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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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zurückschicken! Jetzt soll ich’s trotzdem bezahlen?” fragte er.
    „Aber Sie haben es doch gegessen, Sir! Und wie Sie sehen, ist der Kaffee nicht berechnet”, gab Rowena süßlich zurück und merkte, dass der Begleiterin des Nörglers die Sache offensichtlich sehr peinlich war. Die beiden anderen Gäste am Tisch hielten schamhaft die Köpfe gesenkt und unterhielten sich halblaut.
    „Das war das erste und letzte Mal, dass ich in diesem Laden esse”, brummelte der Gast und knallte seine Platin-Kreditkarte auf den Tisch.
    „Tut mir Leid, aber American Express akzeptieren wir nicht”, teilte Rowena ihm mit. „MasterCard oder Visa allerdings gern.”
    „Ach du großer Gott!” Verärgert schnappte er sich die Karte und zückte stattdessen eine MasterCard. „Was für ein spießiger Schuppen ist denn das hier, wenn Sie nicht mal ’ne Platin-Karte annehmen?”
    „Bedaure, Sir”, sagte Rowena freundlich und reichte Mae die Karte, um sich sodann wieder auf ihre Runde von Tisch zu Tisch zu machen.
    Als die vier schließlich gingen, murmelte Mae Rowena zu: „Absolute Brechpille, der Kerl. Hab ich’s nicht gesagt?”
    Gerade wollte Rowena ihr antworten, da öffnete sich die Tür, und die Dame, der die Szene so unübersehbar peinlich gewesen war, trat wieder ein. Sie sah Rowena und Mae beisammen stehen, kam zu ihnen und drückte der Kellnerin einen Zehndollarschein in die Hand. „Ich möchte mich entschuldigen”, erklärte sie. „Wenn er nicht mein Mandant wäre, wäre ich glatt aufgestanden und gegangen.” An Rowena gewandt, fügte sie hinzu: „Würden Sie mir bitte ein Taxi bestellen? Irgendwie muss ich ja nach Hause kommen!”
    „Aber sicher. Nehmen Sie doch bitte so lange an der Bar Platz!”
    Während die Frau sich zur Theke begab, sagte Rowena zu Mae: „Terry soll sie fragen, was sie trinken möchte. Geht aufs Haus.”
    „Anständig von ihr, diese Wiedergutmachung, was?”
    „Allerdings”, bestätigte Rowena. In dem Augenblick, als sie das Taxi anforderte, ging die Eingangstür schon wieder auf. Tony Reid trat ein, die Sonntagsausgabe der
Times
unter dem Arm.
    In einem plötzlichen Hochgefühl lächelte Rowena ihm zu, bat ihn mit erhobenem Finger um etwas Geduld und beendete zunächst das Gespräch mit dem Taxiunternehmen. Sie wusste, dass Mark sie gewiss für verbissen halten würde, doch sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass hinter Reids Hartnäckigkeit irgendwelche Hintergedanken steckten.

16. KAPITEL
    T ony Reid hatte nichts dagegen, dass er mit einem Platz draußen unter der Markise vorlieb nehmen musste, und zog sich an einem der leeren Tisch hinter seine Zeitung zurück. Rowena versprach ihm, später, wenn der Ansturm etwas nachgelassen hatte, bei ihm vorbeizuschauen. Dann ging sie zur Rezeption zurück, wo sich im gleichen Moment auch schon der Taxifahrer einfand.
    „Ihr Fahrgast kommt sofort”, teilte Rowena ihm mit, um dann die Dame an der Bar, die gerade ihren Kaffee trank, über die Ankunft ihres Taxis zu informieren.
    „Ich habe soeben vom Barkeeper erfahren”, sagte die Frau, „dass Sie die Schwester von Claudia sind. Sie kamen mir gleich irgendwie bekannt vor.”
    „Ach, Sie kannten Claudia?” fragte Rowena die Frau, eine Blondine um die vierzig, deren strenger Gesichtsausdruck möglicherweise freundlich gemeint war, in Wirklichkeit jedoch ans Dünkelhafte grenzte. Sie trug die übliche Business-Kleidung – extrem hohe Absätze, Designer-Kostüm, dazu eine jener unbequem aussehenden, hoch geschlossenen Rüschenblusen sowie ein aufdringliches Make-up.
    „Ich bin Anwältin.” Sie reichte Rowena eine Visitenkarte, die sie offenbar griffbereit zur Hand hatte. „Hin und wieder habe ich Mandanten zum Lunch hierher eingeladen, doch dann musste ich die Besuche einstellen. Ich weiß nicht, ob Sie’s wissen, aber Ihre Schwester betrachtete das Lokal hier anscheinend als Revier für ihre ganz privaten Fischzüge. Die Gäste wurden sogar aufgefordert, ihre Visitenkarten in einer Schale zu hinterlegen. Sie stand drüben neben der Reservierungskladde, ist aber Gott sei Dank nicht mehr da.”
    Wozu, in aller Welt, erzählt sie mir das? fragte Rowena sich und warf einen Blick zu der Stelle, an der, wie ihr nun einfiel, früher die besagte Schale gestanden hatte. Ihr Zweck hatte ihr sowieso nie eingeleuchtet; sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie inzwischen verschwunden war. „Ihr Taxi ist da”, meldete sie mit höflichem Lächeln.
    „Oh, schön. Richtig aufgefallen

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