der drei hat begriffen, worum es geht. Die besseren Sprachkenntnisse nützen den Griechinnen diesmal gar nichts.
    »Ich fürchte, es gibt ein weiteres Opfer«, erkläre ich meiner Tochter und ihrer Kollegin.
    »Woher weißt du das?«, fragt mich Katerina.
    »Es liegt ein neuer Anruf vor, der genauso klingt wie der letzte. Eine Männerstimme hat die Nachricht hinterlassen, dass jemand auf dem Campus des Polytechnikums auf uns wartet.«
    »Hat er einen Namen genannt?«, fragt Mania. Ihre Zeit bei der Polizei ist doch noch nicht ganz vergessen.
    »Ein gewisser Theologis, glaube ich.«
    »Nikos Theologis? Was hat der im Polytechnikum zu tun?«, wundert sich Katerina.
    »Kennst du ihn?«, frage ich.
    »Nicht persönlich. Aber ich weiß, dass er an der Athener juristischen Fakultät Strafrecht gelehrt hat.«
    »Und sonst?«
    »Dass er zur Generation Polytechnikum gehört und an der Besetzung der juristischen Fakultät beteiligt war.«
    Wenn der Tote tatsächlich die von Katerina beschriebene Person ist, dann handelt es sich bereits um das zweite Opfer aus der sogenannten Generation Polytechnikum. Grußlos verlasse ich die Wohnung und stürme die Treppe hinunter.

20
    Das Navigationssystem des Seat habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt. Doch jetzt greife ich darauf zurück, weil ich noch nie auf dem neuen, außerhalb des Zentrums gelegenen Campus des Polytechnikums war. Außerdem lässt meine Konzentration zu wünschen übrig. Ich möchte keine Zeit verlieren, nur weil ich irgendeine Abzweigung verpasse. Die Dame mit der einschmeichelnden Stimme führt mich Schritt für Schritt wie ein Kleinkind durch das Athener Straßenlabyrinth. Obwohl mir solche Fahrten »mit Autopilot«

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