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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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ganze Zeit über rechnete sie mit Reids Anruf, doch das Telefon läutete nicht. Also rief sie, bevor sie zum Restaurant aufbrach, selbst bei ihm an und hinterließ ihm auf dem Anrufbeantworter den Vorschlag, den Trip auf einen anderen Sonntag zu verlegen.
    Im Lokal angekommen, verstaute sie ihre Handtasche im Büroschreibtisch und kümmerte sich unverzüglich um Kip, der zwar etwas ausgeruhter, doch kaum weniger bekümmert wirkte als am Morgen des Vortages. Wie er berichtete, hatte seine Mutter, als er nach Feierabend heimgekommen war, bereits geschlafen.
    „Heute Morgen, als ich aufstand, war sie weg. Ich hab keinen Plan, wo sie hin ist. Aber zumindest hat’s keinen Zoff gegeben.”
    Rowena legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. „Denk immer dran – wenn du Hilfe brauchst, kannst du jede Menge Freunde anrufen.”
    „Geht klar. Und im Auto pennen, damit ist Sense. Danke, Tante Ro!”
    Einige Gäste sagten ihre Reservierungen wegen des schlechten Wetters ab, doch die meisten erschienen trotzdem. Da an der Bar nur sechs Personen sitzen konnten, bot man den anderen Plätze unter der Terrassenmarkise an. Während drei Vierergrüppchen sich einverstanden zeigten, lehnten zwei Pärchen hingegen dankend ab und zogen es vor, sich ein anderes Lokal zu suchen und zu einer anderen Gelegenheit wieder vorbeizukommen. Rowena kam dies gerade recht, denn das „Le Rendezvous” war nun bis auf den letzten Platz besetzt.
    Kurz nach Mittag, als der Ansturm auf den Brunch gerade am größten war, meldete sich Mae bei Rowena. „Drüben an Tisch sechs gibt’s jeden Moment Ärger”, berichtete sie.
    Rowena warf einen kurzen Blick auf das am genannten Tisch sitzende Quartett. „Wieso?”
    Die Kellnerin rümpfte die sommersprossige Nase. „Sehen Sie den Dicken da? Ein Querulant, wie er im Buche steht, der Kerl! Einer von diesen Nörglern, denen man’s nie recht machen kann, und wenn man sich auf den Kopf stellt! Kämmt sich die Haare von kurz überm Ohr quer über die Platte, sprüht sich ’ne Schicht Haarspray drüber und meint, es merkt kein Mensch, dass er damit ’ne tellergroße Glatze kaschieren will, der Blödmann!”
    Rowena lachte hinter vorgehaltener Hand. „Hat er sich denn schon beschwert?” wollte sie wissen.
    „Nein, noch nicht. Macht er aber gleich. Typen wie den rieche ich drei Meilen gegen den Wind!”
    „Warten wir mal ab, okay?”
    „Alles klar.”
    Rowena ließ den Tisch nicht aus den Augen, und tatsächlich: Kaum waren die Bestellungen serviert, beorderte der Gast die Bedienung mit herrischer Geste an den Tisch zurück. Rowena schritt unverzüglich ein. „Gibt es ein Problem?”
    „Die Spiegeleier zerfließen ja förmlich!” nörgelte er zänkisch. „Ich habe ausdrücklich gesagt, dass ich sie von beiden Seiten gebraten haben will!”
    „Selbstverständlich!” Rowena bemühte sich darum, die Situation zu entschärfen und bedeutete Mae, den Teller wieder abzuräumen. „Wir kümmern uns darum.”
    Sie begleitete Mae zur Küche. „Nun geht’s erst richtig los, das sehe ich jetzt schon”, sagte Mae. „Der quengelt jetzt an jeder Kleinigkeit rum, bis er sein Essen umsonst kriegt. Schnorren will der, mehr nicht! Ich hasse solche Leute! Am liebsten würde ich ihm auf seine dämlichen Spiegeleier spucken!”
    „Nicht nötig.” Rowena nahm den Teller, schob ihn kurzerhand in die Mikrowelle und stellte den Timer auf neunzig Sekunden bei erhöhter Hitze. „Danach werden sie wohl schön durch sein. Ab sofort nur noch ja, Sir und nein, Sir! Und den Kaffee aufs Haus, aber sonst nichts!”
    „Wird gemacht, Boss!” bestätigte Mae amüsiert.
    Von ihrem Beobachtungsposten an der Bar konnte Rowena sehen, wie der Gast zunächst konsterniert in dem harten Eigelb herumstocherte, dann aber mit den Achseln zuckte, als sehe er ein, dass er diese Runde verloren hatte. Sodann machte er sich eifrig über seinen Teller her und unterbrach sich nur, um Mikey aufzufordern, den Brotkorb nachzufüllen. „Und für Butternachschub können Sie bei der Gelegenheit auch gleich sorgen! Oder ist die rationiert?”
    Mikey bedachte ihn mit einem schrägen Blick, hielt aber den Mund und stellte auf Rowenas Kopfnicken hin das gewünschte Brot sowie einen frischen Steinguttopf mit Butter auf den Tisch.
    Kurze Zeit später bestellte die Vierergruppe Dessert und Kaffee, und als dann schließlich die Rechnung präsentiert wurde, zitierte der Dicke erneut Rowena herbei. „Hören Sie mal, ich musste mein Essen

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