Abschied nehmen
uns schon genug von ihnen gefallen lassen und wenn sie sich noch einmal etwas zuschulden kommen lassen, werden sie auch dafür bezahlen!“ Seine Augen funkelten bei den Worten und er erntete von allen Seiten zustimmendes Nicken, bevor sie schweigsam ihren Weg fortsetzten.
Coll und Adam trafen etwa eine Stunde nach ihnen ein. Sie waren unterwegs einigen ihrer Männer begegnet, die ihnen beim Tragen der Beute halfen und als sie nun ankamen, gesellten sie sich ungebeten zu den Maccallums ans Feuer. Coll hatte seinem hitzigen Sohn wohl den gesamten Weg über eingetrichtert, dass er einen Fehler begangen hatte, den sie nun wieder gutzumachen hatten, denn nun waren sie beide die vollendete Freundlichkeit.
„Ein wunderschönes Pferd habt Ihr da!“, rief Adam, dem bei Jimmy stehenden William übers Feuer hinweg zu. „Woher habt Ihr es?“
„Mein Vater hat es mir geschenkt“, gab William in einem desinteressierten Ton zurück, tätschelte Jimmys Hals und setzte sich zurück ans Feuer.
„Wann wird denn Euer werter Vater eintreffen?“, mischte Coll sich ein.
„Meine Familie wird leider an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen können. Sie hält sich zurzeit in Spanien auf“, gab William abweisend zurück.
„Das ist aber schade“, erwiderte Coll und beendete das Thema, denn nun wären ihm nur noch unangenehme Fragen eingefallen und er wollte seine Gastgeber nicht noch mehr gegen sich aufwiegeln.
Für den Rest des Abends wandten sie sich nur noch unverfänglichen Themen zu. Coll und seine Leute waren sichtlich bemüht gute Stimmung zu verbreiten, was ihnen jedoch nicht gelang und nach einer Weile legten sich alle zur Ruhe.
Erschrocken sah Kate sich um, doch sie entdeckte weder ihre Mutter noch Cynthia. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie feststellte, dass sie bereits fortgegangen waren. Wie hatte sie so unvorsichtig sein können, dachte sie, bis ihr auffiel, dass noch immer jemand ihre Hand hielt.
Sie wandte ihren Blick tiefer und entdeckte Willie. Der Kleine sah zu ihr auf und auf seinem von Sommersprossen übersäten Gesicht lag ein trauriger Ausdruck. Sie ging in die Hocke und strich ihm über die roten Haare.
„Warum bist du so traurig?“, fragte er mit seiner kindlichen Stimme und Kate musste unwillkürlich lächeln.
Es war rührend zu sehen, dass dieser fünfjährige Junge sich um sie sorgte und der Gedanke daran lenkte sie ein wenig ab. Plötzlich senkte Willie seinen Blick und betrachtete den Gegenstand, der in seiner Linken lag. Kate erkannte darin das Messer, das er ihr seinerzeit im Keller gezeigt hatte, das Messer, das William ihm geschenkt hatte.
„Ich weiß nicht, Willie. Warum bist du denn traurig?“, fragte sie mit einem warmen Lächeln, auch wenn sie die Antwort bereits kannte.
„Ich bin traurig, weil William wieder weg ist und ich hab ihn in den letzten Tagen fast gar nicht gesehen“, sagte er und in seiner Stimme fehlte jeder Trotz, den man von einem Kind in seinem Alter hätte erwarten können. „Er war nur ein paar Mal in der Schmiede, weil …“, fügte Willie hinzu und brach plötzlich mitten im Satz ab. Er zuckte zusammen, hielt sich die Hand vor den Mund und sah sie erschrocken an. Offensichtlich war er dabei etwas zu verraten, das ihm als Geheimnis aufgetragen worden war.
Kate bemerkte, wie Tränen in die Augen des Kleinen stiegen. Er wollte William wohl um keinen Preis enttäuschen. Und auch wenn ihre Neugier geweckt worden war, ließ sie davon ab, die Wahrheit aus dem verängstigten Willie herauszukitzeln, sondern streichelte ihm beruhigend über die Wange.
„Lass uns einfach so tun, als ob du nichts gesagt hättest, hm?“, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln und unter heftigem Nicken hellte sich Willies Miene wieder auf. „Möchtest du vielleicht etwas essen?“
Diese Frage war eigentlich überflüssig, denn Willie hatte unablässig Hunger und so fiel auch seine Antwort, wie von ihr erwartet, aus. Einander noch immer an der Hand haltend gingen sie zu Mrs. Jenkins in die Küche, die ihnen bereitwillig ein paar Brote mit Marmelade und Milch zuschob. Sie fand es noch immer faszinierend, dass der kleine Lausbube nun tatsächlich nach etwas zu essen fragte, anstatt es zu stehlen.
„Eigentlich habe ich gar keine Zeit für ein Schwätzchen aber sag doch mal, Kate, wie fühlt sich die zukünftige Braut
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