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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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anderen wieder auffüllen lassen, doch nur einen Bruchteil davon auch tatsächlich getrunken. Er hatte nüchtern bleiben wollen, denn der Alkohol bewirkte häufig eine lose Zunge und er wollte nichts Unüberlegtes sagen.
         Und er war froh darüber, dass seine Begleiter nicht viel sprachen. So musste er ihnen endlich nicht mehr ständig beipflichten, wenn sie sich mit ihren Taten rühmten. Dies hatte er während der letzten Nacht zu Genüge tun müssen.
         Er selbst hatte auf ihr Drängen hin auch irgendetwas erfinden müssen, das er angeblich getan hatte und sie hatten ihm alles bereitwillig geglaubt. Er spielte seine Rolle so gut, dass sie ihn sogar schon in ihre nächsten Ausflüge einplanten. Doch William würde nie wieder an so etwas teilhaben.
         Gegen Abend, als die Dämmerung langsam einsetzte, bestimmte Wentworth, dass sie nur noch so weit reiten würden, bis sie eine Unterkunft fanden, was auf allgemeine Zustimmung stieß. Sie alle waren sehr müde und so trotteten sie lustlos, den sich vor ihnen windenden Weg entlang hinter ihrem Major her. Der Weg nahm eine Biegung und führte an einem kleinen Wäldchen vorüber, und obwohl noch weit und breit keine Schenke zu sehen war, blieb Wentworth plötzlich stehen.
         „Was war das für ein Geräusch?“, flüsterte er an den neben ihm reitenden David gewandt. Dieser hatte zwar auch etwas gehört, doch er konnte den Laut ebenso wenig zuordnen wie der Major und so zuckte er lediglich unwissend die Schultern.
         Die Männer, die ein paar Schritte zurückgeblieben waren, rückten nun auf und kamen ebenfalls zum Stehen, als das Geräusch wieder ertönte. William legte seine Hand an das Heft seines Schwertes und bemerkte, wie die anderen Männer sich ebenfalls anspannten. Nun war ihre Müdigkeit urplötzlich verflogen. Alle waren hellwach.
         „Habt ihr es …?“, begann Wentworth, als er sich zu ihnen umgedreht hatte, doch er kam nicht mehr dazu, seine Frage zu beenden.
         Urplötzlich ertönte das Geschrei, der etwa ein Dutzend Männer, die ihre Waffen schwingend aus dem Wald stürmten und sich um sie herum aufstellten, um ihnen den Weg zu versperren.
         Wegelagerer, dachte William grimmig und musterte die ihn umringenden Männer. Sein Blick kam jedoch auf dem, der nun das Wort ergriff, zum Erliegen.    
         „Wen haben wir denn da?“, sprach der groß gewachsene Rothaarige, der der Anführer zu sein schien und trat zwischen seinen Männern nach vorn. „Engländer!“, rief er mit gespielter Überraschung, als hätte er zuvor gar nicht gewusst, wen anzugreifen er den Befehl gegeben hatte. Seine Freude darüber war jedoch ganz und gar nicht gespielt. „Na, die nehmen wir immer wieder gern!“, fügte er noch hinzu und seine Männer brachen in triumphierendes Gejubel und Gejaule aus.
         Während sich seine Männer ganz ihrer Freude hingaben, blickte ihr Anführer, der in Williams Nähe stand mit einem raffgierigen Grinsen zu den Soldaten hinauf. Er witterte eine fette Beute und schien diese schon in Gedanken zu verplanen.
         Doch so einfach würde er es nicht haben, wenn es nach William ginge. Was seine Mitreisenden anging, hätte er nichts lieber gesehen, als dass diese Wegelagerer sie vor seinen Augen in Stücke rissen, für das, was sie gestern Nacht getan hatten, wäre dies die gerechte Strafe. Doch sowohl sein eigener Überlebenswille als auch das Wissen, dass diese Männer sich nicht nur auf englische Soldaten stürzten, die dies verdienten, sondern auch arme und wehrlose Leute überfielen, die sich ihrer nicht erwehren konnten, ließen ihn einen schnellen Entschluss fassen.
         „Mit solchen Aussagen solltet ihr lieber warten, bis ihr uns tatsächlich habt“, ergriff er plötzlich das Wort, zog sein Schwert und ließ es auf einen der Angreifer niedersausen.
         Eine klaffende Wunde, die sich quer über die Brust des Mannes zog, war die Folge und er fiel leblos zu Boden. Seine Begleiter griffen nun auch zu ihren Waffen und sie fanden sich mitten im Kampf wieder.
         Auch wenn sie in der Unterzahl waren, fand William ihre Lage nicht ausweglos. Sie waren beritten im Gegensatz zu ihren Angreifern und würden vielleicht sogar fliehen können. Doch sein Optimismus wurde gleich wieder zunichtegemacht.
         Er kämpfte gegen zwei Männer, die sich langsam zurückzogen. Er folgte ihnen Schritt für Schritt, als sein Pferd plötzlich den Halt verlor und stürzte.

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