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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Assistenten.

35
    Die Polizei besorgt sich normalerweise keinen Durchsuchungsbeschluss, wenn sie die Wohnung eines Untersuchungshäftlings filzen will, der wegen Drogenhandels im Gefängnis sitzt. Doch da seine Verteidigerin zufällig meine Tochter ist, sichere ich mir – mit Gikas’ Unterstützung – lieber den amtlichen Beschluss, damit mir mein Kind später nicht vorwerfen kann, ich sei nicht korrekt verfahren. Dieses Vorgehen nach Vorschrift kostet mich eine volle Stunde Zeit, was mich fast rasend macht.
    Endlich sind wir unterwegs nach Koukaki, wo Kyriakos Demertsis’ Wohnung liegt. Zu unserem Pech ist der Vassilissis-Sofias-Boulevard gesperrt.
    »Was ist los, Kollege?«, fragt Papadakis den Verkehrspolizisten, der vor dem Streifenwagen steht.
    »Auf dem Syntagma-Platz geht die Post ab«, antwortet er. »Die Ultrarechten verteilen Nahrungsmittel, und die außerparlamentarische Linke will die Wohltätigkeitsveranstaltung stören. Sie sind sich in die Haare geraten – es tobt eine richtige Schlacht.«
    Papadakis schaltet die Sirene ein, biegt nach links und fährt auf dem Gehsteig weiter, den Transporter der Spurensicherung im Schlepptau.
    Demertsis wohnt in einem vierstöckigen Wohnhaus in der Liakou-Straße. Die Eingangstür geht mit einem der Schlüssel von Chalatsis’ Schlüsselbund auf. Ein Seufzer der Erleichterung kommt mir über die Lippen, weil ich richtig geraten habe.
    Demertsis’ Apartment liegt in der zweiten Etage, und dort passt der zweite Schlüssel. Wir betreten das Wohn- und Arbeitszimmer einer Studentenbude: Hier steht eine Computeranlage inklusive Drucker, und eine Unmenge von Büchern ist auf zwei Regale und mehrere Stapel an der Wand entlang verteilt. Gegenüber vom Schreibtisch steht ein kleiner Fernseher, daneben ein dreisitziges Sofa.
    »Das wird nicht lange dauern. Es sind ja nur zwei Zimmer«, meint Dimitriou.
    Ich beschließe, mich wie bei Chalatsis dem Schreibtisch zu widmen. Doch hier scheine ich kein Glück zu haben. Auf der Arbeitsplatte liegt nichts Interessantes, und in den Schubladen stoße ich nur auf Druckerpapier, Tintenpatronen und CD -Hüllen mit Computerprogrammen.
    »Herr Kommissar, kommen Sie kurz ins Schlafzimmer?«, höre ich Dimitrious Stimme sagen.
    Er steht vor einer Reihe von herausgezogenen Schubladen. In der zweiten liegt, unter den Unterhosen versteckt, die Pistole mit dem angeschraubten Schalldämpfer.
    »Volltreffer!«, ruft Dermitsakis triumphierend.
    »Warte erst mal ab, ob das wirklich die Tatwaffe ist«, bremst ihn Papadakis.
    »Mit Sicherheit ist sie das«, stelle ich klar. »Chalatsis hatte Demertsis’ Schlüssel, und nach jedem Mord hat er die Pistole hier versteckt.«
    »Das Kaliber scheint jedenfalls übereinzustimmen«, bemerkt Dimitriou.
    »War auch Demertsis’ Sohn eingeweiht?«, wundert sich Dermitsakis.
    »Von Anfang an konnte ich nicht glauben, dass ein so kluger und gebildeter junger Mann wie Kyriakos Demertsis mit Drogen dealt. Noch dazu so ungeschickt, dass man ihn gleich beim ersten Versuch schnappt! Jetzt begreife ich seinen Plan: Er hat es absichtlich getan, um ins Gefängnis zu kommen und von dort aus die Fäden zu ziehen. Chalatsis war nur das ausführende Organ.«
    »Werfen wir für alle Fälle noch einen Blick auf die Küche«, sagt Dimitriou.
    Die Erkenntnis, dass Demertsis der Täter ist, liegt mir schwer auf der Seele, da er mir sympathisch ist und es mir nicht leichtfällt, ihn als Anstifter dreier Morde zu überführen. Und wie überrascht und betroffen Katerina erst sein wird. Dabei war gerade sie es, die sich von Beginn an nicht erklären konnte, warum ein Typ wie Demertsis mit Drogen dealen sollte.
    Dimitrious Stimme reißt mich aus meinen düsteren Gedanken.
    »Kommen Sie bitte in die Küche, Herr Kommissar?«
    Dort erwartet uns eine weitere Überraschung. Zwischen den Gläsern liegen zwei Mobiltelefone, die den bei den Opfern gefundenen Prepaid-Handys zum Verwechseln ähnlich sehen.
    »Die checken wir für alle Fälle durch«, sagt Dimitriou.
    »Machen Sie ruhig, aber wahrscheinlich ist darauf nichts zu finden. Offenbar waren sie als Reserve gedacht, falls eins kaputtgehen sollte.«
    Ich rufe Dermitsakis herüber. Er soll im Korydallos-Gefängnis anrufen und sagen, dass Kyriakos Demertsis noch einmal vernommen werden muss, und zwar sofort. Die Wohnung hier überlassen wir den Kriminaltechnikern.
    Während der ganzen Fahrt stelle ich alle möglichen Überlegungen an. Die Umsetzung des Mordkomplotts können Kyriakos

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