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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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gebrochen an. Ich lenkte uns um einen Felsengarten herum, bevor wir schließlich hineinfielen. Es war das Gelände eines Motels, das sich aus völlig unerfindlichen Gründen Bärenpfad nannte. Sie hatten eine ganze Menge Sommergäste. Die Tanzlehrer brachten einer Meute von Touristen, die alle so aussahen, als hätten sie sich gegenseitig die Frisuren toupiert, Bossa-Nova-Schritte bei. An den Kartentischen wurde scharf gereizt. Wir platzten da hinein, triefend naß, zerschunden und atemlos.
    Schick gekleidete kleine Burschen kamen händeringend auf uns zugerannt, stießen kleine, schrille Laute der Bestürzung aus.
    »Telefon!« verlangte ich.
    »Aber Sie können doch nicht einfach ...«
    Ich packte den nächsten Seidenblazer am Kragen und hob ihn auf die Zehenspitzen, und er deutete mit steifem Arm auf ein lachsfarbenes Telefon auf einer babyblauen Theke. Als ich das Mädchen an der Vermittlung bat, mich mit dem Büro des Sheriffs zu verbinden, fragte sie mich in einer ätzenden, näselnden Stimme, ob ich ein Gast des Hotels sei. Ich versprach ihr, daß ich als Zeichen meiner wachsenden Ungeduld damit anfangen würde, ihre Gäste einzeln durch die Glaswand zu werfen, falls sie diesen Anruf noch eine einzige Sekunde verzögerte. Patty stand gefügig neben mir, das Kinn gesenkt, die Schultern hochgezogen, ihr kleines Hinterteil bescheiden verdeckt.
    Ich bekam einen Stellvertreter des Sheriffs an den Apparat, der so helle und schnell reagierte, daß er auch mich wieder auf Zack brachte. Ich war mir der absoluten Stille hinter mir bewußt, der stillstehenden Tänzer, der unterbrochenen Kartenspiele, der Burschen in der pastellfarbenen Seide. Ich beschrieb das Boot. Ich sagte, es hätte das Citrus Inn vor vielleicht vierzig Minuten verlassen und wäre nach Süden unterwegs, mit A. A. Allen, Junior, einem mutmaßlichen Psychopathen, am Ruder. Ein junges Mädchen an Bord, betäubt und bewußtlos. Deeleen, Nachname unbekannt. Und eine Mrs. Lois Atkinson, gegen ihren Willen an Bord gebracht und bewußtlos geschlagen. Könnte Vorhaben, von Lauderdale aus in Richtung Bahamas aufzubrechen.
    »Wie ist Ihr Name, und woher rufen Sie an?«
    »Aus dem Bärenpfad-Motel. Ich habe ein Mädchen bei mir, um das man sich kümmern und die man nach Hause bringen muß. Eine Miss Devlan ...«
    »Wir haben hier eine Suchmeldung für eine gewisse Patricia Devlan, achtzehn, dunkles Haar, schlanke Gestalt ...«
    »Genau die. In ihrem Fall handelt es sich um versuchten Menschenraub und versuchte Körperverletzung. Sie können sie hier abholen.«
    »Und wie ist Ihr Name?«
    Ich legte auf und warf kurz einen Blick auf vierzig oder fünfzig hervorquellende Augenpaare, drehte mich wieder um und suchte den Ausgang. Ich ging durch ein paar Hecken, ein Blumenbeet und über einen Parkplatz. Mit jedem Atemzug verspürte ich ein heftiges, metallisches Kratzen in meinem Brustkorb. Ich steuerte auf Reklamebeleuchtung zu und orientierte mich daran. Mehr als eine Meile zu Miss Agnes zurück. Pfadfindergang nennt man das, fünfzig Schritte laufen, fünfzig Schritte gehen. Das Auto war da. Kein Schlüssel. Aber der Reserveschlüssel befand sich in einer kleinen Magnetschachtel unterhalb des Armaturenbretts.
    Ich fuhr nach Hause. Ich hörte mich selbst schluchzen. Es klang wie ein einziger, großer Schluckauf. Ein trauriges, tapferes, wundervolles Mädel, das mir vertraut hatte. Sie hatte dem zuverlässigen alten McGee vertraut. Die Mädchen mußten aufhören, mir zu vertrauen. Verdammt, warum mußten sie mir auch vertrauen. Ich blinzelte mit den Augen und fuhr weiter und verfluchte McGee.

Trece
    Ein trockenes Hemd und ein Paar trockene Hosen stellten keine merkliche Verbesserung meines Erscheinungsbildes dar. Ich ging schweren Schrittes zu dem benachbarten, riesigen Kreuzer, auf dem mein lebenslustiger Freund, der Alabama Tiger, die weltweit einzige permanente Hausbootparty feiert. Er reichte mir etwas Hochprozentiges zur sofortigen Anwendung, fragte mich, wer mich an den Fersen die Treppe heruntergezogen hatte, und bot mir etliche, begierige Amateurkrankenschwestern als vorübergehende Pflegekraft zur freien Wahl. Aber ich sagte ihm, ich würde lieber die Rut Cry ausleihen. Er fragte nicht, weshalb. Er sagte mir, ich sollte sie nehmen. Er liebt es, auf und davon zu fliegen. Die Rut Cry ist ein sechseinhalb Meter langer weißer Bootskörper mit großen Tanks und zwei mächtigen Mercury-Motoren am Heck. Sie lag längsseits, aufgetankt und betriebsbereit. Eine

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