Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
Vom Netzwerk:
sich eingestand, seine Situation etwas distanzierter zu betrachten, musste er William vollkommen Recht geben. Sie hätten tatsächlich beide nichts an den Ereignissen ändern können und die Schuld dafür hatten sie sich zu Unrecht aufgeladen, dachte er nun und musste lächeln, als er sich seines Gesprächs mit Robert entsann, der ihm damals bereits das Gleiche versucht hatte, klar zu machen.
         „Nun habe ich dir zu danken, mein weiser Freund“, sprach Marcus noch immer lächelnd, nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen haben.
         „Du darfst dich immer wieder gern an meiner Weisheit ergötzen“, erwiderte William mit einer galanten Verbeugung und sie lachten beide herzlich.
         Anschließend kehrte Marcus jedoch wieder zu ihrem eigentlichen Thema zurück.
         „Wir müssen noch weitaus vorsichtiger werden, William!“
         „Aye, das war haarscharf.“
         „Wir können nur hoffen, dass diese Geschichte keine allzu große Runde macht und dass die Rotröcke vor allem kein großes Interesse daran haben, den Helden kennenzulernen. Ich werde Kate noch ein wenig darüber befragen, was die Sassenachs gesagt haben. Vielleicht wissen sie überhaupt nichts von deiner Tat. Die Dorfbewohner werden es denen sicherlich nicht auf die Nase gebunden haben“, sagte Marcus und er sollte damit Recht behalten, denn die Soldaten hatten nur wenig Interesse an dem gezeigt, was sie vorgefunden hatten, nachdem sie erfahren hatten, dass es sich um das Haus eines erbärmlichen Bauern handelte, der es nicht wert war, ihre Zeit zu verschwenden.
         „Aye“, gab William darauf lediglich in Gedanken versunken zurück und der Traum, der ihn in dieser kurzen Nacht gequält hatte, war nun wieder deutlich vor seinen Augen. Wentworth hatte ihn in dieser Nacht wieder gejagt und wie immer in seinen Albträumen auch zu fassen bekommen.
         „Ich will dich keinesfalls rauswerfen aber ich muss noch den Brief an Simon schreiben. Dougal müsste auch bald hier sein.“
         „Dougal?“, gab William mit einem fragenden Gesichtsausdruck zurück.
         „Aye, Roberts Ältester, du warst doch heute Morgen dabei, als ich mit Angus darüber gesprochen habe.“ Marcus musterte William skeptisch und ein wenig belustigt.
         Er hatte am Frühstückstisch Angus davon erzählt, dass er Dougal, Roberts sechzehnjährigen Sohn zu Simon geschickt hatte, um nach ihm und den Männern, die er vor einigen Wochen dorthin als Schutz vor den Mackendricks geschickt hatte, zu sehen und ihnen einen Brief von ihrem Clansoberhaupt zu überbringen. William hatte selbst gemerkt, dass seine Gedanken während des Frühstücks immer wieder abgeschweift waren, doch er hatte nicht geahnt wie weit.
         „Ach, ja sicher. Dann lasse ich dich mal allein“, gab er noch immer ahnungslos zurück und entfernte sich.
        
         Bewaffnet mit einer Fackel stieg Kate die Treppe hinunter in den Keller. Heute war der Tag ihrer allwöchentlichen Inspektion der Vorräte, bei der sie sich stets vergewisserte, dass alles richtig gelagert wurde. Schimmel oder Fäule griffen nämlich schneller um sich, als einem lieb war, und konnten in rasender Geschwindigkeit die Vorräte ruinieren, die sorgsam aufgehoben worden waren. Sicher warf Mrs. Jenkins auch stets einen prüfenden Blick in das Lager, wenn sie mit ihren Küchengehilfinnen dort auftauchte, um frische Sachen für den Tag hinauf zu holen, doch ihre Zeit erlaubte es ihr nicht, alles ganz gründlich zu überprüfen und so übernahm Kate diese Aufgabe.     
         Auf ihrem Weg kam sie an dem großen Gewölbe vorüber, in dem der Whisky und Wein gelagert wurden. Überall türmten sich große Fässer an den Wänden und der Raum war erfüllt mit einem torfigen Geruch. Sie grüßte und wechselte ein paar Worte mit Robert und Alec, die gerade dabei waren Freiräume für den neuen Whisky zu schaffen, den sie, wenn die Ernte erst vorüber war, herstellen würden.
         Kate blieb im Eingang stehen, denn sie wusste, wie ungern die beiden es hatten, wenn Unbefugte das Gewölbe betraten. Dies hier unten war ihr Reich dies wusste und respektierte jeder, denn sie dankten es den Burgbewohnern auf ihre beste Weise, indem sie den besten Whisky brannten und das beste Bier brauten.
         Sie beherrschten ihr Handwerk sehr gut und ließen sich nicht gerne hineinpfuschen. Lediglich ein paar wenige Helfer wie Roberts Söhne Dougal und Hamish, Ians Sohn Malcolm sowie

Weitere Kostenlose Bücher