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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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Stammkellner gerade zu tun hatten, während die Gäste an einem der Tische schon minutenlang darauf warteten, bezahlen zu können, zögerte er nicht lange, sondern nahm die Rechnung und trug sie zu Terry, der den Betrag entweder per Kreditkarte abbuchte oder bar abrechnete. Für nichts war er sich zu schade. Einmal brachte er sogar eine Flasche mit Flüssigdünger mit, weil er meinte, die Terrassenpflanzen könnten eine Extraportion Bodennahrung vertragen.
    „Ach, ist er nicht ein Herzchen?” schwärmte Mae, als sie mit Rowena über ihn sprach. „Zum Anbeißen!”
    Rowena hätte mit dem Jungen nicht zufriedener sein können, hatte aber trotzdem ein schlechtes Gewissen, da sie Kip gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Mutter die Stelle gegeben hatte. Sie wusste, dass Penny irgendwann merken würde, was gespielt wurde, und dann sicherlich Ärger machte.
    Als sie am Montagabend nach Kips dritter Arbeitswoche mit Mark beim Abendessen saß – er hatte extra ein spezielles Nudelgericht für sie gekocht –, schüttete sie ihm ihr Herz aus über die Sache mit Penny und ihrem Jungen. Mark ließ sie ausreden und sagte dann resigniert: „Das stinkt zum Himmel, Ro! Da tust du einem Jungen, der es wirklich verdient, etwas Gutes an und musst zu allem Überfluss noch befürchten, dass die Geschichte auffliegt! Der Krach liegt geradezu schon in der Luft. Vielleicht interessiert es dich, dass ich mittlerweile ebenfalls auf Pennys Abschussliste stehe. Normalerweise wäre es mir egal, wenn sie nicht alle Hebel in Bewegung setzen würde, um möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für ihre Kampagne gegen uns beide zu mobilisieren.”
    „Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass sie ihren Groll gegen mich in der Bibliothek ablädt!” Rowena war entsetzt. Nach ihrem bewährten Prinzip trug man persönliche Problem nicht am Arbeitsplatz aus. Bislang hatte sie gedacht, dass Penny es ebenso hielt.
    „Das Schlimme daran ist”, fuhr er fort, „dass der Schuss für sie nach hinten losgeht. Alle Welt reagiert stinksauer, aber nicht auf dich oder mich, sondern auf Penny und ihr Gequatsche. Meine Kumpels bleiben unverändert meine Kumpels, und deine Freundinnen halten wahrscheinlich weiter zu dir. Penny allerdings hockt beim Mittagessen in letzter Zeit ziemlich oft allein da. Man könnte tatsächlich Mitleid mit ihr kriegen, wenn man nicht wüsste, dass sie sich wie die letzte Schreckschraube benimmt.”
    Rowena seufzte. „Ich möchte gern wissen, was mit ihr los ist!”
    „Wann siehst du endlich ein, das es ist, was es ist? Zum hundertsten Mal – Eifersucht! Denk dran, ich habe zwei ältere Schwestern. Ich kenne die Anzeichen in- und auswendig, glaub es mir!”
    „Ich glaube dir ja! Ich sehe nur keinen Grund! Es macht doch keinen Sinn!”
    „Erzähl das mal den Israelis und den Palästinensern!”
    „Das ist was anderes”, wandte sie ein. „Da geht es um Religion.”
    „Die Mehrzahl der Konflikte in der Welt, heißt es, haben einen religiösen Hintergrund. In Wirklichkeit bekriegen sich missgünstige Menschen, die den jeweils anderen die Herrschaft aufzwingen wollen.”
    „Ich weiß nicht, ob ich deiner Theorie folgen kann, aber interessant ist sie allemal.” Sie tunkte ein Baguettestück in die Sauce auf ihrem Teller und ließ den Bissen im Mund verschwinden. „Köstlich, mein Herz!”
    „Vielen Dank. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung bilden sich die meisten Menschen arroganterweise ein, dass das, was sie haben, besser ist als das, was du vorzuweisen hast, sei es Rasse, Religion oder sonst was. Obendrein sind sie der Auffassung, dass du deinen Besitz überhaupt nicht verdient hast, und um dir das deutlich zu demonstrieren, nehmen sie ihn dir weg. Dahinter steckt nichts als Missgunst, Neid, Rivalität, Ressentiments. Und all das passt haargenau zu Pennys derzeitigem Verhalten. Stell dir vor, du wärst Serbin, und sie wäre Muslimin.”
    „Mein Gott, Mark! Was für ein schrecklicher Vergleich!”
    „Kann sein, aber passen tut er. Ich hab ziemlich viel mit Kip telefoniert, seit er bei euch arbeitet. Der Junge steht gewaltig unter Druck. Er kann Pennys Handeln zwar nicht gutheißen, aber dennoch bleibt sie seine Mutter, und ein Junge wie er fällt seiner Mutter nicht in den Rücken. Ihm wäre es am liebsten, wenn wieder Frieden herrscht und alles wieder beim Alten ist. Ohne Penny bloßzustellen, habe ich versucht, ihm zu erklären, warum eine Versöhnung wenig wahrscheinlich ist. Aber so richtig verstanden hat er

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