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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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schlimmer ergangen.«
    Ich verabschiede mich von ihm. Als er wieder abgeführt wird, frage ich mich, ob ich ihn so bald wiedersehen werde. Denn ich spiele mit dem Gedanken, Papadakis oder Dermitsakis die offizielle Vernehmung zu übertragen.
    Dann nehme ich einen neuen Anlauf, den Polizisten in mir wachzurufen. Ich ersuche Dimitriou telefonisch, die Tatwaffe und die beiden Mobilfunkgeräte aufs Präsidium mitzubringen.
    Als Chalatsis den Verhörraum betritt, liegen der Schlüsselbund, die Pistole und die beiden Handys auf dem Tisch. Verdutzt starrt er auf die Gegenstände. Dann nimmt er auf dem Stuhl gegenüber Platz.
    »Die Schlüssel, die Sie in dem Kästchen auf Ihrem Schreibtisch aufbewahrt haben, gehören zu Kyriakos Demertsis’ Wohnung«, sage ich. »Die Pistole haben wir in Kyriakos’ Wäscheschrank gefunden und die beiden Handys im Küchenschrank.«
    »Ja, ich habe sie umgebracht«, das Geständnis kommt ihm schleppend, aber deutlich über die Lippen. »Alle drei. Aber schon bevor ich sie tötete, war mein Leben vorbei. Jetzt sind wir alle miteinander tot.«
    »Ich weiß, dass Sie es waren. Selbst wenn Sie es nicht zugegeben hätten, wären Sie anhand der Beweismittel leicht überführt worden. Die Frage ist nur, wer Ihnen dabei geholfen hat.«
    »Kyriakos«, entgegnet er, ohne zu zögern. »Wir haben alles zu zweit geplant.«
    »Kommen Sie, Herr Chalatsis. Sie haben sie umgebracht, das ist klar. Aber wer hat auf dem Prepaid-Handy angerufen, während wir den Toten untersuchten? Das waren nicht Sie, sondern jemand anders. Wer war noch daran beteiligt?«
    Sein Wahn lässt ihn wieder in die Höhe schnellen.
    »Traust du mir so was Einfaches nicht zu, Bulle?«, schreit er. »In meinem Leben sind mir schon alle möglichen Coups gelungen. Und du meinst, ich kriege so eine simple Sache nicht hin?«
    »Schön, dann erklären Sie mir, wie Sie vorgegangen sind.«
    »Ich habe fast alle aus nächster Nähe erschossen«, sagt er und lacht auf, als erinnere er sich an etwas Komisches. »Wissen Sie, als ich zu Demertsis sagte, ich hätte Beweise in der Hand, die sein Heldenmärchen entzaubern würden, und ich müsse ihn an den olympischen Sportanlagen in Paleo Faliro treffen, kam er gleich panisch angerannt.«
    »Und was passierte dann?«
    »Als er tot zusammengebrochen ist, habe ich ihm das Handy in die Tasche gesteckt.«
    »In welche?«
    »In die Sakkotasche.«
    »Ja gut, und dann?«
    »Habe ich mich versteckt und gewartet, bis die Bullen kamen.«
    »Mit der Mordwaffe in der Jackentasche?«
    »Ja.«
    »Jetzt reden Sie Unsinn. Denn ich glaube nicht, dass Sie so dumm sind, der Polizei mit der Tatwaffe aufzulauern. Wenn etwas schiefgelaufen wäre und wir Sie festgenommen hätten, hätten Sie die beiden anderen Morde nicht ausführen können. Und das wollten Sie auf keinen Fall riskieren.«
    »Ich bin eben schlauer als ihr!«, ruft er. »Und schlauer als die Militärpolizei! Das könnt ihr einfach nicht ertragen, und deshalb quält ihr mich die ganze Zeit. Immer schon habt ihr mich gefoltert, aber es hat euch nichts gebracht.«
    »Und der andere Anruf?«
    »Welcher andere Anruf?«
    »In der Notrufzentrale, der uns den Toten gemeldet hat. Wer war das?«
    »Ich!«, erwidert er prompt. »Aus einer Telefonzelle. Danach bin ich in den Bus gestiegen und nach Hause gefahren. Jawohl, mit dem Bus!«
    Er bricht in ein zufriedenes Gelächter aus. Das weckt in mir die Befürchtung, dass er völlig durchdreht, wenn ich ihn weiter unter Druck setze.
    »Lassen wir’s gut sein, Herr Chalatsis«, sage ich daher. »Darüber unterhalten wir uns ein andermal.«
    Er ist fest entschlossen, sich bis zum Schluss an das Schweigegelübde zu halten, das er Kyriakos gegeben hat. Ich könnte es mit einer weiteren Befragung versuchen, doch ich fürchte, den Namen seines Komplizen werde ich ihm nicht entlocken können. Letztlich hat das auch keine Bedeutung mehr. Offiziell sind die drei Morde aufgeklärt.

36
    »Auf gar keinen Fall!«, ruft Katerina. »Ich werde Kyriakos’ Verteidigung auf gar keinen Fall übernehmen. Was er braucht, ist ein Strafrechtler mit langjähriger Erfahrung.«
    Wir, die vierköpfige Familie plus Sissis, sitzen alle am Tisch und essen die gefüllten Tomaten, die Adriani zubereitet hat.
    Jannis Chalatsis und Kyriakos werden morgen dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Die Fälle sind offiziell abgeschlossen. Niemandem habe ich von meinem Verdacht erzählt, dass Kyriakos Demertsis’ Freunde die Morde alle gemeinsam geplant und

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