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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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banden ihre Pferde an und machten sich gleich auf die Jagd. Sie kümmerten sich nicht zunächst darum, einen geeigneten Lagerplatz zu suchen, sondern rannten, bis auf die Zähne bewaffnet, in den dichten Wald hinein.
         Coll, sein Sohn und die Maccallums hielten sich noch zurück. Es war unter Colls Würde mit seinen Männern Hals über Kopf den Wald zu stürmen, so schlug er ein gemäßigteres Tempo an, auch wenn man ihm seine Ruhelosigkeit deutlich ansah. Schließlich ließen jedoch auch sie ihre Pferde zurück und betraten den Wald.
           Das Wetter war perfekt zum Jagen, denn es war kalt und so würden sie das erlegte Wild unbeschadet zur Burg transportieren können. Es würde sogar den Tag bis zur Hochzeitsfeier überstehen und Coll und seine Männer ließen nicht davon ab immer wieder darauf hinzuweisen, ganz so als wollten sie von ihrem eigentlichen Plan ablenken. Die vorherrschende Anspannung war jedoch beinahe greifbar, als sie einzeln, in einem Abstand von ungefähr zehn Schritten den Wald betraten.
         Während Coll und Adam nach den Waldbewohnern Ausschau hielten, die gleich ihren Waffen zum Opfer fallen würden, behielten Marcus und seine Männer die Umgebung und die Mackendricks im Auge und hielten sich bereit, Williams Leben zu verteidigen.
         Auch William war wachsam. Wie die anderen achtete er auf den Feind und machte einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen. Mit seinem Bogen in der einen Hand tastete er den Boden vor sich ab, um nicht Opfer einer der von den Mackendricks ausgelegten Fallen zu werden und mit der anderen Hand umklammerte er Jamies Dolch. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, seine Sinne bis aufs Äußerste geschärft und sein Herz raste.
         Stundenlang liefen sie durch das Unterholz, bis sich langsam die Dämmerung über das Land senkte. William und seine Freunde waren noch immer vorsichtig, auch wenn ihnen inzwischen klar geworden war, dass es reines Glück sein würde, wenn sie einen Angriff, vorausgesetzt dieser war geplant, würden voraussehen können.
         Bereits nach kurzer Zeit hatten sie Coll und Adam im Dickicht verloren und wo die anderen Männer waren, wussten sie auch nicht. Hinter jedem Baum könnte sich jemand verstecken und versuchen William zu töten und sie würden es erst merken, wenn es so weit war. Außerdem würde der Anschlag sicherlich nicht ganz offensichtlich geschehen, sondern eher als Jagdunfall getarnt werden und somit noch schwieriger vorauszusehen sein.  
         Da der Tag sich nun jedoch endlich dem Ende neigte, befanden sie sich bereits auf dem Rückweg. Sie hatten nur wenig Beute bei sich und kamen somit schnell voran, als William plötzlich stehen blieb.
         Er drehte sich nach rechts und deutete wortlos auf eine Lichtung, wo seelenruhig ein Hirsch mit einem riesigen Geweih stand. Das Tier hatte sie nicht bemerkt, denn sie waren leise gewesen und der Wind stand günstig und so suchte es unbeirrt nach etwas Essbarem.
         Es schien so zutraulich und William war, als könnte er zu ihm hingehen und das mächtige Geweih berühren. Doch dies würde das Tier nicht zulassen, sobald es ihn wittern würde, würde es fliehen und das mit Recht …
         … denn es bot ein wunderbares Ziel!
         Der Gedanke brannte in seinem Kopf, und auch wenn William blitzschnell reagierte, kam es ihm vor, als würde sich alles im Zeitraffer abspielen. Er ging in die Knie und stützte sich mit seinen Händen ab, sodass er auf allen Vieren am Boden kniete. Das Zischen des Pfeils über ihm, das er dabei vernahm, klang überdeutlich in seinen Ohren nach und nur Sekunden später sah er den Hirsch zusammensacken und das noch warme Blut aus seiner Wunde hervorquellen.
         Gleich darauf hörte er Schritte, und als er aufsah, blickte er in die feindseligen Augen von Adam, der sich über das Tier beugte. Der Versuch war ihm nicht geglückt und ein Anflug von Ärger huschte über sein Gesicht, der jedoch nicht lange anhielt, denn wie aus dem Nichts kam Coll jubelnd hinzu.
         „Das hast du wunderbar gemacht, mein Sohn!“, rief er, in die Hände klatschend, und bevor er sich an die misstrauisch dreinblickenden Maccallums wandte, warf er seinem Sohn noch einen niederschmetternden Blick zu, der Adam beschämt zu Boden blicken ließ.
         So war das nicht geplant gewesen. Adam hatte zwar versuchen sollen, William aus dem Weg zu schaffen aber doch nicht vor den Augen der Maccallums. Nun wussten sie

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