Abschied nehmen
Marsaili war zwar hübsch, doch im Moment gehörte sein Herz einer anderen und er hatte nicht das Gefühl, dass sich dies bald ändern würde.
Doch er begegnete den beiden Frauen mit der angemessenen Freundlichkeit und Höflichkeit und fragte sie nach ihrem Begehr.
„Wir haben lediglich von deiner Heldentat von gestern gehört und dachten, dass die Wäsche wohl auch auf uns warten würde und du uns zunächst einmal davon erzählen könntest“, gab Janet zurück, nachdem sie erfolglos darauf gewartet hatte, dass Marsaili das Wort ergriff.
„Aye, wisst ihr, es war nichts Besonderes und ihr wisst schon sicherlich alles nennenswerte“, gab William zurück und leckte sich über die trockenen Lippen.
Das hatte er nun nicht erwartet und ihm stand ganz und gar nicht die Lust danach, an den Brand zu denken.
„Hast du vielleicht Durst?“, meldete sich plötzlich die bisher stumme Marsaili zu Wort.
„Aye, den habe ich tatsächlich“, erwiderte William anerkennend. Diese Frau würde einem Mann wohl die Wünsche von den Augen ablesen.
„Ich mache dir ein Angebot, William. Marsaili und ich holen eine Kleinigkeit zu Essen und etwas Ale und dafür erzählst du uns die Geschichte von gestern“, schlug Janet lächelnd vor und ohne die Antwort abzuwarten, nahm sie ihre Cousine am Arm und sie schlenderten davon in Richtung Küche.
So sehr William sich auch innerlich dagegen sträubte, von den Ereignissen des Vortages zu berichten, hatte er trotzdem nichts gegen dieses Arrangement eingewandt, denn seit dem Frühstück war nun schon einige Zeit vergangen und er hatte heute keine Zeit gehabt, bei Mrs. Jenkins vorbei zu gehen und sich eine Kleinigkeit zu essen abzuholen. Und sein kleiner Freund, der so etwas sonst für ihn erledigte, war seit dem er ihm das Messer gegeben hatte, nicht mehr aufgetaucht.
William drehte sich um und ging wieder ins Innere der Schmiede. Er war noch nicht wieder an seinem Arbeitsplatz angelangt, als er ein weibliches Räuspern von der Tür her vernahm.
„Na das ging aber schn …“, begann er, doch als er sich herumgedreht hatte, verstummte er plötzlich.
Es waren nicht Janet und Marsaili, sondern eher jemand, den er hier ganz und gar nicht erwartet hätte.
„Kate!“, brachte er lediglich hervor, denn seine Kehle war wie zugeschnürt.
„Guten Tag, William“, gab sie gepresst zurück und ihr Herz raste.
Na los, Kate, nun mach schon, du bist doch nicht hierhergekommen, um ein blödes Guten Tag von dir zu geben, dachte sie bei sich und vor Angst versagten ihr beinahe die Beine. Sie versuchte seine Einstellung abzuschätzen, doch sein Gesichtsausdruck drückte im Moment einfach nur absolute Verwirrung aus.
Und verwirrt war er auch. Er konnte nicht glauben, dass sie hier vor ihm stand und dabei beinahe so angespannt zu sein schien, wie er es war. In ihrem Gesicht sah er Furcht und Unsicherheit und William fragte sich, warum es ihr so ging. War sie ihm etwa doch nicht so abgeneigt, wie er immer dachte? Weshalb sollte sie sonst diese so deutlich sichtbaren Gefühle hegen, wenn er ihr vollkommen egal wäre? Er beschloss, es herauszufinden.
„Was kann ich für dich tun, Kate?“, fragte er mit einer einladenden Sanftheit in der Stimme, sehr darum bemüht, nicht zu zittern.
Doch Kate war noch nicht bereit. Sie wandte ihren Blick ab und ließ ihre Finger über die, auf der neben ihr stehenden Bank, liegenden Werkzeuge gleiten. Würde sie nun den Mund aufmachen, dann würden wahrscheinlich lauter Sachen herauskommen, die sie ihm noch überhaupt nicht sagen wollte und so nahm sie sich noch etwas Zeit, um diese Gefühle, soweit es ging, zur Seite zu drängen. Ihr Blick strich wie flüchtig über seine vom Schweiß glänzenden Arme und sie wünschte, er würde sie einfach an sich ziehen und ihr durch einen Kuss das ersparen, was sie nun zu sagen hatte.
Doch er tat es nicht, er stand nur geduldig da und gab ihr alle Zeit, die sie brauchte, um ihre Gefühle zu ordnen und ihr Anliegen vorzubringen. Sie sah ihn an und sah keinerlei Abneigung, weder in seiner Haltung noch in seinem Gesicht. Es lag wieder dieser gleiche Ausdruck in seinen Augen, den sie bereits heute Morgen gesehen hatte, lediglich mit dem Unterschied, dass sie meinte, auch eine Spur von Angst entdeckt zu haben. Was hatte das nur zu bedeuten, fragte sie sich und kam zu dem
Weitere Kostenlose Bücher