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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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zusätzliches Personal.”
    „Vereinnahmen willst du ihn! Auf deine Seite ziehen!”
    „Sag mal, was redest du denn da? Ich will Kip nicht auf meine Seite ziehen. Und Seiten gibt’s sowieso nicht. Es geht um Angebot und Nachfrage, schlicht und ergreifend! Wir brauchen Leute, und er sucht Arbeit!”
    „Nichts da! Du willst ihm was beweisen, indem du ihm zeigst, was für ein aufregendes Leben du führst!”
    „Das wird ja immer schöner! Ich habe nie ein aufregendes Leben geführt und tue das auch jetzt nicht. Und was sollte ich dem Jungen denn beweisen wollen? Ich biete ihm einen Ferienjob an! Es ist ein Stellenangebot, ganz einfach!”
    „Mir egal, aber annehmen tut er es nicht.”
    „Das wirst du dem Jungen doch wohl nicht antun wollen!”
    „Ich ihm was antun? Hier tut ihm nur eine was an, und zwar du!”
    „Penny! Du verbietest ihm einen bitter benötigten Job, und alles nur, weil du dich aus irgendeinem Grund auf den Schlips getreten fühlst. Das ist ihm gegenüber denkbar unfair. Und übrigens – was habe ich dir eigentlich getan? Machen wir reinen Tisch, bitte! Falls ich dir zu nahe getreten sein sollte, wüsste ich gern, wie.”
    „Du weißt sehr gut, was du gemacht hast. Und ich habe nicht die geringste Lust, alte Geschichten aufzuwärmen. Mein Sohn arbeitet nicht für dich, und damit basta!”
    „Zum einen wüsste ich gern, was du mit ‚alten Geschichten‘ meinst. Aber egal, was es ist, ich entschuldige mich auch so. Und zum anderen bitte ich dich, deinen Ärger über mich nicht an dem Jungen auszulassen. Er hat es nicht verdient, den Blitzableiter spielen zu müssen.”
    „Erzähl du mir nicht, wie ich mit meinem Kind umzugehen habe! Du hast es gerade nötig, andere im Umgang mit Menschen zu belehren, ausgerechnet du! Er nimmt den Job nicht, Punkt! Und wage es nicht, ihn noch einmal hinter meinem Rücken anzurufen!” Mit diesen Worten knallte sie den Hörer auf die Gabel.
    Zitternd und wie vor den Kopf geschlagen saß Rowena da, voller Gewissensbisse, als habe man sie beim Anschauen der Schmuddelvideos oder bei noch Schlimmerem erwischt. Woher dies schlechte Gewissen stammte, obwohl sie sich keiner Schuld bewusst war, begriff sie selbst nicht. Sie sprang auf, griff sich ihren Schlüsselbund und fuhr zum nächstgelegenen Spirituosen- und Tabakshop, um sich eine Schachtel Zigaretten zu kaufen. Wieder daheim, holte sie einen Aschenbecher, setzte sich an den Küchentisch und zündete sich eine der Zigaretten an.
    Sofort wurde ihr schwindlig; in Händen und Füßen setzte ein jähes Kribbeln ein, und sie musste sich mit Macht darauf konzentrieren, aufrecht auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Als nach etwa einer Minute der Schwindelanfall abflaute, nahm sie noch einen Zug, schlug dann die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Wie sehr hatte sie sich bemüht, ihr Leben zu leben und glücklich zu sein! Sie hatte doch nur versucht, einem Jugendlichen, der ihr ans Herz gewachsen war, einen Gefallen zu tun – und ihre älteste Freundin hatte nichts Besseres zu tun, als sie mit absurden Vorwürfen zu traktieren und dann kurzerhand aufzulegen.
    Was ging bloß vor? Und warum? Tat sie einen Schritt vorwärts, dann, so schien es, zwang irgendetwas sie drei Schritte zurück. Trotz ihrer Anschuldigungen war es ironischerweise Penny selbst, die sich wie Claudia aufführte, und zwar wie Claudia zu ihren schlimmsten Zeiten – mit Ausfällen, die sie vordergründig als eher harmlose Meinungsverschiedenheiten tarnte, die im Kern jedoch gehässig und völlig abwegig waren. Während Claudia in ihrer Launenhaftigkeit allerdings ihren natürlichen Charme nach Gutdünken spielen ließ oder verweigerte, war Penny stets eine beständige, solide Größe gewesen. Nun aber hatte sie sich aus Gründen, die nur sie selbst kannte, gegen ihre Freundin gewandt – eine jener verhassten Situationen, in denen Rowena sich nicht verteidigen und somit nur verlieren konnte.
    Nachdem sie die Zigarette zu Ende geraucht hatte, stand Rowena auf und schenkte sich einen Schuss Wodka ein. Es dauerte zwei weitere Zigarettenlängen, bis sie das Glas geleert hatte. Alkohol und Nikotin nahmen der schlimmen Situation die Schärfe, dämpften den Kummer und regten ihren Appetit an. Sie machte sich Rührei, garnierte das Ganze mit scharfem, geriebenem Cheddar-Käse und verzehrte den Mischmasch direkt aus der Pfanne. Danach kehrten ihre Lebensgeister zurück, und sie ging nach oben, um sich bequemere Sachen anzuziehen.
    Während sie auf dem

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