Abschied nehmen
Uniformen Williams Gedanken und der Rest von Kates Erzählung, sowie die darauf folgenden Gespräche seiner Tischnachbarn kamen nicht mehr bei ihm an.
Gleich nach dem Frühstück wandten sich alle zurück an ihre Arbeit, während William Marcus in sein Gemach begleitete. Seitdem das Wort Sassenach gefallen war, hatte Marcus alle Mühe gehabt, seine Sorge zu unterdrücken. Er wäre am liebsten sofort aufgestanden und hätte William aufgefordert, ihm zu folgen, um mit ihm über den Vorfall reden zu können, doch er hatte ausharren müssen und sich zurückhalten müssen, was ihm dieses Mal noch mehr als sonst zuwider gewesen war.
„Und es geht dir wirklich gut?“ William stand zwar bis auf die Schramme an seinem Arm vollkommen unversehrt vor ihm in seinem Gemach und trotzdem hatte Marcus die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte, stellen müssen.
„Aye, ich habe mich von dem Schrecken mittlerweile wieder erholt und sie haben mich Gott sei es gedankt nicht gesehen.“
„Das war alles meine Schuld,“ sagte Marcus wie zu sich selbst, als er in dem Stuhl hinter dem Schreibtisch Platz nahm, „schon wieder“, fügte er noch leise hinzu, und auch wenn dieser Nachsatz nun tatsächlich nicht für Williams Ohren bestimmt war, entging er ihm nicht.
„Wovon redest du denn da, Mann?“ William sah mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck zu dem Hünen hinab.
„Ach, weißt du, vergiss es lieber. Es war nicht so wichtig. Sag mir lieber …“
Marcus war dem Blick seines Schützlings ausgewichen, doch dessen energischer Ton, indem er ihn unterbrach, ließ ihn zu ihm aufsehen.
„Nein, ich werde hier gar nichts vergessen! Hast du mir nicht noch vor wenigen Wochen erzählt, dass es besser sei Dinge, die man auf dem Herzen hat, mit seinen Freunden zu besprechen? Du kannst nicht solche Ratschläge erteilen und dich nicht selbst daran halten, Marcus!“, sagte William wütend. Er hatte Marcus’ Hilfe bereits häufiger in Anspruch genommen und dieser wollte seine nun einfach ausschlagen.
„Ich weiß aber nicht, ob du dafür der richtige Gesprächspartner bist“, erwiderte Marcus und wich dem Blick wieder aus.
„Ach und warum nicht?“ William sah sich verletzt und gleichzeitig herausgefordert. „Bin ich dir nicht klug genug, um dir vielleicht helfen zu können! Oder hältst du mich noch für einen Grünschnabel? Ich sage dir etwas, Marcus, ich bin zwar nicht so alt wie Robert oder Hugh und habe vielleicht auch nicht ihre Erfahrung aber du …“
Nun war es an Marcus, seinen Freund zu unterbrechen. Diese Reaktion war keinesfalls die, die er hatte hervorrufen wollen und nun verfluchte er sich dafür, dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben. Doch als er die Wut in Williams Augen sah und die Verletzung darüber, dass er ihn für unfähig hielt, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Sache aufzuklären.
„Ist ja schon gut, William. Ich denke du hast mir schon häufig genug bewiesen, dass du kein Dummkopf bist und dies ist sicherlich nicht der Grund dafür, weshalb ich nicht mit dir darüber sprechen wollte. Doch du lässt mir keine Wahl.“
William war verstummt und sah seinen Freund grimmig an, während dieser sich erhob und zum Fenster hinüberging, durch das ein paar wenige Sonnenstrahlen in den Raum fielen.
„Ich denke eben, dass es meine Schuld ist, dass du dieses Leben führen musst“, begann Marcus und senkte seinen Kopf. „Ich habe euch damals nicht von diesem gefährlichen Plan abgehalten und dadurch musst du dein Leben hier verbringen, weitab von deiner Familie. Und gestern war auch ich es, der dich beinahe geradewegs in die Arme der Sassenachs geschickt hat.“
William betrachtete seinen Freund, der nun verstummt und den Kopf schüttelnd am Fenster stand. Sein erster Gedanke war, wie absurd die Anschuldigungen des vor ihm stehenden Maccallums klangen, doch je länger er darüber nachdachte, konnte er immer mehr nachvollziehen, wie Marcus sich nun fühlte.
„Du bist genauso wenig schuld an meiner Situation, wie ich an dem Tod meines Vaters die Schuld trage“, sagte er der plötzlichen Einsicht folgend und Marcus drehte sich überrascht zu ihm um.
Mit dem zweiten Teil seines Satzes hatte er zweifellos Recht, dachte er, als er seinen Freund nun ansah und je länger sie sich nun so gegenüberstanden und Marcus
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