Abschied nehmen
war.
Kate war froh gewesen, mit dem Rücken zu ihm gestanden zu haben, denn so hatte sie ihre vor schmerzlicher Erleichterung verzogene Miene verbergen können, denn auch wenn sie sich noch hatte zurückhalten können, um ihm nicht um den Hals zu fallen, ihre Sorge hatte sie nicht unterdrücken können. Nicht in diesem Augenblick.
Nun saß sie neben ihm und ihn anzusprechen fiel ihr noch schwerer als auf ihrem Hinweg. Ihre verbleibende Zeit wurde immer kürzer und kürzer und keiner von beiden bekam ein Wort heraus.
Doch dank der verstohlenen Blicke, die sie ihm immer wieder zuwarf, fiel ihr plötzlich die Wunde an seinem rechten Oberarm auf und sie hatte endlich einen Grund ein Gespräch zu beginnen.
„Du bist ja verletzt!“, rief sie.
William sah an seinem Arm hinunter und Verblüffung huschte über sein Gesicht. Den etwa fünf Zentimeter langen Riss musste er sich in dem Haus zugezogen haben.
„Das ist mir noch gar nicht aufgefallen“, sagte er und sah, wie Kate ihre zarten langen Finger darauf legte.
Sie betrachtete die Wunde mit der Genauigkeit, die er bereits bei ihrer Mutter bemerkt hatte. Wahrscheinlich half sie ihr häufiger bei so etwas, dachte William, doch dies war nur ein Versuch sich von dem berauschenden Gefühl abzulenken, das ihn durch ihre sanfte Berührung durchfuhr.
Er sah zu ihr herab und sein Herz schlug wie verrückt, seine feuchten Hände klammerten sich mit aller Kraft um die Zügel und er rang um Selbstbeherrschung. Er war froh, dass sie auf seine Wunde blickte, denn so bemerkte sie nicht die Sehnsucht, die sich so überaus deutlich in seinen Augen widerspiegelte.
Als sie ihren Kopf hob, um ihn anzusehen, drehte er sein Gesicht wieder nach vorn, darum bemüht seinem Antlitz einen beiläufigen Ausdruck zu verleihen.
„Wenn wir wieder in der Burg sind, werde ich Lilidh darum bitten, die Wunde zu versorgen“, sprach er und hoffte, dass seine Nervosität und Unsicherheit nicht herauszuhören waren und er hatte Erfolg damit. Doch selbst wenn es ihm nicht gelungen wäre, hätte Kate ohnehin nichts bemerkt, denn nicht nur er war vollauf damit beschäftigt, seine Gefühle zu verbergen.
„Ich kann das auch machen, deshalb brauchen wir meine Mutter nicht zu stören. So spät, wie es schon ist, wird sie wahrscheinlich bereits schlafen.“
Kate war ebenfalls um Beiläufigkeit bemüht, obwohl sie aus vollem Herzen hoffte, er würde dem zustimmen.
„Wenn du das auch kannst, dann ist es vielleicht doch besser, wenn wir Lilidh zu so später Stunde nicht mehr belästigen“, erwiderte William, wischte seine feuchten Hände an seinem Kilt ab und warf Kate einen flüchtigen Blick zu.
„Das mache ich gerne“, erwiderte sie und William warf ihr einen leicht verwunderten Blick zu.
Irgendetwas war hier anders als sonst, dachte er. Irgendwie benahm sie sich anders, doch wie, fragte er sich und die Antwort darauf kam prompt.
Ah, sie war nett, dachte er und grinste ironisch in sich hinein.
Doch es stimmte, so hatte er sie, ihm selbst gegenüber, noch nie erlebt. All seine Versuche sie milde zu stimmen, hatten bisher stets fehlgeschlagen, denn seine bloße Anwesenheit schien bereits ein rotes Tuch für sie zu sein. Er musste noch nicht einmal etwas sagen, um sie wütend zu machen und wenn er es doch tat, kam es in ihren Ohren ohnehin stets falsch an.
Ihr Verhalten ihm gegenüber war bislang von grundlosen Angriffen und Wut geprägt gewesen und dies hatte William immer tiefer verletzt. Denn sein Wunsch danach, sich gut mit ihr zu verstehen, war schon lange nicht mehr davon geprägt, dass sie die Tochter seines Freundes war. Er war sich über seine Gefühle für sie schon seit Längerem klar und sie nahmen nicht gerade ab. Sicher sie behandelte ihn alles andere als gut, doch er wusste, - denn er hatte sie häufig beobachtet - dass sie auch ganz anders sein konnte, zum Beispiel so wie jetzt.
Und darauf hatte er seit ihrer ersten Begegnung, als sie ihm in Marcus’ Gemach zunächst dieses zögerliche Lächeln und dann diesen zornigen Blick zugeworfen hatte, gehofft, doch sie hatte ihn bis heute Abend darauf warten lassen.
Doch er bildete sich nicht ein, dass nun alles anders zwischen ihnen werden würde. Ihm war durchaus klar, in welcher Situation sie sich heute befanden und dass sicher die aufwühlenden
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