Abschied nehmen
wie groß er werden sollte“, erklärte er, sah sie die Hand heben und den Ring betrachten.
„Du hast ihn gemacht?“, fragte sie schließlich und dieses eigenartige Gespräch ließ zumindest im Augenblick ihre Tränen versiegen.
„Gemacht kann man nicht sagen. Ich hatte den Ring bereits, die Größe musste lediglich angepasst werden. Es ist schön, dass er nun auch wirklich passt.“
Das war es also, was Willie nicht hatte erzählen dürfen und das er beinahe verraten hatte, ging es Kate durch den Kopf.
„Und woher hattest du den Ring?“, fragte sie und rätselte gleichzeitig darüber, worauf er wohl hinaus wollte.
„Den habe ich eine ganze Zeit lang selbst getragen. Meine Mutter hatte ihn mir auf ihrem Totenbett gegeben. Ich habe sonst nichts, das mich an sie erinnert“, sagte er und hoffte, sie würde verstehen, was er ihr damit sagen wollte.
Nun war es an ihr, sich hastig zu ihm herumzudrehen.
„Du schenkst mir etwas so Wertvolles?“, fragte sie, und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Aye, das tue ich. Immerhin hat meine Mutter mir aufgetragen, ihn dir zu geben.“
Kate sah ihn fragend an und sein Herzklopfen wurde stärker. Und nun erkannte sie auch in seinen Augen einen Anflug von Angst. Es war dieselbe Angst, die auch sie verspürt hatte.
„Als sie ihn mir gab, musste ich ihr etwas versprechen.“ William schluckte. „Sie hatte mir aufgetragen, den Ring stets meinem Herzen folgen zu lassen. Und was ich verspreche, halte ich immer“, sagte er und musste stark an sich halten, um nicht zu ihr zu laufen.
Kate senkte den Blick nun wieder und betrachtete den Ring. Wollte er ihn nun zurück, um ihn der Frau seines Herzens geben zu können, fragte sie sich. Sie konnte er doch damit nicht gemeint haben, dachte sie ungläubig.
Dann blickte sie auf und der Ausdruck in seinen Augen beseitigte all ihre Zweifel. Er hatte sie gemeint! Nur sie, dachte sie und ihre Tränen begannen, von Neuem zu fließen.
Nun hielt es auch William nicht mehr von ihr fern, und während er auf sie zueilte, ließ sie sich auf dem Bett nieder. Bei ihr angekommen hockte er sich vor sie und griff vorsichtig mit zitternder Hand nach ihrer.
„Ja, Kate, du hast mein Herz eingenommen“, flüsterte er mit erstickter Stimme und weitere Tränen rannen über ihr Gesicht. „Und das von Beginn an!“, setzte er nach, streichelte liebevoll mit dem Daumen über ihren Handrücken, während Kate noch immer auf ihn herunter sah und immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte.
Ich muss träumen, dachte sie, alles andere ist einfach unmöglich! Es muss einer von diesen schönen und gleichzeitig grausamen Träumen sein!
Doch es war kein Traum. Er war eindeutig da, sie spürte seine zärtliche Berührung, sah sein liebevolles Lächeln und in seinen Augen war nichts mehr von der Wut, die sie sonst immer darin gesehen hatte. Er lachte auch nicht über sie, wie sie es befürchtet hatte, stattdessen lag diese atemberaubende Zärtlichkeit in seinen Augen, die sie schwindelig machte.
Oh Gott, es war wahr!
Seine Worte spiegelten sich so deutlich auf seinem Gesicht wieder, dass sie keine Zweifel zuließen: Er liebte sie wirklich! Weitere Tränen rannen bei dem Gedanken über Kates Gesicht und sie schnappte vernehmlich nach Luft, während eine Hitzewoge nach der anderen durch ihren Körper strömte.
Ihre Gedanken überschlugen sich beinahe, als sie ihre Erinnerungen nach Hinweisen auf seine Gefühle durchsuchte und während ihre Augen ruhelos in seinem Gesicht forschten, kamen ihr immer mehr Situationen in den Sinn, in denen seine Zuneigung so offensichtlich gewesen war. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein, fragte sie sich stumm, denn ihre Kehle war zu zugeschnürt, um Worte durchzulassen. Wie konnte ich ihn nur so falsch einschätzen? Und als ihr nun klar wurde, welche Folgen ihre falsche Einschätzung gehabt hatte, hielt ihr ruheloser Blick plötzlich inne. Sie riss vor Schreck die Augen auf, sah verzagt zu ihm hinunter und fand endlich ihre Stimme wieder.
„Ich war so unglaublich grausam zu dir“, sagte sie.
Sie hatte stets angenommen, dass er sie nicht leiden konnte und ihn hart dafür gestraft und nun wurde ihr klar wie hart.
„Aye und das vom ersten Augenblick an!“, gab William mit einem Lächeln zurück. „Ich
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