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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Geräusch von sich wie Glas, das aneinander stößt. Das rief alte Erinnerungen wach. An Murmelspiele, die ich vor langer Zeit auf dem Schulhof gewonnen hatte, und an ein Gewicht, das von vielen Siegen zeugte. Ich schob mir den Beutel unters Hemd. Durch den Stoff hindurch fühlten sich die Steine auf meiner Haut merkwürdig kühl an. So kühl wie das Himalayagebirge vielleicht, oder so kühl wie geschmuggeltes Gold. Oder wie die Gitterstäbe einer Zelle. Oder aber wie diese kleinen, blauen Augen oberhalb des liebenswerten Lächelns.
    Das Boot würde keine Schwierigkeiten bereiten. Eine Luke öffnen, eine Handvoll Kabel herausreißen. Aber dann fiel mir der gefälschte Edelstein wieder ein. Falls ich ihn nicht wieder zurückschicken konnte, würde Harry viel mehr dafür verlangen, als er wert war. Ich ging neben Junior Allen in die Hocke und konnte ihn in seiner rechten Hosentasche fühlen. Ich steckte vorsichtig meine Hand in seine Tasche. Plötzlich rollte er sich auf meine Hand und nagelte sie fest, rollte sich auf mein Handgelenk und auf meinen Arm und zwang mich mit der Hebelwirkung auf das Schiffsdeck. Dann lag er auf dem Rücken, mein rechter Arm unter ihm. Er legte seinen linken Arm um meinen Hals, zog meinen Kopf gegen seine Taille und hämmerte mit der freien Hand auf mich ein. Ich hatte keinerlei Halt und keinen Freiraum, um zurückzuschlagen. Als mein Gesicht anfing aufzuplatzen und die Welt begann, vor meinen Augen zu verschwimmen, setzte ich meine Knie fest auf den Boden, klemmte meinen anderen Arm unter ihn und hievte. Das brachte ihn hoch und drehte ihn um, und ich konnte meine rechte Hand aus seiner Tasche befreien. Er sprang wie eine Gummipuppe auf die Beine, und ich sah den Fußtritt kaum kommen und konnte mich gerade weit genug drehen, um ihn mit dem Schulterblatt abzufangen. Mein linker Arm wurde taub.
    Er war ein munterer Raufbold. Er hielt sich tief und behielt sein Gleichgewicht, schnaubte jedesmal beim Ausatmen, und ich traf ihn zweimal, bevor er mich von den Beinen holte und mitten in die Liegestühle beförderte und sich dann voller Freude der Aufgabe widmete, mir die Rippen zu brechen, sein Knie in mich zu rammen, Löcher in mich zu dreschen und alles kurz und klein zu schlagen, was nicht angebunden war. Er kletterte über mich und saß gespreizt auf mir, hatte meine Arme unter seinen bulligen Beinen festgeklemmt, packte mich an den Ohren und knallte meinen Kopf auf das Teakholz. Als die Welt sich allmählich langsamer drehte und sich in Träumen auflösen wollte, bekam ich einen Arm frei und sah meine Hand ganz weit da oben, den Handballen unter seinem Kinn. Er versuchte, seine verschränkten Hände wie einen Hammer auf meinen steifen Arm niedersausen zu lassen und hätte ihn auch mühelos zerbrochen, hätte ich meine Füße nicht fest auf den Boden bekommen und ihn abgeworfen. Er ging wie eine Katze wieder auf mich los, schwang ein hartes Holzbein von einem der zu Bruch gegangenen Liegestühle. Der erste Schlag erwischte mich auf der Schulter, den zweiten fing ich geschickt mit meinem linken Ohr ab. In meinem Kopf zerbarst eine große, weißglühende Glocke, und er tänzelte beiseite, rang nach Luft und ließ mich zu Boden gehen. Ich landete auf der Seite, und er versetzte mir einen Tritt in die Magengrube wie ein Rugbyspieler, der von der Mittellinie aus einen Punkt erzielen will.
    Ich hatte noch jenen Bruchteil meines Bewußtseins übrig, der mir aus der Ferne einen unwichtigen Einblick in die Wirklichkeit erlaubte. Die Welt bestand aus einem Fernsehgerät auf der anderen Seite eines großen Zuschauersaales, mit verzerrtem Ton und ausgefranstem Bild. Irgendwo lehnte der glückliche Lächler an der Reling und zog eine Weile tief die Luft in sich hinein. Ich hätte nicht einmal dann mit der Wimper zucken können, wenn mich jemand in Brand gesteckt hätte. Er fing damit an, das Cockpit aufzuräumen. Er summte vor sich hin, und ich erkannte die Melodie, »Love Is A Many Splendored Thing«. William Holden und Jennifer Jones. Ich erinnerte mich an die Szene, wo sie in jener Bucht in Hong Kong in ihrem weißen Badeanzug in das seichte Wasser stieg. Aber ich konnte mich nicht auf sie konzentrieren. Jedesmal, wenn Dads in Reichweite kam, trat er mich. Zum Takt der Musik. Dann versetzte er mir einen Tritt gegen den Kopf. Das brachte das Bild des weit weg stehenden Fernsehgerätes vollends zum Verschwinden, bis auf den kleinen, weißen Punkt, und dann verschwand auch der ...

    ... Das kleine

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