Abschied nehmen
weiter an die Oberfläche hervorgeködert hatte, würde jedes Wort, über das er zuvor vielleicht noch hinweggesehen hätte, zu einem Giftpfeil werden.
Bis tief in die Nacht hatten ihn diese Gedanken wach gehalten, bis er sich mit einem Mal gefragt hatte, weshalb er schon so früh aufgeben wollte. Es war sonst auch nicht seine Art und nun gab er sich einfach mit dem Gedanken ab, dass ab morgen ihr Verhältnis wieder von ihrer ewigen Streiterei beherrscht sein würde, anstatt dem entgegenzuwirken.
Er hatte sich keine Hoffnungen gemacht, dass er sie für sich würde gewinnen können, doch vielleicht würde sie zumindest eine gewisse Sympathie für ihn entwickeln, wenn sie sich nicht ewig in den Haaren liegen würden. So hatte er sich vorgenommen ihr am folgenden Tag mit aller Freundlichkeit zu begegnen und sie weder zu provozieren, noch sich auf irgendwelche Streitigkeiten mit ihr einzulassen.
Mit diesem Vorsatz im Sinn war er, als der Morgen bereits graute, eingeschlafen, und als er nun den kleinen Essenssaal betrat, waren bis auf Hugh, der ihm kurze Zeit später folgte, alle anwesend. Er nahm zwischen Angus und Lilidh Platz und sein Blick blieb auf Kate heften. Sie sah müde aus und dunkle Augenringe zeichneten sich unter ihren großen, braunen Augen ab, doch William war vollkommen verzaubert von ihrer Schönheit.
Sie war nicht häufig bei ihren morgendlichen Mahlzeiten dabei, denn die Führung des Burghaushaltes nahm viel Zeit ein, sodass sie sich üblicherweise morgens keine ausgedehnten Mahlzeiten erlaubte. Doch heute war sie da.
William fragte sich, ob dies vielleicht etwas zu bedeuten hatte, doch den Gedanken verwarf er gleich wieder. Es gab keinen Grund irgendwelche Sympathien ihrerseits anzunehmen, damit würde er sich lediglich falsche Hoffnungen machen.
„Kate, erzähl weiter“, bat Robert, nachdem William Platz genommen hatte und wider Willen berichtete sie weiter von ihrer gestrigen Fahrt und Williams waghalsiger Rettung der beiden Mädchen.
Nichts wäre ihr lieber gewesen, als die Geschichte ihn selbst erzählen zu lassen, denn sie hatte alle Mühe ihre Gefühle dabei zu unterdrücken, doch sie wollte kein Aufsehen erregen und so sprach sie weiter.
Ihr rasendes Herz und ihre schwitzenden Hände machten es dabei nicht gerade einfach, den Eindruck von Beiläufigkeit aufrechtzuerhalten, doch glücklicherweise schien, außer ihr selbst, niemand das Durcheinander, das in ihr herrschte, zu bemerken. Würde er sie bloß nicht unentwegt ansehen, wäre das Ganze sicher einfacher, doch als wüsste er, dass er sie damit verwirrte, lächelte er sie sogar gelegentlich an.
Doch eine böswillige Absicht konnte sie in seinem Lächeln, so sehr sie danach suchte, nicht entdecken. Hm, war da vielleicht doch Zuneigung seinerseits vorhanden, fragte sie sich, irgendwie sah es sogar ganz danach aus.
Sie musste stark an sich halten, um sich nicht hier vor allen Leuten mit der flachen Hand gegen die Stirn zu klatschen. Das ist doch wirklich lächerlich! Eine Nacht, in der sie seinetwegen kaum geschlafen hatte und schon fantasierte sie sich hier irgendetwas zusammen. Damit sollte sie lieber schnellstens aufhören, wenn sie nämlich erst mal irgendwelche dummen Hoffnungen in sich geweckt hätte, würde sie noch mehr leiden als jetzt schon. Und als Bestätigung ihrer Gedanken wandte William plötzlich den Blick von ihr ab und sah sie bis zum Ende ihrer Erzählung nicht mehr an.
Was sie und die anderen nicht Eingeweihten weder ahnten noch mitbekamen, war, dass es ein Teil ihrer Geschichte war, der Williams Aufmerksamkeit von ihr abgelenkt hatte.
„Er kniete noch immer keuchend am Boden, als wir plötzlich Hufgetrampel vernahmen. Ihr kennt ja die Sassenachs, wenn irgendwo ein Unglück geschieht, können die nicht weit entfernt sein, aye? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie selbst das Feuer gelegt haben“, hatte sie berichtet und als das Wort Sassenach gefallen war, war eine kaum merkliche Bewegung durch die Anwesenden gegangen.
Marcus und seine Männer hatten sich mit einem Mal versteift und das Clansoberhaupt hatte seinen Freund besorgt und gleichzeitig fragend angesehen. William hatte ihm mit einem bedeutungsschweren Blick und einer knappen Geste bedeutet, dass er ihn gleich nach der Mahlzeit über die gestrigen Ereignisse aufklären würde und ab diesem Zeitpunkt beherrschten rote
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