Abschied nehmen
Letzte, der ihn gegen Mittag aufsuchte und ihm, wie seine vier Vorredner das Versprechen abnahm, diese guten Neuigkeiten gemeinsam zu feiern und seit dem wartete William bis zum Abend vergeblich auf einen Besuch von Kate.
In der Schmiede gab es zu viel zu tun, als dass er sich selbst hätte, auf die Suche nach ihr machen können und so war er gezwungen so lange auszuharren, bis er am Abend seine Arbeit niederlegen und sich von Tom und Willie verabschieden konnte.
Nach ihr Ausschau haltend, überquerte er langsam den Hof, und als er sie mit einem großen Korb mit Wäsche auf dem Arm erblickte, beschleunigte er seinen Schritt.
„Der sieht schwer aus!“, bemerkte er, als er sie eingeholt hatte und froh endlich seine Stimme zu hören, drehte Kate sich strahlend zu ihm um.
„Aye, das ist er“, schnaubte sie, die Last verlagernd und unheimlich froh, dass nun, wo er da war, sie ihr gleich abgenommen würde.
Doch William machte keinerlei Anstalten, ihr den Korb abzunehmen und angesichts seines Benehmens schwand ihr Lächeln und sie schürzte missbilligend die Lippen. Was war denn nur los mit ihm? Diese fehlende Hilfsbereitschaft war doch sonst auch nicht seine Art, und wie sie sich mit dem Korb abmühte, konnte ihm einfach nicht entgangen sein. Sie sah ihn verärgert an, doch schon im nächsten Moment glättete sich ihre Stirn, als ihre wortlose Kritik scheinbar ihre Wirkung tat. William hob nämlich seine Arme, die er bis eben noch hatte locker an seinem Körper hinabhängen lassen und in der Annahme er würde ihr das Gewicht gleich abnehmen, breitete sich ein dankbares Lächeln auf Kates Gesicht aus.
Doch schon wieder täuschte sie sich, denn statt ihr den schweren Korb abzunehmen, verschränkte er seine Arme vor der Brust und betrachtete sie mit einem übertrieben zuvorkommenden Grinsen.
Kates Empörung kehrte schlagartig wieder.
„Willst du ihn mir denn nicht abnehmen?“, fragte sie nun ärgerlich, mit dem Kopf auf den Korb deutend und William schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen.
„Das würde ich gerne“, erwiderte er, als er sich jedoch noch immer nicht rührte, runzelte Kate die Stirn.
„Und was genau hält dich davon ab?“, hakte sie nach.
„Na ja, ich denke da nur an das letzte Mal, als ich dir helfen wollte, da warst du alles andere als begeistert, deshalb dachte ich, eh ich mir einen weiteren Tadel von dir einfange, lasse ich dich lieber selbst machen, was du dir vorgenommen hast“, schloss er breit grinsend und wich scheinbar beiläufig dem Tritt aus, den sie ihm verpassen wollte.
„Wenn du nicht sofort diesen Korb an dich nimmst, dann schreie ich!“, warnte Kate zwischen zusammengebissenen Zähnen und schnaubte angesichts der Anstrengung.
„Kannst du dich denn mal entscheiden. Mal soll ich dir helfen und mal nicht, welcher Mann soll denn da noch durchblicken!“
Er zuckte die Schultern und warf ratlos die Hände in die Höhe.
„William!“, zischte Kate daraufhin und eh sie wirklich böse auf ihn wurde, beeilte er sich nun doch, ihr den Korb abzunehmen.
„Ist ja schon gut! Ich nehme ihn!“, lenkte er ein und nahm ihr mühelos die Last ab.
Die Hände nun endlich frei strich Kate sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Als sie das erledigt hatte, trat sie einen Schritt auf ihn zu.
„Mach das nicht noch einmal“, sagte sie und kniff ihn in den Arm.
„Autsch!“, rief William mit einem schmerzverzerrten Grinsen.
„Das hast du nicht anders verdient!“, gab sie zu bedenken und versuchte weiterhin verärgert zu wirken, doch die Freude über seine Anwesenheit war stärker und so konnte sie das Grinsen, das nun ihr Gesicht erhellte nicht zurückhalten.
Sie hakte sich bei ihm ein und deutete quer über den Hof, um ihm den Weg zu weisen. Ihr Ziel waren die Wäscheleinen.
„Hattest du heute viel zu tun?“, fragte William und versuchte seine Stimme so beiläufig klingen zu lassen, wie er nur konnte.
Er wollte wissen, weshalb sie sich den ganzen Tag nicht hatte sehen lassen, doch er wollte ihr keinesfalls das Gefühl geben, dass er das erwartet hatte. In Wirklichkeit hatte er es oder besser gesagt, er hatte es sich gewünscht, doch dies behielt er vorerst für sich. Vielleicht hatte sie sich ganz bewusst dagegen entschieden, weil sie mal Ruhe von ihm brauchte und
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