Abschied nehmen
so?“, fragte sie mit einem amüsierten Zwinkern und hievte dabei ihren runden, kleinen Körper auf einen für sie ein wenig zu hohen Hocker.
Kate seufzte.
„Nutzlos fühle ich mich. Während du hier wie ein Tier schuftest, darf ich nur mit diesem elenden Pack herumsitzen und sie unterhalten. Ich sage dir, Martha, ich bin froh, wenn das alles hier vorbei ist“, sagte sie und biss von ihrem Brot ab. Willie hatte seines bereits aufgemampft und so schnitt sie noch ein Stück von ihrem ab und gab ihm den Rest.
Martha nickte währenddessen zustimmend und ihr Gesichtsausdruck zeigte die Abscheu, die sie empfand. Auch sie gehörte nicht zu den „Bewunderern“der Mackendricks, und auch wenn sie es nie am eigenen Leib erfahren würde, konnte sie sich gut vorstellen, welch eine Tortur Kate und die anderen durchleben mussten.
Und doch war es nicht das, was sie von Kate hatte wissen wollen und so präzisierte sie ihre Frage.
„Aber erzähl doch mal, wie es ist, seine Braut zu werden?“ Während sie sprach, beugte sie sich verschwörerisch vor und zuckte schelmisch grinsend die Augenbrauen.
Kate wusste, dass Martha bereits mit ihrer ersten Frage darauf abgezielt hatte, doch der Schrecken, den sie ihr damit eingejagt hatte, hatte sie zunächst so ausweichend antworten lassen. Dieser verflüchtigte sich nun, stattdessen belustigte sie die Reaktion der Köchin.
Auf dem runden Gesicht von Mrs. Jenkins zeigte sich nämlich eine leichte Röte wie bei einem jungen, verliebten Mädchen. Und auf eine Art war sie das auch. Sie war vernarrt in William und war seinem Charme vollkommen erlegen. Kate hatte ihn nicht nur einmal an dem gleichen Platz sitzen sehen, wo sie nun saß und hatte beobachtet wie Martha mit einem breiten und zufriedenen Grinsen, um ihn herumtänzelte und sie Geschichten austauschten.
Noch bevor sie herausgefunden hatte, welche Gefühle sie für ihn hegte, hatte sie Marthas Verhalten vollkommen unverständlich gefunden und sich darüber geärgert. Sie hatte gedacht, er würde sich bei ihr einschmeicheln wollen, doch nun verstand sie sie vollkommen.
„Es ist wunderbar und aufregend!“, erwiderte Kate nun vergnügt, nur um zu beobachten, wie Marthas Grinsen noch breiter wurde.
Doch um sie mit noch mehr Fragen löchern zu können, blieb zu Kates Glück und Marthas Bedauern keine Zeit, denn sie hörte bereits ihre Mutter herannahen. Nun würden sie gemeinsam mit Cynthia die Pläne für die Feier besprechen und sich um ihr Kleid kümmern.
Das war zwar nicht der beste Zeitvertreib, den Kate sich vorstellen konnte, doch es war eine gute Möglichkeit Marthas weiterem Verhör zu entgehen, das sicher nicht so lustig enden würde, wie es begonnen hatte. Selbst Cynthias Anwesenheit nahm Kate stattdessen in Kauf, immerhin war diese ihr nicht so zuwider wie die ihrer männlichen Verwandten. Denn auch wenn Cynthia Colls Frau war, hatte sie, was ihren Charakter anging, keinerlei Ähnlichkeit mit ihm. Sie war eher still und zurückhaltend und hatte auch nicht seine gespaltene Zunge.
So verabschiedete Kate sich von den Beiden, kraulte kurz Willies Haar und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Sei nicht mehr traurig. Bald wird wieder alles beim Alten sein“, sagte sie und Willie nickte tapfer. Danach folgte sie Lilidh die Treppe hinauf.
Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, als Kate am folgenden Tag herannahendes Hufgetrampel vernahm. Sie befand sich gerade in ihrem Gemach und lief so schnell zum Fenster, dass sie beinahe stolperte. Die Männer ritten soeben in den Hof ein, und als ihr banger Blick ihn lebend an der Seite ihres Vaters entdeckte, schloss sie für einen Augenblick erleichtert die Augen.
Die letzte Nacht hatte sie kaum ein Auge zugetan vor Sorge und auch tagsüber war sie unablässig mit den Gedanken bei ihm gewesen und William nun tatsächlich wieder zu sehen, trieb ihr Freudentränen in die Augen.
Sie sollte hinuntergehen, dachte sie, wischte kurz über ihr Gesicht und versuchte damit ihr Gemüt zu beruhigen. Dann atmete sie einmal tief durch und verließ ihr Gemach.
Als sie in den Hof trat, musste sie nicht lange nach ihm suchen, denn trotz der vielen Menschen dort, fiel ihr Blick sogleich auf seine große und kräftige Gestalt. Er trug Willie auf dem Arm und war gerade dabei, ihm ihre Beute zu zeigen.
Weitere Kostenlose Bücher