Abschied in Dunkelblau
Ich versetzte ihm einen zweiten Schub, und als sich der Dampf verzog, konnte ich sehen, daß er kräftig nickte. Um ganz sicherzugehen, verpaßte ich ihm einen dritten Strahl, und er sprang ganz hübsch und nickte so fest, daß er mit dem Kopf gegen die Wand der Dusche krachte.
Ich streckte meinen Arm hinein und zog den Knebel heraus.
Er stöhnte. »Jesus Gott, Sie haben mich verbrüht. Was haben Sie mit mir vor? Mein Gott, McGee, was wollen Sie denn?«
Ich streckte die Hand aus und legte sie auf den Warmwasserhahn.
»Nicht!« heulte er los.
»Nicht so laut, George! Sie werden ganz hübsch rosa. Also reden Sie endlich mit mir. Erzählen Sie mir alles darüber, wie Sie und Berry vorgegangen sind. Und falls etwas nicht ganz richtig klingt, werde ich Sie ein bißchen abkochen, nur so zum Spaß.«
Unter leichter Anleitung stand er das Ganze ziemlich gut durch. Er und Berry hatten von Anfang an zusammengearbeitet. Zuerst waren es Wertpapiere, in China gekauft, einem Freund in Amerika geschickt, der sie zu Bargeld machte, das Geld dann zurückschickte, damit sie noch mehr kaufen konnten. Bei jeder Transaktion wurde das Geld verdoppelt. Als das nicht mehr ging, war es das Gold. Sie arbeiteten zusammen, aber mit getrennter Kasse. Sie trauten sich gegenseitig nicht so recht. Aber Berry machte immer mehr Gewinn als George Brell, weil er keine einzige Rupie für sich ausgab. Er reinvestierte alles immer wieder in Gold. Berry machte einen Goldschmied in Kalkutta ausfindig, der Originalbauteile für das Flugzeug aus purem Gold maßstabgetreu gießen konnte. Berry hatte sie dann ein wenig aufgerauht, mit Aluminiumfarbe gestrichen und eingebaut. Ein Mann in Kunming schmolz sie dann wieder zu Goldbarren um. Das war, nachdem Kontrollen verschärft worden waren. Als sie schließlich an der Reihe waren, nach Indien zurückgeschickt zu werden, hatte Brell mehr als sechzigtausend Dollar beisammen, und er war sich sicher, daß Berry mindestens dreimal soviel hatte. Sie nahmen Urlaub von der Truppe und ergatterten einen Flug nach Ceylon. Die Idee stammte von Berry. Er hatte sich das alles ausgedacht und so viel wie möglich über Edelsteine in Erfahrung gebracht. Das ganze Bargeld machte Brell nervös. Er folgte Berrys Beispiel. Sie brachten volle zehn Tage damit zu, die lupenreinsten Steine zu kaufen, die sie finden konnten. Dunkelblaue Saphire, dunkelrote Rubine aus Burma, roh und geschliffen. Manche waren zu groß, um durch die Öffnung der Feldflaschen zu passen, die zur Standardausrüstung gehörten. Sie schnitten die Feldflaschen auf, legten die Steine hinein und löteten sie wieder zu. Um die Steine zu befestigen, gossen sie flüssiges Wachs darüber. Das Wachs wurde hart. Sie füllten die Feldflaschen mit Trinkwasser, hakten sie an ihr Koppel und kehrten reich und nervös nach Hause zurück.
»Ich glaube nicht, daß sie Dave jemals wegen irgendetwas unter Verdacht hatten. Er hat immer seinen Mund gehalten. Aber ich habe verschiedentlich Anspielungen gemacht, wenn ich ein paar getrunken hatte. Irgendwie sind sie mir auf die Schliche gekommen. Ich bin nach Hause zurück und habe sie versteckt. Ich habe es nicht gewagt, sie anzurühren. Gerade hatte ich meinen letzten Urlaub und darauf gewartet, aus dem Krieg zu kommen, als ich vor Gericht gerufen wurde. Nachdem sie ihn zu lebenslanger Haft verurteilt hatten, habe ich alleine mit ihm sprechen können. Ich habe versucht, einen Handel mit ihm zu machen. Mir zu sagen, wo seine waren. Ich würde einen angemessenen Anteil für geleistete Dienste abziehen und dafür sorgen, daß es seiner Familie gut ginge. Keine Chance. Er hat mir nicht getraut. Er hat niemandem zugetraut, gerissen und geschickt genug zu sein. Nein, er hat es ganz alleine reibungslos durchziehen wollen, und dann hätte er bei seiner Frau und den Mädchen alles wiedergutmachen können.
Ich habe meine drei Jahre lang nicht angerührt. Dann habe ich Bargeld gebraucht. Da gab es ein Stück Land, das ich einfach haben mußte. Ich konnte es günstig kaufen. Ich habe das Risiko nicht eingehen können, sie hier im Lande zu verkaufen. Martha und ich haben Urlaub gemacht und sind nach Mexiko gefahren. Dort habe ich Kontakte geknüpft. Ich bin beschissen worden, aber wenigstens hab’ ich mich sicher gefühlt. Ich habe gerade mal etwas mehr als vierzigtausend bekommen. Ich habe es in amerikanischen Dollar zurückgebracht und immer wieder ein bißchen davon ins Geschäft gesteckt. Ich bin vorsichtig gewesen. Aber sie haben
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