Abschied nehmen
somit den laschen Knoten noch weiter festgezurrt.
Inzwischen hatte sich das kleine Scharmützel etwas auseinandergezogen und um ihn herum waren nun überall Wegelagerer, die gegen Schotten in Kilts kämpften.
„Schneidet mich los, dann helfe ich Euch!“ William streckte einem der Schotten seine Hände entgegen, doch dieser warf ihm lediglich einen flüchtigen Blick zu und statt auf seine Bitte einzugehen, kämpfte er weiter.
Es war hoffnungslos, dachte William resigniert, doch sein Kampfgeist wurde wieder geweckt, als sich gleich darauf sein Wächter auf ihn stürzte und ihn zu Boden riss. Dieser schmächtige, zerlumpte Mann prügelte laut lachend auf ihn ein und William versuchte alles, um den Schlägen auszuweichen. Dies war nämlich seine einzige Möglichkeit sich zu wehren, denn sein Angreifer hatte seinen Körper zwischen Williams gefesselten Händen durchgesteckt und lehnte sich nun dagegen, damit dieser sie nicht über seinen Kopf hinweg heben und sich verteidigen konnte.
Immer häufiger landete sein stinkender Widersacher einen Treffer in Williams Gesicht, denn seine Bewegungsfreiheit war sehr eingeschränkt und mit seiner Kraft schwand auch immer weiter sein Mut, bis plötzlich etwas vollkommen Unerwartetes geschah.
Seine Fesseln lösten sich mit einem Mal und er konnte endlich den Angriffen Einhalt gebieten. Mit einem gezielten Schlag auf die Nase befreite er sich von dem auf ihm sitzenden Mann und sprang auf die Beine.
„Hey, Sassenach!“, rief ihm eine tiefe Stimme hinter ihm zu, und als William sich in die Richtung drehte, warf der Schotte, den er gerade um Hilfe gebeten hatte, ihm ein Schwert zu. William fing es mit der Linken auf und versenkte es voller Genugtuung in der Brust seines noch immer verblüfft am Boden liegenden Peinigers.
Als er dies erledigt hatte, nahm er Stellung an der Seite des Schotten ein und sie kämpften vereint gegen ihren gemeinsamen Feind, bis dieser entweder tot oder geflohen war.
Anschließend sank William zu Boden und die Sterne am Himmel waren nicht die Einzigen, die vor seinen Augen umherschwirrten.
„Von einem solch kleinen Kampf macht der Junge schon schlapp. Wie kann die englische Armee denn nur ihre Schlachten gewinnen?“
Die fünf Männer hatten sich um den einen, den sie Marcus nannten und der der Kopf der Gruppe zu sein schien, versammelt und spotteten über William.
„Das frage ich mich auch, Alec. Aber es ist doch allseits bekannt, was für Schlappschwänze die Sassenachs sind.“ Der Hohn und die Abscheu in seiner Stimme waren nicht zu überhören, und auch wenn William das Gesicht des Mannes nicht sah, da sie sich von ihm weggedreht hatten, konnte er sich den Ausdruck genau vorstellen.
Marcus, derjenige, mit dem er gerade gemeinsam gekämpft hatte, beugte sich mit einem Mal über ihn.
„Hugh, steh nicht herum und schwing große Reden, sondern hol etwas Wasser vom Wagen, der Junge ist verletzt“, sagte er zu dem Mann, der eben gesprochen hatte. Dieser befolgte den Befehl ohne Widerworte und wenige Augenblicke später kehrte er mit Wasser und einer kleinen hölzernen Kiste zurück.
Marcus hockte sich hinter William und legte seinen Kopf sanft auf seine massiven Oberschenkel. Dann goss er etwas Wasser in den Becher und führte ihn an seine Lippen. William schluckte begierig.
Alec, Hugh und die zwei anderen Männer, von denen einer Angus und der andere Ian hieß, machten sich daran, den Wagen und ihre Pferde auf fehlende Sachen zu überprüfen.
Der Mann, den sie Robert riefen, ließ sich derweil neben Marcus nieder. Er sagte zwar nichts, doch die Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen, sprachen Bände. Sie schienen einen Streit allein über die Augen zu führen und William wusste, dass er Gegenstand dessen war.
Als Marcus einen Dolch aus seiner Socke hervorholte, wurden Williams Augen ganz groß. Er dachte nun hätte sein letztes Stündlein geschlagen, denn er wusste, er würde sich nicht aus dem Griff dieses Mannes befreien können.
„Ganz ruhig. Wenn ich dich hätte töten wollen, hätte ich wohl kaum unser Wasser an dich
verschwendet“, besänftigte er ihn und legte mit einem geschickten Schnitt seinen Oberarm frei.
Mit einem Blick des Missfallens stand Robert auf und ging hinüber zu seinen Freunden. Marcus’ Verhalten schien ihm absolut nicht zu gefallen,
Weitere Kostenlose Bücher